Church Of Misery / Houses Of The Unholy
Houses Of The Unholy Spielzeit: 48:15
Medium: CD
Label: Rise Above, 2009
Stil: Stoner, Doom Metal

Review vom 28.05.2009


Andrea Groh
Halten Doomer eigentlich Winterschlaf? Lee Dorian scheint es zu tun, denn seit Oktober 2008 herrschte Funkstille bei Neuerscheinungen von Rise Above. Nun, da langsam selbst in England die Temperaturen steigen, ist er wohl wieder wach geworden und die ersten beiden Veröffentlichungen für 2009 stehen an.
Eine davon ist das neueste Werk der Japaner Church Of Misery. Wem die etwas exotische Herkunft noch nicht interessant genug ist, dann vielleicht die Tatsache, dass fast alle ihrer Songs von Serienmördern handeln (spontan fällt mir nur eine andere Band mit ähnlicher Ausrichtung ein: Macabre), deren Name stets in Klammern angegeben ist. Seit ihrer Gründung 1995 haben sie einige EPs, CDs und DVDs herausgebracht und waren an Tribute-CDs (Trouble, Death SS, Black Widow) und Splits mit anderen Bands beteiligt. Insgesamt über 20 Veröffentlichungen, die ich hier natürlich nicht alle aufzählen will.
Hier nur mal ein Auszug, alleine um einen Einblick in die Plattentitel und Namen der Plattenfirmen zu geben: "Taste The Pain", MCD (1998 Bad Acid Trip Records), "Murder Company", 10" EP (1999 Man's Ruin Records), "Master Of Brutality", CD (2001 Southern Lord Records), "Boston Strangler", 12" EP/MCD (2002 Kult Of Nihilow Records), "The Second Coming", CD (2004 Diwphalanx Records), "Dennis Nilsen", 12" EP (2008 Kult Of Nihilow).
Irgendwie macht das einen schrägen Eindruck, oder? Manches auf Vinyl wird für horrende Preise gehandelt. Das schreit nach Kult! Und nach mehr für den westlichen Markt.
Das dachte sich Lee wohl auch und entdeckte Church Of Misery für sein Label, auf dem nun 2009 die CD "Houses Of The Unholy" erscheint. Ob der Titel wohl eine Anspielung auf Led Zeppelins "House Of The Holy" ist? Oder einfach nur die Bezeichnung für die Wohnung der Serienmörder? Von denen begegnen uns dieses Mal u.a. Albert Fish (der auch das Cover ziert), Richard Speck und Adolfo de Jesus Constanzo. "Master Heartache" ist als einziges keinem Killer gewidmet, weil es sich um eine Coverversion von Sir Lord Baltimore handelt.
Musikalisch orientieren sich die Japaner bei ihren eigenen Songs ganz klar an Black Sabbath in der Ozzy-Phase und zwar stellenweise so sehr, dass es schon fast als dreist zu bezeichnen ist (dieses Adjektiv muss definitiv fallen, wenn ich sehe, dass man sich nicht scheut, das "Flying Demon"-Symbol zu verwenden). Es ist immer wieder interessant zu hören, wie viele Bands sich bei diesem großen Vorbild bedienen, bestimmte Elemente in ihren eigenen Sound übernehmen und sich dann doch voneinander unterscheiden.
Church Of Misery klingen recht noisig und gleichzeitig etwas psychedelisch, berufen sich auf noch weitere 70er Heavy Rock-Bands wie Cactus und Budgie, daneben auch auf Krautrock wie
Guru Guru und Can, aber auch auf fiesere Spielarten wie Thrash, Crust und Hardcore, was dann ihre aggressivere Seite geprägt hat.
Letztere wird noch verstärkt durch den Einsatz von Sprachaufzeichnungen, was bei der Serienkiller-Thematik durchaus Sinn macht, so erklärt das Sample bei "Born To Raise Hell", dass Richard Speck anhand einer Tätowierung mit diesem Satz identifiziert und verhaftet wurde.
Fröhliche oder harmonische Musik ist hier auf gar keinen Fall zu erwarten, auch mit langsamem und epischem Doom hat sie nicht so viel gemeinsam, es ist eher die raue Sludge/Stoner-Ecke (jedoch ohne Wüstenfeeling).
"Houses Of The Unholy" will hässlich und böse sein.
Wer dieses Spiel mitspielen und eine interessante Reise in die unheiligen Häuser der Serienmörder wagen will, sei willkommen. Aber behaupte hinterher niemand, es hätte keine Warnung gegeben.
Line-up:
Tom Sutton (guitars)
Tatsu Mikami (bass)
Junji Narita (drums)
Yoshiakki Negishi (vocals)
Tracklist
01:El Padrino (Adolfo de Jesus Constanzo) [8:51]
02:Shotgun Boogie (James Oliver Huberty) [4:16]
03:The Gray Man (Albert Fish) [5:46]
04:Blood Sucking Freak (Richard Trenton Chase) [8:34]
05:Master Heartache [5:17]
06:Born to Raise Hell (Richard Speck) [7:33]
07:Badlands (Charles Starkweather & Caril Fugate) [7:58]
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