Cinema / The Magix Box
Magix Box Spielzeit: 52:23
Medium: CD
Label: Sonnenwind Records, 2012
Stil: Instrumental

Review vom 18.03.2013


Ulli Heiser
Alltag im Redaktionsgeschäft: Es wird gewartet, bis die Lieblingstruppe mal wieder ein neues Album auf den Markt wirft. Es wird gewartet, bis die schon tausendmal gesehene Lieblingstruppe wieder im Lieblingsclub auftritt. Da bleibt selten Zeit für Neues. Warum sollte man sich auch Neuem zuwenden, wenn das Bekannte doch schon seit Jahrzehnten ein bequemes und gemütliches Dasein im Hirn fristet?
Ganz einfach, weil es die Natur so vorgesehen hat: sich weiterentwickeln und Neues entdecken. Und manchmal entdeckt man Sachen, die man schon längst hätte kennen müssen/können/sollen. Eine zweite Chance also, Versäumtes nachzuholen, so man denn will...
Jürgen 'Pöngse' Krutzsch, um den geht es bei diesem Review. Anlässlich seines neuen, elektronischen Albums "The Magix Box", hat mir der Musiker gleich eine Platte seiner 'alten' Band Tibet mitgeschickt. Weil er dachte, diese Gruppe sollte in den RockTimes-Index. Und er hat sowas von Recht. Mir ist damals in den Siebzigern diese Krautrock-Truppe durch die Lappen gegangen. Unverständlich auf der einen Seite, aber vielleicht auch normal, denn das kompatible Angebot zu jenen Zeiten war zwar enorm, die Möglichkeiten, alles Gute zu erfassen, beschränkt auf bei-Freunden-hören, oder im-Plattenladen-finden. Aber da Redaktionsalltag auch bedeuten kann, sich unbekannten Namen zu nähern kann man das alles nachholen...
Tibet kommt später, jetzt geht es erst einmal um Pöngses Einmannprojekt Cinema. Dort, wo diese Musik komponiert wurde, kennt man den Musiker, denn sein Studio befindet sich in einer Kneipe. In der Musikkneipe Alt Werdohl, deren Wirt er ist. Eigentlich wollte er die alte Band Tibet wiederbeleben, doch die anderen Musiker sind im Lande verstreut, haben Berufe und so widmete sich der ruhelose Jürgen seinem Projekt Cinema.
Bereits 1985 gab es eine Cinema-LP sowie eine Single. In Japan fanden diese große Aufmerksamkeit, daher ging ein Teil der Erstauflage von "The Magix Box" auch ins Land der aufgehenden Sonne.
Der Name Cinema ist perfekt gewählt, denn wie so oft bei elektronischer Instrumentalmusik, kann man auch vorliegendem Output attestieren, perfektes Kopfkino-Material für diejenigen zu liefern, die 'diese Filme' gerne sehen. Welches Programm hätten Sie denn gerne? Es gibt fast alles, von der schweren Kirchenorgel und Mönchschören über Techno/Trance-Rhythmen, Jan Hammer-Klängen zu afrikanisch und orientalisch Gefärbtem.
Die Musik entstand natürlich an Computern und Synthesizern. Das ist normal für diese Art von Musik, aber stellenweise wird eine enorme Percussion-Dynamik geboten. Auch richtige Gitarren kommen zum Einsatz. Pöngse selbst spielt am Sechssaiter, aber da er nach Jahrzehnten Tibet-Pause seine Gitarrenvirtuosität etwas eingerostet empfand, wurde mit Benjamin Peiser ein Flinkefinger für "Dancing Dolphins", "Monastery Of Madness" sowie "222 Dreams" angeheuert. Nicht unerwähnt soll Jürgens Freundin Brigitte Grafe bleiben, die ihm half, all seine Ideen umzusetzen.
Also Freunde des Kopfkinos, "The Magix Box" ist hervorragendes Futter für eure Reisen und klanglich hervorragend von Eroc in Szene gesetzt. Meine (schreiberische) Reise geht nach 'Tibet'. Ich freue mich jetzt schon auf diese alten, krautigen Tunes. Wir lesen uns...
Line-up:
Jürgen 'Pöngse' Krutzsch (programming, keyboards, guitar)
Brigitte Grafe (programming, perc)
Benjamin Peiser (lead guitar - #1,2,4)
Tracklist
01:Dancing Dolphins
02:Monastery Of Madness
03:Beyond Andromeda
04:222 Dreams
05:African Queen
06:Al-Andalus
07:Coloring Clouds
08:Oriental Breeze
09:Distand Bells
10:Total Transition
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