Nach dem einigermaßen unkreativen Flach-Polycarbonat namens Delusions Of Grandeur hatte Zak Stevens mit seiner Mannschaft einiges wieder gutzumachen. Gesagt - getan. Mit dem nunmehr fünften Studioalbum von und mit Circle II Circle vollbringt Mr. Stevens Großes. Schon das CD-Cover verspricht das, was der Inhalt hält: Nach dem künstlich verschwurbelten Möchtegern-Fantasy-Gedöns des Vorgängers verspricht der erste Blick nun gleich eine spannende Geschichte aus der wahren Welt. "Consequence Of Power" ist ein Konzeptalbum und handelt von dunklen Verstrickungen zwischen der US-Regierung und üblen Drogenkartellen irgendwo im Grenzgebiet der USA zu Mexiko. Der Protagonist der Story verliebt sich in eine Doppelagentin, wird ganz tief in die ganze Geschichte mit reingezogen - es gibt auch Tote, und ... naja, am Besten selbst zulegen und erforschen. Denn:
Die musikalische Umsetzung wird den spannenden Verstrickungen der Geschichte bestens gerecht! Dabei schaffen es Circle II Circle, sich wieder auf alte Stärken zurückzubesinnen, und gleichzeitig erstaunlich wenig wie eine Savatage-Tiefkühlpizza nach 15 Minuten Mikrowelle zu klingen! Was durchaus Savatage-Qualitäten hat, das sind die hochklassigen Hooklines, die formidablen Hymnen, die Zak Stevens dem Hörer mit seiner nach wie vor unnachahmlichen Ausnahmestimme auf die Akustikmembran presst. Und diese Melodien sind so dramatisch wie der besungene Stoff; sie wirken viel leidenschaftlicher als zuletzt, weil eben auch die Qualität der Kompositionen passt! Vehement groovender, Riff-betonter Power Metal, für den, wenn nicht schon vorhanden, der Begriff 'Riff-betont' erfunden worden wäre, und technisch wie dynamisch abwechslungsreiche Drives statt einfältigem Durchgebolze.
Mit Hochspannung beginnen "Whispers In Vain" und "Episodes Of Mania" - beim Aufbau der Strophen knistert es wie zu besten Queensrÿche-Zeiten - Teile dessen könnten auch auf Operation: Mindcrime stehen; und nein - ich halluziniere nicht, glaube ich ... Bei "Take Back Yesterday" ganz ähnlich: der Drive der Rhythmus-Gitarre, die angespannten Harmonien der Lead Gitarre ... doch dann entwickeln sich die Stücke völlig eigenständig, entweder in die etwas theatralische, bombastische Savatage-Richtung oder in düsteren Power Metal, der bei Stücken wie "Out Of Nowhere", "Remember" oder "Mirage" den Ton angibt - prachtvolle Megatonnen-Lichtausknipser der Marke Nevermore, Brainstorm, Symphorce. Ein sensationelles, stählernes Riff-Feuerwerk, bei dem mir sogar immer mal wieder Judas Priest in den Sinn kommen - das Ganze ist allerdings düsterer, furchteinflößender.
So schmieden Stevens und Konsorten eine Power-Perle nach der anderen frei von jeder Spur verlegener Mittelmaß-Konstrukte, wie sie das Bild des letzten Albums noch bestimmt hatten ... und heben sich dennoch die Highlights bis zum Schluss auf. Bei den beiden Schlusstracks kommt der latente Prog-Touch des Album am Klarsten zum Vorschein. "Anathema" ist episch, ist heavy, bezaubert mit lyrischen Versatzstücken, perfekt inszenierten Wechseln und nicht zuletzt Gänsehaut erregenden Gitarrensoli. Die inbrünstig und wehmütig vorgetragene Powerballade "Blood Of An Angel" rundet die Scheibe perfekt ab, ist nochmal ein theatralisches Stück Savatage auf einem Album, das jedoch insgesamt erfrischend frei von Blaupausen aus der Vergangenheit ist. Einfach nur viele gute Songideen, viel Herzblut und Leidenschaft, viel mitreißende Power und erhabenes Feeling - viel, viel Circle II Circle.
Einen fetten Glückwunsch für diese prächtige Entwicklung seit dem (natürlich auch fantastischen!) Savatage-Klon "Watching In Silence" - und 9 von 10 RockTimes-Uhren für diese positive Überraschung!
Line-up:
Zak Stevens (vocals)
Paul Michael Stewart (bass, keyboards)
Andy Lee (guitar)
Johnny Osbourn (drums)
Tracklist |
01:Whispers In Vain (5:24)
02:Consequence Of Power (4:23)
03:Out Of Nowhere (4:10)
04:Remember (5:28)
05:Mirage (5:04)
06:Episodes Of Mania (5:08)
07:Redemption (5:29)
08:Take Back Yesterday (5:02)
09:Anathema (5:14)
10:Blood Of An Angel (5:07)
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