Das gleichnamige, mir jetzt vorliegende Album ist das zweite der Civil Wars seit deren Gründung vor fünf Jahren. Nicht nur mit ihrer ersten Scheibe ("Barton Hollow", 2011) hatte das Folk-Duo allerdings schon ganz ordentlich abgeräumt, durfte es sich doch über Gold-Auszeichnungen in den USA und Großbritannien sowie drei gewonnene Grammies freuen. Kennengelernt hatten sich die beiden in Nashville, wo sie in einem sogenannten Writing Camp Songs für andere Künstler schrieben, sich laut Legende umgehend prächtig verstanden und beschlossen, fortan ihr eigenes Ding aufzuziehen. Und es dauerte auch nicht lange, bis sich der Erfolg einstellte.
Nach einem solch erfolgreichen Debüt ist die zweite Scheibe natürlich immer eine sehr schwierige Angelegenheit. Zum einen lastet plötzlich unerwartet aufgetauchter, zusätzlicher Druck auf einem und außerdem gilt es, sich auch noch zu entscheiden, einfach das Erfolgsrezept zu wiederholen oder sich frisch, fromm, fröhlich und frei ganz den eigenen Stimmungen für die neuen Songs hinzugeben. Wahrscheinlich nicht nur, aber vielleicht auch wegen diesem Druck haben The Civil Wars hier neben vielen Eigenkompositionen auch ein paar Covers eingebracht, die sie allerdings deutlich umgearbeitet in ihrem ganz eigenen Stil zum Besten geben.
Zum ersten wäre da eine Version von "Disarm" der Smashing Pumpkins, die - gänzlich ins Folklager geführt - sehr ansprechend umgesetzt wurde und lediglich noch durch den Refrain an das Original erinnert. Bei der zweiten und letzten Coverversion hat sich das Duo (mit Unterstützung) dem alten - einst von Janis Joplin so fetzig in Szene gesetzten - Clarence Carter-Track "Tell Mama" angenommen, während auch hier eine völlige Vereinnahmung dieser Nummer bescheinigt werden darf. Und das ist auch gut so, denn wer will schon die 453. Kopie eines Klassikers, der schon so oft aufs Beste umgesetzt wurde?
Gesanglich wird nahezu jeder Song von den beiden Protagonisten gemeinsam dargebracht und textlich wurde vor allem das Thema Liebe & Zusammenleben mit allen schönen, nicht so schönen und unmöglichen bis hin zu verletzenden Szenarien angepackt. Das mag zwar nichts Neues sein, auf der anderen Seite bleibt die Erfolgstruppe damit aber auch weit weg von irgendwelchen Fallen oder glatteisigen Fauxpas'. Apropos Glatteis: Das Endprodukt ist zwar schon sehr gut geglückt und der Hörer kann das in dieses Projekt gesteckte Herzblut erahnen, eine kleine Spur rauer und kantiger hätte die Sache aber trotzdem ruhig ausfallen können.
Aber gut, zurzeit steht The Civil Wars ganz oben und wollte sich ganz sicher auch bzgl. Massentauglichkeit nichts vorwerfen lassen können. Am Mischpult (sowie an multiplen Instrumenten aktiv) saß übrigens wieder Charlie Peacock, der bereits das Debüt der Amerikaner ins erfolgreiche Licht rückte. Und für das rockigste Stück der Scheibe ("I Had Me A Girl") machte es sich sogar der Ober-Guru Rick Rubin auf der Studiocouch bequem, bevor er mit gewohnt knappen Worten seinen Senf zu dieser Nummer in die Ohren seiner Assistenten hauchte und dafür ein Credit als Co-Produzent bekam. Naja, macht sich ja immer gut, diesen Namen im Booklet aufführen zu können...
Das Fazit zum zweiten Album der Civil Wars fällt dann letztlich auch nicht wirklich überraschend aus: Gute Kompositionen, klasse Produktion, sehr schöne bis teilweise ergreifende Songs sowie die unumstößliche Wahrheit, dass sich die alte Weisheit »Never change a winning team« allermeistens doch bewährt. Gespannt darf abgewartet werden, ob Joy Williams und John Paul White ein zweites Mal so überragende Erfolge einstreichen können. Aber das soll hier erstmal nicht weiter interessieren, denn entscheidend sind nach wie vor in erster Linie die vorgelegten Tracks.
Und die können sich auch auf "The Civil Wars" durchaus sehen lassen, wenn ich jetzt auch mal leichte Zweifel daran hege, dass sie jemals Legenden-Status erreichen werden.
Line-up:
John Paul White (acoustic & electric guitars, lead vocals)
Joy Williams (piano, concertina, lead vocals)
Charlie Peacock (Fender Rhodes, piano, keyboard bass, electric bass, drums)
Andy Leftwich (mandolin, fiddle)
Jerry Douglas (Dobro)
Dan Dugmore (pedal steel, lap steel - #9)
Jerry McPherson (electric guitars)
Mark Hill (electric bass)
Aaron Sterling (drums & percussion)
Sam Ashworth (tambourine, tom toms - #2)
Gabe Scott (dulcimer)
Jeff Taylor (piano, pump organ, harmonium, accordion)
James Sweeting (tiny loop - #1)
Barry Bales (acoustic bass)
Tracklist |
01:The One That Got Away
02:I Had Me A Girl
03:Same Old Same Old
04:Dust To Dust
05:Eavesdrop
06:Devil's Backbone
07:From This Valley
08:Tell Mama
09:Oh Henry
10:Disarm
11:Sacred Heart
12:D'Arline
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