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The Chocolate Watchband / I'm Not Like Everybody Else
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Es mag zwar sein, dass der Reunion-Wahnsinn - wie einige behaupten - immer unsinniger und bei weitem eben nicht immer von den Fans befürwortet seine Kreise zieht, aber hin und wieder kann man dann doch mal kleine Perlen entdecken. Bandnamen, die man zwar noch nie gehört hatte, dies aber fast schon bereut, wenn man dann die jeweiligen Tracks vor die Ohren bekommt. Einer dieser Fälle ist The Chocolate Watchband aus dem sonnigen Kalifornien, die uns vor wenigen Wochen ihr neues Album "I'm Not Like Everybody Else" präsentierten.
Das eigentliche, oder besser gesagt ursprüngliche Schaffen des Quintetts fand in den Jahren von 1965 bis 1970 statt. Die Band galt damals im Südwesten der USA als schwer angesagte Garage- und Psych Band, die es auch auf immerhin drei Alben brachte, von denen mehrere Songs als Soundtrack für (heute längst vergessene) Kinofilme dienten. Aber wie dem auch sei, im Jahr 1999 kamen die Musiker erstmals wieder zusammen und spielten seither doch deutlich mehr Konzerte, als sie es selbst für möglich gehalten hätten. 2014 ging es schließlich wieder ins Aufnahmestudio.
Dort setzte The Chocolate Watchband den kompletten Einsatz auf ihre Vergangenheit. Überraschend (oder auch nicht) wurden dreizehn Fan-Favoriten der damaligen Zeit noch einmal neu aufgenommen. Wer nun einen müden Aufguss erwartet, sollte sich allerdings warm anziehen, denn nicht nur haben die Amerikaner immer noch jede Menge Feuer unter dem Allerwertesten, als Aufnahmeequipment benutzten sie auch noch Original-Instrumente sowie Aufnahmegeräte aus der damaligen Zeit. Immerhin drei der Originalmitglieder sind hier am Start, der Gitarrist Tim Abbott stieß 1967 zur Band und Alby Cozzette stellt sowas wie das Nesthäkchen dar.
Bereits der instrumentale Psychedelic-Opener "Expo 2000" macht deutlich, dass wir es hier nicht mit einem müden Abklatsch, sondern richtig cooler Mucke zu tun haben. Und auch die weiteren Nummern erweisen sich als melodiöse Rocker sowie Groover mit jeder Menge Ecken und Kanten, die so gar nicht in das (auch damalige) Pop-Schema pass(t)en. Gab es in den Sechzigern eigentlich irgendjemanden, der Bob Dylan nicht coverte? Sicherlich, aber dafür mindestens genauso viele Combos, die genau das taten. Die Wahl der Chocolate Watchband fiel dabei auf "It's All Over Now, Baby Blue". Eine durchaus coole Version, selbst wenn die von Them (mit Van Morrison) wohl für immer unerreicht bleibt.
Auch sämtliche Eigenkompositionen machen richtig fett Spaß. Die Nummer, die aber schon beim ersten Durchlauf regelrecht in die Gehörgänge springt, ist mit dem Titeltrack ein weiteres Cover. Und dieses, wie sich zu meiner nächsten großen Überraschung herausstellte, im Original von niemand anderem als den von mir nach wie vor so gut wie unentdeckten The Kinks. Da muss sich auch der Rezensent tatsächlich mal in die Verantwortung nehmen und eine (offensichtlich) riesengroße Lücke auf seiner Musiklandkarte endlich schließen.
Aber um wieder auf The Chocolate Watchband zurück zu kommen: Die bereits erwähnten Songs sowie richtig starke Nummern der Marke "I Ain't No Miracle Worker", "Are You Gonna Be There (At The Love-In)", "Sitting There Standing" oder "Gone And Passes By" werden euch beim Anchecken sehr schnell vermitteln, ob "I'm Not Like Everybody Else" nach 'Kaufen' schreit. Der Retro-Sound ist durch die Bank gelungen und klingt klasse, selbst wenn sich Frontmann David Aguilar natürlich nicht mehr wie Zwanzig anhört. Aber - und das ist das Entscheidende - wie Sechzig erst recht nicht.
Das Feuer ist immer noch da und brennt lichterloh.
Line-up:
David Aguilar (harmonica, percussion, lead vocals) Bill Flores (bass) Gary Andrijasevich (drums, background vocals) Tim Abbott (lead guitars, sitar, bazooki, keyboards, harmonica, flute, background vocals) Alby Cozzette (acoustic-, electric- & 12-string guitars, background vocals)
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