Ich bin ein bekennender Fan von 'Chitys' Gesang! Darf man eine Rezension so beginnen, mit 'Ich' und einer derartig absoluten Aussage? Ich denke schon. Besonders dann, wenn es stimmt. Trotzdem seien mir der Anspruch und das Vermögen zugestanden, eine halbwegs objektive Beurteilung hinzubekommen. Ich bin auch ein großer Fan von
Crimson Glory (um mal halbwegs in der Spur zu bleiben) und finde längst nicht alles gut, was die bisher auf die Beine gestellt haben. Aber genug des Geschwafels, es gibt hier etwas anzuhören: die neue Scheibe von
Civilization One, um genauer zu sein. "Calling The Gods" hat man das Werk genannt, das von Ausnahmesänger und Hans-Dampf-in-allen-Gassen
Chitral Somapala (u. a.
Red Circuit,
Faro,
Power Quest,
Firewind) und seinen Mitstreitern unlängst fertiggestellt wurde. Der ehemalige Bassist von
Heavenly Emmanuel Pelisson ist neben dem Fronter als einziger noch aus der Formation übriggeblieben, die vor über fünf Jahren ihr Debüt
Revolution Rising vorgelegt hat. 2010 hat man zum Entsetzen der Fans sogar das Ende der Band bekanntgegeben und als Beweggründe u. a. die allgemeine wirtschaftliche Lage und das Desinteresse der Plattenindustrie angegeben. Das bereits vorhandene Material für das Zweitwerk musste aufs Eis gelegt werden.
Wie es dann aber immer so geht, es folgten wieder bessere Zeiten und die beiden Gründungsmitglieder
Somapala und
Pelisson sammelten drei neue, ihnen aber nicht unbekannte Herren um sich und langten kräftig ins Gefrierfach. Zum Vorschein kam das bereits geschriebene Material und den Rest schaffte man mit Hilfe des Produzenten
Markus Teske (u. a.
Vanden Plas,
Mob Rules,
Red Circuit) dann auch noch und brannte alles auf "Calling The Gods". Zehn reguläre Stücke guten Power Metals à jeweils drei bis vier Minuten, abzüglich eines kurzen Intros, machen insgesamt kaum mehr als eine lange EP aus und so gibt es noch drei Bonustracks obendrein, damit wir eine gute dreiviertel Stunde Musik bekommen. Als zusätzliches Extra hat man zudem noch einen Videoclip zum Titel "The Land In Flames" draufgehauen und schon stimmt die Mischung.
Lassen wir das quasi instrumentale Intro "Aazis" mal außen vor und beschäftigen uns direkt mit dem Titelsong "Calling The Gods". Der Hammer hängt hier schon mit dem Opener ganz weit oben, oder war das die Messlatte? Fleißig und flink fegen die beiden Gitarristen über die Hälse, während die Rhythmusabteilung hämmert und treibt.
Chitys markante Stimme klingt über all dem in ihrer bekannten und beliebten Bandbreite. Für einen Opener ist der Song mit seiner Melodieführung und seinem Drive echt gut gewählt. Und auch das danach folgende "The Land In Flames" braucht sich nicht für fünf Pfennig dahinter zu verstecken, jedoch kommt der Refrain noch einen Zahn eingängiger rüber. Bei "Archangel" muss ich am Equalizer den Bass etwas zurücknehmen, so sehr wummert der in die Magengrube. Wer sagte noch, ein Bass müsse sich so anfühlen, als träte man dich in die Eier? Nun ja, hier kommen wir dieser Maxime recht nah. Und immer wieder gibt es flotte Soloausflüge auf der Gitarre, während das Riffing den korrekt kernigen Teppich legt. Hört Euch zudem mal besonders den Refrain, also die gesangliche Umsetzung folgender Textzeile an:
»Angel, archangel, please don't leave me aloo-ooo-ooone.« Das ist kein Mischpult, der kann das wirklich - habe ich schon gesehen.
Mit "Evil Eye" wird dann kräftig Geschwindigkeit zurückgefahren, der Song zieht sich leicht zähflüssig (im positiven Sinne) aus den Speakern und bietet einen geschickten Gegenpol zu den Vorgängern. Etwas später folgt dann noch eine richtig seichte Ballade, "Reunite" genannt, die sicherlich gut gespielt und gesungen ist, aber meine Synapsen nicht wirklich maßgeblich beeindruckt. Damit die nicht verkümmern, opfern
Civilization One den Göttern danach aber "The Supernatural Virtue", das mich ebenso wie der letzte reguläre Track "New World" schnell entschädigt. Tolles Album - gut, dass C ganz weit vorne im alphabetisierten CD-Regal kommt!
Wollt Ihr jetzt wirklich noch was zum Bonusmaterial hören/lesen? Seid Ihr sicher? Ah, well, ich habe Euch gewarnt. "Spirit In The Wind" sticht aus dem Reigen der drei Tracks noch angenehm hervor, weist gute Gitarrenarbeit auf und der Fronter versteht es natürlich, stimmlich zu brillieren. Danach jedoch muss man den Schalter auf 'zielgruppenorientiert' umlegen, denn "Believing The Dream" wurde für das Cricketteam von Chitys schönem Heimatland Sri Lanka geschrieben und "Dreams Of Fire…" geht in Richtung Olympische Spiele 2012. Da kommen unweigerlich ein paar Assoziationen an den ZDF-Fernsehgarten hoch - sorry, Jungs, aber da ist der Finger ganz schnell auf der Skip-Taste.