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Circle II Circle / 21.07.2011, Kubana, Siegburg
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Circle II Circle
Support: Seven Thorns
Kubana, Siegburg
21.07.2011
Konzertbericht
Stil: Metal
Artikel vom 26. Juli 2011
Jochen v. Arnim
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Manchmal gibt es Abende im Leben eines Konzertgängers, die sich als singuläres Ereignis dauerhaft ins Hirn brennen - und so einen Abend hatte ich am 21. Juli. Dass ich einen der Gigs von Circle II Circle während ihrer gerade angelaufenen Tour besuchen würde, war schon länger klar gewesen, allein die Frage nach dem Wo und Wann hatte ich mir bis zuletzt aufgehoben. Schließlich war dann vor einiger Zeit bekannt geworden, dass es neben den regulären Auftritten bei Festivals auch noch einige kleinere 'Clubkonzerte' geben würde UND, dass genau bei diesen ein "special Savatage Set" geplant sei.
Keine weiteren Fragen, so eines musste ich mir antun. Da das Kubana durchaus eine Lokalität nach meinem Geschmack ist, ging die Reise also nach Siegburg. Voller freudiger Erwartung ob der Show war ich natürlich ausnahmsweise mal pünktlich und hatte mir auf der Fahrt noch einige ältere Sachen von Savatage reingezogen. Über das genaue Set war im Vorfeld nicht viel herauszubekommen, aber letztendlich sollte es mir egal sein, denn alles, was aus der Savatage / Jon Oliva's Pain / Circle II Circle-Ecke kommt, trifft bei mir ins Schwarze. Zumindest gab es Andeutungen, dass es eine 80:20 Mischung aus Savatage und CIIC mit einem kleinen Akustik-Part werden sollte. Würden sie denn auch "Gutter Ballet" spielen? Ein Song, an den ich eine nachhaltige Erinnerung habe, Stichwort singuläres Ereignis, seit ich ihn vor gefühlten 50 Jahren als Video bei MTV kurz nach seinem Erscheinen über die Mattscheibe flimmern sah. Bevor wir aber zur Beantwortung dieser Frage kommen konnten, hatten wir noch den Support Act zu überdauern, der uns aus dem hohen Norden beschert wurde.
Seven Thorns aus Dänemark erklommen recht pünktlich um 21:00 Uhr die Bühne und boten ein durchaus kurzweiliges Set mit viel handwerklichem Vermögen. Irgendwie hatte ich aber den Eindruck, als hätte mit der Abmischung etwas nicht so recht gestimmt, denn es kamen nicht immer alle Töne aller Instrumente bei mir an. Was mir sehr positiv aufgefallen ist, war der äußerst kommunikative Sänger, der ständig und erfolgreich bemüht war, den Kontakt zum Publikum herzustellen. Sowohl das als auch die Vorstellung an sich, wurden mit weitaus mehr als dem üblichen Höflichkeitsapplaus bedacht. Die Jungs haben wirklich gut gerockt und ihrem Namen als Anheizer alle Ehre gemacht - Hut ab! Nach der Veranstaltung waren sie alle noch lange in der Merch-Ecke, nett, bescheiden und dankbar für die reichliche Anerkennung. Ich gebe zu, wäre ich nicht gedanklich so auf den Headliner fixiert gewesen, hätte ich mich sicherlich noch aufmerksamer mit diesen sechs Herren aus den Nordlanden befasst und so bleibt mir nur zu hoffen, dass ich auf eine zweite Runde mit Seven Thorns nicht allzu lange warten muss.
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Umbaupause, Zeit für ein Bierchen und einen Gang vor die Türe, wohin sich logischerweise alle Raucher verbannt sahen. Nur nicht zu viel Zeit vergeuden, um noch eine Chance auf ein gutes Plätzchen in der ersten Reihe zu bekommen. Der Plan ging auf und wir konnten dem überschaubaren Treiben auf der Bühne noch
einige Minuten zusehen. Schlagwerker Johnny Osborn legte selbst letzte Hand an beim Aufbau seines Kits und auch Gitarrist Rollie Feldmann spazierte ein paar Mal über die Bühne. Sehr schön ist auch das Gedeck, bestehend aus einer Batterie kleiner Heineken-Fläschchen und dem Jägermeister auf dem Podium. Das verspricht ja eine lockere Veranstaltung zu werden und wir waren alle sehr gespannt. Kaum einer schien nicht mit den Werken von Stevens oder Oliva vertraut zu sein, die Gesprächsfetzen ließen auf ein durchaus sachkundiges Publikum schließen. Und wo soll man denn noch hingehen, um eine Band aus diesem Dunstkreis zu sehen zu bekommen? 'Sava' wird es sicher nie wieder geben, Jon Oliva's Pain steht natürlich ebenso in den Sternen, denn auch Eingeweihte wissen nicht so recht, wie es mit Jon himself weitergehen wird. Criss Oliva ist lange tot und Matt LaPorte hat erst unlängst leider den Weg in die ewigen Jagdgründe angetreten. Da bleiben im Moment nur Zak Stevens und seine Mannen, wobei ich das Wörtchen 'nur' ganz, ganz klein verstanden wissen möchte, denn ich halte ihn für einen ganz, ganz großen Sänger, der sicherlich maßgeblich am Fortbestand von Savatage beteiligt war, nachdem Jon Oliva das Singen einstellen musste, und nebenbei ist er auch noch extremst sympathisch und lustig. Wie auch immer, Vorhang auf, let the games begin.
Zu einem schönen Piano-Intro vom Band betraten die Jungs nach und nach die Bühne und leiteten in "Welcome To The Show" über. Der Saal brannte sofort und die Band schien das zu merken. Es war wirklich eine grandiose Stimmung im knapp ausverkauften Kubana. Der Mob konnte so gut wie jedes Wort mitsingen und auch die Wertschätzung über die ausgewählten Songs war mehr als spürbar. Mit "Complaint In The System" ging es weiter und spätestens bei "Edge Of Thorns" sang aber auch alles mit. Die Band hatte sichtbar Spaß, Zak Stevens lockerte das Programm mit kleinen Ansagen auf, Gitarrist Rollie Feldmann (deutschstämmig) strahlte gefühlt vom ersten Moment an und hörte bis lange nach der Show nicht wieder auf. Bassist Mitch Stewart, eine coole Sau, hämmerte unablässig auf seine fünf Saiten und ließ die blonde Matte fliegen. Auf dem Podium vermöbelte Johnny Osborn, barfuß natürlich, seine Schießbude wie nichts Gutes. Es war einfach klasse, Punkt!
Das Set bestand, und Zak legte in einer seiner ersten Ansagen auch Wert darauf, dass es wirklich nur an einigen ausgewählten Orten so sein würde, in der Tat hauptsächlich aus Stücken von Savatage (also eine Cover-Show?), unterbrochen von einigen wenigen aus der CIIC-Chronik. Gut ausgewählt zwischen ganz alt, "Watching In Silence", und recht neu, sofern man die letzte Scheibe Consequence of Power aus dem vergangenen Jahr noch als ganz neu bezeichnen darf. "Take Back Yesterday" oder "Dead Winter Dead" kamen so unglaublich gut an, dass einem fast schon Angst und Bange wurde. Die Fertigkeit, mit der die Jungs die alten Kracher von Savatage 'coverten', war schon beeindruckend. Leider fehlten aber die Tasten, und diese hatte man an den passenden Stellen von der Konserve eingespielt. Mit ein wenig Fantasie und geschlossenen Augen konnte man sich dann auch Jon Oliva in die Ecke der Bühne denken.
Ganz stark war auch das hammerharte "Taunting Cobras", bei dem ich nicht so recht einzuschätzen wusste, ob die Jungs neben mir nicht gleich platzen würden vor Begeisterung … Für einen kurzen In-Memoriam-Einschub verschwand die Hälfte der Band im Off und Mitch Stewart tauschte seinen Bass gegen die Keyboards, um Zak beim erwarteten 'Tribute to Criss Oliva and Matt LaPorte' zu begleiten. Dazu hatten sie den 'Sava'-Song "If I Go Away" äußerst passend ausgewählt, und das Publikum wusste es absolut zu würdigen.
Irgendwann ist ja leider jedes schöne Konzert mal zu Ende, und nach gut zwei Stunden ereilte uns eben auch dieses Schicksal und entließ ein recht beseeltes Publikum in eine laue Sommernacht - ja, ganz richtig, es war zudem auch noch warm und regnete nicht. Mit beiden Bands konnte man anschließend noch sehr ausgiebig in der Verkaufsecke auf Tuchfühlung gehen (mit Rollie auf Deutsch) und sich die begehrten Autogramme auf die CDs, Plakate oder die Setlist packen lassen. Toller Abend, tolles Konzert, tolles Publikum. In zwei Tagen sind sie als Headliner beim Vlamrock-Festival bei uns um die Ecke. Da könnte man doch eigentlich noch einmal …
Line-up:
Zak Stevens (vocals)
Mitch Stewart (bass, keyboards, backing vocals)
Rollie Feldmann (guitar)
Johnny Osborn (drums)
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