City / Für immer jung
Für immer Jung Spielzeit: 48:03
Medium: CD
Label: Sony Music, 2012
Stil: Deutschrock

Review vom 15.04.2012


Holger Ott
Mit kleiner Verspätung ist nun endlich die neue CD von City auf meinem Tisch gelandet. Ich hätte sie gerne etwas früher gehabt. So waren mir die neuen Songs beim Jubiläumskonzert in Berlin leider noch nicht geläufig. "Für immer jung" ist das neue Werk betitelt, und wer wünscht sich nicht, an einem Punkt im Leben stehen zu bleiben und nicht weiter zu altern. Leider gibt es dafür noch keine Pille beim Arzt, und das weltweite Web kann dabei auch nicht helfen, aber zum Glück ist jeder so jung wie er sich fühlt. Beim Konzert war die Band taufrisch und hat alles gegeben, dazu ist die CD für die Musiker genau der richtige Jungbrunnen. Fast alle der zwölf Tracks hat die Band auf der Bühne gebracht, und somit habe ich beim Hören das Gefühl, erneut in der Halle zu sein.
Seit der letzten Studio-CD sind inzwischen einige Jahre ins Land gegangen, und man merkt an den Songs sofort, dass sich die Komponisten reichlich Gedanken gemacht haben, um perfektes Material abzuliefern. Die Musik fast aller Songs stammt von Toni Krahl und Fritz Puppel, die Texte liefern verschiedene Schreiber. Untergemischt wurden allerdings zwei Coversongs, zum einen "In The Death Car" von Iggy Pop, und zum anderen "Sind so kleine Hände" aus der Feder von Bettina Wegner. Der eingedeutschte Klassiker von Iggy macht einen sehr gelungenen Eindruck und trifft mit seinem Titel "Quicklebendig" genau ins Schwarze. Diesen Zustand vermittelt die komplette CD. Kein Grund, sich darüber Sorgen zu machen, dass City demnächst in Rente gehen werden.
Mit ihrem neuen Leitspruch "Für immer jung" beginnt auch der schöne Reigen. Viele Bläser sorgen für ein gewaltiges Intro, bevor Toni Krahl anfängt, vermutlich die Geschichte seines Lebens zu singen. Durch diese interessante Story kann der Song zum Dauerbrenner werden. Selbst nach mehrmaligem Hören empfindet man keine Langeweile. Nach diesem gelungenen Einstand, wird es gleich etwas ruhiger. Georgi Gogow hat seinen großen Auftritt und verzaubert mit seinem fantastischen Geigenspiel. Mit "Danke Engel" ist somit ein neuer Schmusesong geboren, der allerdings gegen Ende etwas schneller wird. Zu spät sollte man nicht kommen, sonst versäumt der Hörer das Piano-Intro von Manfred Hennig im gleichnamigen Song "Zu spät". Beim genaueren Hinhören werde ich das Gefühl nicht los, dass Puhdys-Sänger Dieter Birr mit ins Mikrofon haucht, was zwar nicht im Booklet steht, aber wohlinformierte Kreise bestätigen. "Es ist immer noch Sommer" war auch beim Konzert zu hören. Wäre schön, wenn es erst einmal Sommer werden würde, dann kann er auch für immer bleiben. Leider für mich der schwächste Song auf der ganzen CD. Dafür legt Gogow anschließend im Doppelpack los. Bettina Wegner wird interpretiert und der Geigenvirtuose gibt dem Stück die nötige Aussagekraft. Der für mich beste Song auf "Für immer jung", auch weil er so schön nachdenklich stimmt. Für Menschen mit schwachem Gemüt sollte ein Paket Taschentücher nicht zu weit entfernt liegen. Mich hat es sehr berührt.

Zum Glück wird es bei "Lieben und lieben lassen" wieder deutlich schneller und die Geige fiedelt in den höchsten Tönen, bevor es bei den beiden folgenden Songs tempomäßig ruhiger wird. Gitarrist Fritz Puppel kommt bei "Das Schöne am Leben" endlich voll zur Geltung. Sein Gitarrenspiel ist das Highlight des Songs, und darauf habe ich schon gelauert. Auf der Bühne gehört der Mann ja eher zu den ruhigen und unauffälligen Vertretern seiner Zunft. "In The Death Car" dringt in mein Ohr. Citys deutsche Version mit dem Titel "Quicklebendig" ist wirklich hörenswert uns extrem gut gelungen. Vielleicht wurde das Iggy schon zugespielt und er hat ebenfalls seine Freude daran.
Ich nähere mich nun langsam dem Ende und City lassen dieses auch etwas ruhiger ausklingen. "Anker" und "Bis Morgen" sind nicht herausragend, dennoch aber schöne Stücke, die sich gut in den Ablauf der CD einfügen. Der Schlusstrack, "Die 20 Gebote", machen erst einmal neugierig darauf, was Toni Krahl für Maßregelungen den Hörern mit auf den Weg geben will. Es ist bei Weitem nicht so schlimm, wie es die Bibel vorgibt, und es werden auch keine neuen Katastrophen prophezeit. Das letzte Stück beginnt ruhig, fast zu ruhig, steigert sich aber schnell und endet zur Überraschung richtig rockig - ja, fast heavy, wenn ich das mal so sagen darf. Ein gelungener Abschluss einer Klasse-CD zum 40. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch, City!
Line-up:
Toni Krahl (vocals, guitar)
Fritz Puppel (guitar)
Georgi Gogow (bass, violin)
Manfred Hennig (keyboards)
Klaus Selmke (drums)
Tracklist
01:Für immer jung
02:Danke Engel
03:Zu spät
04:Es ist immer noch Sommer
05:Sind so kleine Hände
06:Lieben und lieben lassen
07:Frei
08:Das Schöne am Leben
09:Quicklebendig (In The Death Car)
10:Anker
11:Bis Morgen
12:Die 20 Gebote
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