Die Chillihounds aus Göteborg mussten seit ihrer Gründung im Jahr 2003 erst einen einzigen Line-up-Wechsel verkraften. Und selbst Carl Linnaeus, der neue Mann an den vier dicken Saiten ist nun bereits seit über fünf Jahren mit von der Partie. Auf mehrere Demos sowie die Debütscheibe "The Album" (die im April 2007 erschien) können die Skandinavier bereits zurückblicken und (fast) als 'Weihnachts-Baby' (da am 23. Dezember erschienen) liegt nun mit "Shake Your Skull" das zweite Werk vor.
Als 'zeitlos' bewirbt das Label die zehn neuen Songs, was man grundsätzlich erst mal so stehen lassen kann. Denn was die Chillihounds hier zelebrieren, ist klassischer Rock bzw. Hardrock mit einer gehörigen Dosis Blues. Die ebenfalls von der Plattenfirma genannten Referenz-Bands Lynyrd Skynyrd, Ted Nugent und T. Rex kann ich zwar nur bedingt nachvollziehen, aber grundsätzlich sind die Tracks natürlich aus derselben Wolle gestrickt. Etwas 'schmutziger', irgendwie mehr 'englisch' als 'amerikanisch' klingt der Sound, wodurch ich sehr angenehm an The Pirates (der Truppe um den Gitarristen Mick Green) erinnert werde, die etwa ab der zweiten Hälfte der Siebziger unterwegs waren (nachdem man in den Sechzigern bereits als Johnny Kidd & The Pirates für Furore sorgte).
Aber zurück zu den Chillihounds: Erfreulich rau, mit vielen Ecken und Kanten sowie einem deutlichen Seventies-Einschlag versehen geht es auch hier zu. Der Bass und das Schlagzeug erledigen die kraftvoll zupackende Basisarbeit, über die dann die Gitarren nach Herzenslust rocken und rollen können. Soviel Charme der wie frei von der Leber weg gespielte Sound auch hat, manchmal scheint er mir leider ein bisschen zu dünn zu sein. Eine Hochglanz-Produktion wäre hier ganz sicher vollkommen unangebracht gewesen, aber ein wenig mehr Druck hätte es ruhig sein dürfen. Wobei das auch Ansichtsache sein mag, denn blutleer oder leicht wie ein Blatt im Wind hören sich die zehn Nummern keinesfalls an.
Insgesamt wird also herzhaft gerockt und das Album macht viel Spaß. Das Songmaterial ist unbekümmert frei von jeglichem Hit-Potenzial, aber dennoch so wunderbar eingängig, dass es eine Freude sein dürfte, das Quartett auch auf der Bühne erleben zu dürfen. Und um die Spannung aufrecht zu erhalten, kommen immer wieder Einschübe der Blues-Harp, die dem sowieso schon vom Zwölftakter inspirierten Haufen noch mal ein paar Hummeln mehr in den Allerwertesten blasen. So in etwa wie beim shuffeligen "Evil Mind Blues" mit einer schönen Slide-Gitarre, hier allerdings ohne die Harmonika. Die ist dann für "Cain" allerdings sogar verstärkt am Start.
Ein klarer Anspieltipp ist auch der Opener "No Vacation", der nach kurzer Feedback-Orgie einer Gitarre mit einem powervollen Bass loslegt. Die folgenden Riffs sind erfrischend unprätentiös, der Refrain eine wahre Pracht für das geschundene Rock'n'Roller-Herz. Zweiter und letzter Kritikpunkt wäre, dass Gabriel Aadlands Gesang manchmal auch ein bisschen kraftvoller sein könnte, aber bei den allermeisten Tracks kommt auch der richtig gut. Mit Background Vocals könnten da locker und ohne großen Aufwand die wenigen Lücken geschlossen werden. Klasse auch das Stück sowie die dazugehörige, immer wieder ernüchternde Feststellung "Love Pays No Rent".
Klar, zugegebenermaßen war alles hier Gehörte schon mal irgendwann und irgendwo da, aber die Spielfreude, das gute Songwriting und die gesunde Prise 'Mir-doch-egal-obs-euch-gefällt'-Attitüde machen einfach großen Spaß und "Shake Your Skull" zum Gewinner. Neben dem bereits genannten Opener und auch "Love Pays No Rent" kann ich euch noch "Mark Of Cain" (der 'böse' Nachfolger des Songs "Cain") und den Rausschmeißer "Control" (mit einem spacigen Bass und einer sich zu Beginn nach AC/DC anhörenden Rhythmus-Gitarre) ans Herz legen. Herrlich authentischer Rock, der tief in den siebziger Jahren verwurzelt ist und sich einen feuchten Kehricht um so schnöde Wörter wie 'Massentauglichkeit' kümmert.
Line-up:
Gabriel Aadland (guitars, lead vocals)
Daniel Hessel (lead guitars)
Carl Linnaeus (bass)
Stefan Johansson (drums)
Tracklist |
01:No Vacation
02:Taking Off
03:Back In The Game
04:Evil Mind Blues
05:Cain
06:Mark Of Cain
07:Heartbeater
08:Love Pays No Rent
09:1979
10:Control
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