Cirkus / Let The Madness Begin
Let The Madness Begin Spielzeit: 34:08
Medium: CD
Label: Nightmare Records, 2009
Stil: Classic Rock

Review vom 31.05.2009


Alexander Mathias
Von 2005 bis 2007 brachten die schwedischen Classic Rocker Cirkus jährlich eine EP heraus. Im Jahre 2008 war es dann schließlich so weit. Der erste Longplayer, "Let The Madness Begin", verließ die Startrampe, um die Hörerschaft mit deftig hartem Rock zu erfreuen.
Cirkus müssen unweigerlich in der 'alten Schule des Rock' die Schulbank gedrückt haben. Zu den früheren Abschlussjahrgängen zählten hier beispielsweise auch Mötley Crüe oder Aerosmith.
Bereits bei den ersten Takten des Openers, "Let The Madness Begin", fühlt man sich in die Ära Ende der 70er Jahre zurückversetzt. Rumpeliges Kopfsteinpflaster gibt das schleppende und dennoch vorwärts drängende Tempo vor. Gleichzeitig machen die sägenden Riffs des Gitarristen Snetan unmissverständlich klar, dass der Weichspüler schon seit Monaten restlos ausverkauft ist.
Bassist Dee verwöhnt mit erdigen und ausgefeilten Bassläufen, die sich bis in die Bauchregion vorarbeiten, um dort ein freudiges Kribbeln zu hinterlassen, während Ric an den Drums dafür sorgt, dass Tempo und Rhythmus über die gesamte Distanz abwechslungsreich und wuchtig bleiben.
Sänger Roux'd erzählt uns Geschichten von silikonbewehrten Frauen und dem Leben auf der Überholspur. Auch die Obszönität etlicher Medien bei der Berichterstattung über den Krieg im Nahen Osten, der Flutkatastrophe in New Orleans oder dem 9/11 kommen in "Everlong Lasting" nicht zu kurz. Das sind die Augenblicke, in denen sich Nachdenklichkeit breit macht und die Erkenntnis, wie sehr die Mattscheibe die Menschen abstumpft und das Mitgefühl auf der Strecke bleibt.
Gewiss sind das nicht die ultimativen Erleuchtungen des Tages, aber es gibt sicherlich genügend andere Bands, in denen die Texte ein triviales Beiwerk sind, damit sich der Sänger irgendwie artikulieren kann.
"Everlong Lasting" glänzt allerdings noch in einem anderen Zusammenhang, nämlich als Anspieltipp. Mit knapp sechs Minuten ist dieser Song der längste auf "Let The Madness Begin" und vermittelt einen schönen Querschnitt der musikalischen Qualitäten von Cirkus.
Den Abschluss des Albums bildet eine Coverversion: "Get It On" des seligen Marc Bolan. Klar, dass man sich bei einer so populären Nummer am Vorbild messen lassen muss. Cirkus schaffen dies, zumindest ohne Peinlichkeiten zu verursachen. Für ein 'nice try' reicht es allemal, aber die vorliegenden eigenen Songs zeigen, dass ein Cover nicht unbedingt nötig gewesen wäre.
Cirkus haben mit "Let The Madness Begin" das Rad nicht neu erfunden, aber das kann bei der Intention Classic Rock auch nicht gefordert werden. Stattdessen zeigen sie, dass sie solides Handwerk und Songwriting mit Spielwitz verbinden können und das Zuhören einfach Spaß macht.
Wenn man sich gelegentlich das konservative Rocker-Jäckchen aus den guten alten Zeiten überziehen möchte, ist die Musik von Cirkus eine gelungene Wahl.
Aber auch unter normalen Umständen kann man diese CD nicht links liegen lassen, denn langweilig wird sie gewiss nicht. Und das macht gute Musik aus.
Line-up:
Roux'd (lead and backing vocals)
Snetan (electric and acoustic guitars)
Dee (bass)
Ric (drums, percussion and backing vocals)

Additional Players
Chris Tsangarides (Hammond - #5)
Martin Guné (saxophone - #5)
Tracklist
01:Let The Madness Begin
02:Trashy
03:Hard Headed Woman
04:Everlong Lasting
05:Chexx Mate
06:Fuck 'Em N' Flee
07:Walking Disease
08:Crazy
09:Get It On
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