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Pathfinder & Power Quest / 09.07.2011, GC Drieschaar, As (Belgien)
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Pathfinder & Power Quest
GC Drieschaar, As (Belgien)
09. Juli 2011
Konzertbericht
Stil: Metal
Artikel vom 23.07.2011
Jochen v. Arnim
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Sowohl die polnischen Pathfinder als auch die Briten von Power Quest waren unlängst zu einer kurzen Promo-Tour in unseren Breiten unterwegs, und da einer der wenigen Termine im belgischen Genk stattfinden sollte, war es für mich Ehrensache, dort einmal vorbeizuschauen. Ich fahre ja immer gern zu unseren unmittelbaren Nachbarn, weil es einerseits interessante Line-ups gibt und die Events andererseits wirklich cool sind, Musik zum Anfassen und nette musikbegeisterte Menschen bieten.
Pathfinders letzte Scheibe ist ja kürzlich bei uns besprochen worden und die Worte des Kollegen Gindra klangen wahrlich nicht schlecht, sofern man zur Zielgruppe gehört. Obendrein hatte sich Dianne van Giersbergen angemeldet, die sich nicht nur als Frontfrau der holländischen Ex Libris, sondern auch als klassische Sopranistin einen Namen gemacht hat. Davon wollte ich mich dann doch auch mal live überzeugen und wenn das Ganze auch noch in Kombination mit den von einer turbulenten jüngeren Vergangenheit arg gebeutelten Jungs von Power Quest zu bekommen ist, dann freut einen das doch sehr. Letztgenannte haben sich nun quasi komplett neu um Mastermind und Ex- DragonForce-Tastenmann Steve Williams formiert und es schien mir wert zu sein, zu sehen, wie sich die Combo, insbesondere der neue Shouter Chitral 'Chity' Somapala denn auf der aktuellen "Blood Alliance Tour" machen würde. Gleichzeitig sollte die von den neuen Kräften frisch eingespielte Scheibe der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Beim Eintreffen im Gemeindezentrum Drieschaar des vor den Toren Genks gelegenen Örtchens As dröhnte schon lautes Gegrowle durch die Tür. Die erste Band des Abends, die Frankfurter von Sapiency, die sowohl mit Shouter/Growler als auch mit einem 'normalen' Sänger zu Felde zieht, war bereits bei der Arbeit und legte solide was auf das Parkett. Da ich zugeben muss, dass mir die Lautäußerungen in Form unablässiger Growls nicht immer bekommen, habe ich die Zeit genutzt, ein wenig zu schwätzen und dem Treiben durch die Glastüre zuzusehen/-hören. Was jedoch bei mir ankam, war handwerklich durchweg solide.
Der zweite Akt des Abends ließ ein wenig auf sich warten, denn die Jungs von Pathfinder waren erst sehr spät eingetroffen - das Navi hatte sie verlassen - aber als es dann endlich losging, war ich doch bass erstaunt ob der musikalischen Qualitäten der jungen Polen. Gut, Mister Gindra hatte zwar vorgewarnt, aber live ist es dann halt doch immer noch eine ganz andere Nummer. Allen voran Sänger Szymon Kostro, der mit glasklarem Gesang und einer wunderbar akzentuierten Stimme ein großes Spektrum abdeckte. Dicht gefolgt von den Gitarristen Karol Mania und Krzysztof Gunsen Elzanowski, die sich (erfolgreich) alle Mühe gaben, unsere Augen mit ihrer Schnelligkeit auf dem Griffbrett zu verwirren. Bererits am Anfang fuhren sie ihr fast schon bombastisches Werk "Lord Of Wolves" als Opener auf und ich empfehle dem interessierten Leser, sich das mal auf einer allseits bekannten Video-Plattform anzusehen und selber zu urteilen.
Weiter ging es mit einer Handvoll Songs, die trotz dominant anmutendem Double-Bass und flinker Gitarrenarbeit viel Raum für stark orchestralen Sound, herbeigezaubert von Keyboarder Slavomir Belak, ließen und als Gesamtwerk wirklich überzeugend rüberkamen.
Und dann kam sie auf die Bühne, die eingangs erwähnte Dianne van Giersbergen, brachte sich zu Beginn noch mit einigen wenigen geträllerten Passagen ein, um etwas warm zu werden. Dann aber sang sie mit ihrer tollen Sopranstimme und Pathfinders Szymon/Simon ein bezauberndes "Forever Young"-Duett, das in seiner Klassik-Metal-Kombination schon fast unwirklich anmutete. Solche Kontraste liebe ich ja, ein Haufen langmähniger Metaller, die sich auf der Bühne wilden Zuckungen und synchronem Headbanging hingeben und daneben eine wahre Ohren- und Augenweide, mit zwar nicht weniger langen Haaren aber eben doch ohne die 'typischen' Attitüden und Accessoires der einschlägigen Szene. Toll inszeniert, Applaus!
Leider war uns dieser Anblick jedoch nicht lange gegönnt, denn viel zu schnell kam dann auch der finale Abgang, es war wohl der zeitliche Ablauf schon etwas im Verzug. Prima Vorstellung, die sympathischen Jungs darf man sich wirklich merken. Ihr Handwerk verstehen sie allemal bestens und ich hoffe, sie irgendwann mal in einer großen Halle mit akkurat abgemischtem Sound erleben zu dürfen - das wird bestimmt eine wahre Freude.
Line-up:
Simon Kostro (vocal)
Arkadiusz E. Ruth (bass)
Gunsen (guitar)
Karol Mania (guitar)
Slavomir Belak (keyboard)
Kamil Ruth (drums)
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Power Quest
Aber es sollte noch besser kommen: Power Quest standen auf dem Programm und erfreuten uns als allererstes mit einer sehr überschaubaren Umbaupause. Dann enterten sie die, gelinde gesagt, enge Bühne und ich wusste vom ersten Moment an nicht, ob ich nur zuhören oder auch noch fotografieren sollte - kleine Übertreibungen seien mir gegönnt.
Die Band hatte sich ursprünglich im Jahre 2001 um den ehemaligen DragonForce-Keyboarder Steve Williams formiert und letztendlich steht das derzeitige Line-up nach einigen nachhaltigen Irrungen und Wirrungen erst seit dem vergangenen Jahr. In 2009 sind bis auf den Sänger, der erst vor einem Jahr dazustieß, alle anderen Musiker um Geburtshelfer Williams ausgetauscht worden oder mussten wegen anderweitiger Verpflichtungen abtreten. So z. B. Ex- Blind Guardian Oliver Holzwarth am Bass, der seine Tourpläne mit Tarja Turunen nicht mehr über den Haufen werfen wollte. Maßgeblich verantwortlich für den Erfolg der Band war u. a. auch der frühere Sänger Alessio Garavello, der allerdings die Segel nach sieben Jahren Zugehörigkeit ebenfalls gestrichen hat. Somit musste sich die quasi komplett neue Formation binnen kürzester Zeit zusammenraufen, aber man hat es geschafft und sogar noch die eingangs erwähnte "Blood Alliance" eingespielt.
Nun standen sie also auf der Bühne und man wusste gar nicht so recht, wo man zuerst hingucken sollte. Da ist einerseits ein schon rein äußerlich beeindruckender Rich Smith am Schlagzeug, der trommelte, als bekäme er seine Arbeit pro beat bezahlt - unglaublich. Flankiert wurede er von Andy Midgley, der seine lange Mähne mittels Ventilator noch zusätzlich herrlich in Szene zu setzen wusste und uns auch ansonsten schwindelig spielte. Sein Counterpart an der anderen Sechsaitigen ist Gavin Owen und der brillierte mit schnellen Läufen und einem ever-smiling face. Steve Williams an den Tasten und auch Paul Finnie am Bass hielten sich meistens 'dezent' im Hintergrund, ohne jedoch musikalisch unterzugehen, im Gegenteil. Das quasi Sahnehäubchen ist der neue Frontmann und äußerst charismatische Sänger 'Chity', der trotz seiner überschaubaren Körpergröße mit einer Bühnenpräsenz aufwarten kann, dass es eine wahre Freude ist. Ursprünglich aus Sri Lanka stammend, ein Land, das ich sehr schätze, von dem ich allerdings nicht wusste, dass es solche Metal-Sänger hervorbringen kann, ist er schon seit vielen Jahren in Europa, deutsch verheiratet und kann auf eine stattliche Anzahl an Plattenproduktionen zurückblicken.
Die Setlist bot einen schönen Querschnitt aus älteren und natürlich auch neuen Stücken. Direkt der instrumentale Opener "Battle Stations", gefolgt von "Rising Anew", zeigte ganz deutlich auf, wohin die Reise gehen sollte. Wahnsinns Gitarrenläufe und irrer Double Bass, ohne jemals die Grundmelodie aus den Augen zu verlieren. Beide Stücke gingen etwas ineinander über und erst beim zweiten kam Chity zum Einsatz, untermalt von einigen Passagen mit Backing Vocals. Danach kam das etwas ältere "Human Machine" unmittelbar gefolgt vom wiederum neuen Song "Survive", der mit einem tollen Keyboard-Part beginnt und - ich bin ja immer wieder erstaunt darüber, wie schnell ein Mensch trommeln kann - heißem Schlagzeug. Sehr schön auch hier der leicht chorale Refrain. Etwas später widmete der Sänger dann das neue "Crunching The Numbers" dem anwesenden Crimson Glory Mastermind, Jon Drenning, der seit dem Auftritt seiner Band im Mai hier in
der Nachbarschaft weilt und 'belgische Bierstudien' betreibt. Ein weiteres Stück, das mit einer Wand aus Keyboard und Gitarren beginnt ist dann der Titelsong der neuen Scheibe und Namensgeber der Tour "Blood Alliance", den wir aber erst zu hören bekamen, nachdem sie meinen Favoriten, das ebenfalls schon etwas ältere "Find My Heaven" gespielt hatten. Mit "Wings Of Forever" ging dieser Abend schließlich leider viel zu früh zu Ende und ich fasste sofort den Entschluss, mir das Spektakel zwei Abende später erneut anzusehen.
Im TNT Rock Pub in Niederkrüchten am Niederrhein ging es vor einem leider etwas überschaubaren Publikum in eine nächste Runde mit vergleichbaren Setlists, außer dass Pathfinder aus zeitlichen Gründen etwas gekürzt werden mussten. Und leider, leider war Dianne van Giersbergen an diesem Abend krank, sodass wir nicht ein zweites Mal in den Genuss ihrer Stimme kommen konnten. Dafür bot die Location ausreichend Platz mit einer anständigen Bühne und viel Gelegenheit mit den Jungs von
Power Quest zu reden. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang die Besucher Nico Hauschildt und seine beiden Kumpels, die eine neunstündige Fahrt aus Lübeck auf sich genommen hatten, um ihre
Helden zu sehen - das ist ganz groß gewesen. Ich kann ja verstehen, wenn man für ein großes Festival eine weite Anreise in Kauf nehmen muss, aber für einige wenige Stunden an den Niederrhein zu kommen, verlangt ein Höchstmaß an Respekt.
Herzlichen Dank an Gianni Riga von R-Mine Events für die freundschaftliche Akkreditierung in As und an Chity, Steve und die Jungs von Power Quest für die coole Zeit in Niederkrüchten.
Line-up:
Chitral 'Chity' Somapala (vocals)
Steve Williams (keyboard)
Andy Midgley (guitar backing vocals)
Gavin Owen (guitar)
Paul Finnie (bass)
Rich Smith (drums)
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