Chromopila / Tausend Schatten
Tausend Schatten Spielzeit: 28:33
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Deutsch Punk Rock

Review vom 03.10.2010


Mike Kempf
Man nimmt was zu sich, was auf Anhieb die Geschmacksnerven positiv stimmt, doch man meint, es könnte noch besser schmecken, wenn die Rezeptur noch perfekter abgeschmeckt wird. Aufs musikalische gemünzt passt der Vergleich von Chromopilas ersten Album Pornöse Töne und folgendes "Tausend Schatten". Hatte schon ihr Debüt-Album bei mir für Beachtung gesorgt, so hat das saarländische Quartett noch eine Schippe draufgelegt, zwar nicht was die Spielzeit angeht, aber bei der Songschmiederei!
Opener "Blätter im Herbst" rockt in allerbesten Deutsch Rock aus den Boxen und erinnert zum Teil an ihren Wurzeln, dem Punk! Doch während einige Punk-Bands nur auf ein provokantes Text-Image Wert legen und dadurch oftmals die musikalische Qualität leidet, findet der Vierer den Mittelweg zwischen eingespielten Instrumentalisten und tollen Textpassagen, die hervorragend von Sänger Christopher Heisel in Szene gesetzt werden. Der Mann hat richtige 'Eier' und besticht mit nikotin- und alkoholgetränkten Stimmbändern. Sauber Christopher! Drummer Julian Becker leitet "Deine Mama" ein. Hier verbietet eine Mama ihrer Tochter mit Christopher zu tanzen, weil dieser zu berichten weiß: »Ich ein böser Junge bin«. Leadgitarrist Thomas Rupp wertet durch kraftvolle Soli das Teil enorm auf und avanciert diesen Song zu meinem ersten Anspieltipp!
Folgendes "Wegrand" ist eine sehr anspruchsvolle Ballade, die die Vielseitigkeit der Band unterstreicht. Auch hier kein sinnloses »Blabla«, sondern niveauvolles Textgut was aus Heisels Kehle geboten wird! Nach der Ruhephase wird das Tempo gewaltig angezogen und es gibt "Unser neuer Held" aufs Hirn. Hier demonstriert Rupp ein weiteres Mal seine Fähigkeiten um erstklassige Soloattacken auf seiner Stromklampfe zu zaubern. Der 'Mann im Ohr' ist mir schon einige Male begegnet, aber noch nie der "Mann im Mond". Wie sollte auch? Nun gut, die Kapelle sorgt für eine neue Bekanntschaft und sticht zum wiederholten Male durch die anspruchsvollen Textzeilen hervor. Oh ja! "Baby Baby" bringt mein Blutdruck in ungeahnte Messwerte. Das Teil fetzt in allerbester Hard- und Punk Rock-Manier auf meine Trommelfelle. Erstklassige Gitarrenläufe Rupps, hammerharte Drums Beckers, der röhrende Bass Giertens und der rotzfreche Gesang Heisels sorgen für meinen zweiten Anspieltipp! Zum Ende präsentieren sie mit "Tausend Schatten" den Titeltrack der Platte. Irgendwie logisch, dass sie weiterhin ohne Bremsen musizierend ins Ziel rauschen und für ein weiteres Ausrufezeichen sorgen!
Wie bereits oben erwähnt ist "Pornöse Töne" schon nicht von schlechten Eltern. Umso mehr freut es mich, dass die Band einen weiteren Schritt nach vorn getan hat! So wirkt gegenüber ihrer vorherigen Platte alles reifer, dynamischer und ungebremst. Für meinen Geschmack hat sich die Truppe endgültig freigeschwommen! Während die Rhythmusfraktion um Gierten und Becker fehlerfrei den Takt vorgeben, demonstriert Heisel mit ungeschönten, rauen Gesangseinlagen, eine wahre Rockröhre und Rupp beweist, dass er zu einem tollen Leadgitarristen herangereift ist! Zwar erscheint mir die Spielzeit von einer knappen halben Stunde etwas gering, doch wer bereit ist zehn Euro zu investieren, der kann nichts verkehrt machen! Guter Deutsch-Rock mit reichlich Punk im Stil von den Toten Hosen dürfte der Combo reichlich Postwege bescheren, kann man den Silberling ab den 1. Oktober doch auf deren Homepage beziehen und sind sie für den Versand selbst verantwortlich.
Line-up:
Christopher Heisel (vocals, guitar)
Thomas Rupp (leadguitar)
Dennis Gierten (bass)
Julian Becker (drums)
Tracklist
01:Blätter im Herbst
02:Deine Mama
03:Wegrand
04:Unser neuer Held
05:Mann im Mond
06:Baby Baby
07:Tausend Schatten
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