Clem Clempson Band feat. Chris Farlowe
01.03.2013, Bluesgarage, Isernhagen
Bluesgarage
Clem Clempson Band feat. Chris Farlowe
Bluesgarage, Isernhagen
01. März 2013
Stil: Rock


Artikel vom 07.03.2013


Jürgen Bauerochse
Clem Clempson Band Eigentlich ist es ja völlig überflüssig, einen Mann wie Dave 'Clem' Clempson noch näher vorzustellen. Dennoch kann ein kurzer Rückblick auf seine Karriere recht interessant sein. Clempson begann Ende der sechziger Jahre als Sänger/Gitarrist des Power Blues/Jazz-Trios Bakerloo. 1970 stieg er bei Jon Hisemans Band Colosseum als Nachfolger von James Litherland ein, mit denen er unter anderem das fantastische Collosseum Live-Album einspielte. Nach dem ersten Split der Band heuerte Clempson bei Steve Marriotts Humble Pie an, bei denen er Peter Frampton ersetzte. Es folgten ab 1975 etliche Kurzeinsätze bei Strange Brew (zusammen mit Greg Ridley und Cozy Powell), den Steve Marriott's All Stars und Rough Diamond (mit David Byron bzw. nach dessen Ausstieg in Champion umbenannt). Auch eine Stippvisite bei Deep Purple war dabei, die jedoch schon nach ein paar Tagen wieder zu Ende war. Ab 1979 arbeitete Clempson mit Jack Bruce zusammen und begleitete außerdem noch zahlreiche Musikerkollegen bei ihren jeweiligen Projekten, bis er im Jahr 1994 bei der Colosseum-Reunion dabei war. Außerdem war er von 2008 bis 2012 Mitglied der Hamburg Blues Band, die er im Sommer des letzten Jahres verließ, um seine eigene Band auf die Beine zu stellen.
Clem Clempson Band Und genau diese neue Truppe war an diesem Freitag in der Bluesgarage zu Gast. Es gab also eine Band auf die Ohren, die noch völlig ohne Tonträger auflief und auch erst den zweiten Gig in Deutschland bestritt, die aber aus lauter 'alten Hasen' besteht. Neben dem Bassisten Reggie Worthy und Eddie Filipp am Schlagzeug, ist mit Adrian Askew an den Tasten ein sehr erfahrener Keyboarder mit dabei, der schon bei Atlantis, Lake und der Hamburg Blues Band für die Orgeltöne verantwortlich war. Und außerdem stand als Special Guest Chris Farlowe, Clempsons alter Spezi aus Colosseum-Zeiten mit auf der Bühne, der seine markanten Vocals auch bei den Thunderbirds und Atomic Rooster zum Einsatz brachte und außerdem solo immer wieder sehr erfolgreich war. Zuletzt ebenfalls, zusammen mit Clempson und Askew bei der Hamburg Blues Band von Gert Lange. Also wahrhafte Schwergewichte des Rock, die sich an diesem Abend auf der Bühne tummelten.
Clem Clempson Band Und diese lebenden Legenden ziehen noch immer ihr Publikum. So war Henrys Kultladen sehr gut gefüllt, als die Clem Clempson Band den ersten Teil ihrer Show pünktlich um 21.00 Uhr eröffnete. Und sofort wurde das Publikum von den Gitarrenkünsten des Meisters gefangen genommen. Obwohl die Songs zum größten Teil völlig unbekannt waren (die Band stellte ihr erstes Album, das demnächst erscheinen soll, sehr ausführlich vor), zeigte sich die ganze Klasse des Musikers am Sechssaiter, ohne dass Clempson sich in den Vordergrund drängte. Im Gegenteil, denn auch Adrian Askew bekam reichlich Gelegenheit, sich ausgiebig zu präsentieren. Und das machte er hervorragend. Mal steuerte er flotte Pianoläufe bei, mal gab es schwere Orgelsounds auf die Löffel. Well done, Adrian!
Clem Clempson Band Bei diesen Songs stach mit "Waiting For The Day" ein Titel ganz besonders heraus. Ein Slow Blues zum Niederknien, wie ich ihn schon lange nicht mehr gehört habe. Das war Gefühl pur, wie sich Clem Clempson hier in den 12-Takter hinein versetzte. Da konnte man nur die Augen schließen und sich vollkommen treiben lassen, wenn die Gitarre ein ums andere Mal zu einem Solo ansetzte. Gott sei Dank hatte dieses Meisterwerk auch eine gesunde Überlänge, sodass dieses Highlight des Abends ausgiebig genossen werden konnte. Dieser Titel wird mir wohl ewig im Gedächtnis hängen bleiben, was bei einem neuen Song auch nicht alle Tage vorkommt.
Clem Clempson Band Und dann war es Zeit für 'The Voice'. In beiden Teilen des Konzertes stieß Chris Farlowe nach den aktuellen Stücken zur Band hinzu. Jetzt war also die Zeit der Klassiker gekommen. Nach wie vor hat Chris wohl so seine körperlichen Probleme mit Treppen, denn es tat schon weh, ihn zu beobachten, wie er sich über die drei Stufen auf die Bühne quälte. Aber erst einmal am Mikrofon angekommen, sah alles schon wieder ganz anders aus. Sofort verbreitete sich wieder diese ganz spezielle Aura, die man von dem Shouter gewohnt ist. Okay, seine Vocals haben etwas von ihrer ursprünglichen Kraft verloren, wirken nicht mehr so durchdringend wie früher, haben aber dennoch nichts von der Magie verloren, die Chris Farlowe schon immer auszeichnete.
Clem Clempson Band So gab es unwillkürlich eine Gänsehaut, als mit "Borderline Blues" ein erster Farlowe-Solo-Song aus den Boxen kam. Gerade die Ballade zeigte noch immer die Stimmbeherrschung von Chris, genau wie das geniale "Theme For An Imaginary Western", das als erster Colosseum-Titel gespielt wurde. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass auch die instrumentale Begleitung vom Feinsten war. Und dass Farlowe auch den Blues hat, steht ebenfalls außer Frage. Beleg dafür war ein geiler Boogie aus der Feder von John Lee Hooker. Doch die Colosseum-Hommage sollte noch nicht zu Ende sein. Hatte ich mit dem "Stormy Monday Blues" gerechnet, so überraschte mich die Darbietung von "Rope Ladder To The Moon" doch schon sehr. Und auch hier passte alles perfekt zusammen. Leider wurden meine Hoffnungen auf "Lost Angeles" nicht erfüllt, obwohl ich durch ein kurzes Anspielen des Intros kurzzeitig heiß gemacht wurde. Ganz schön gemein, meine Herren! Aber man kann eben nicht alles haben.
Clem Clempson Band Noch immer sind die Zwiegespräche von Farlowes Stimme mit Clempsons Gitarre sehr beeindruckend. Da zahlt sich das jahrelange Zusammenspiel der beiden positiv aus. Jeder weiß zu jeder Sekunde, was der andere tut, und genau so muss es auch sein. So verlief dieses Konzert sehr kurzweilig und brachte dem Publikum einen saustarken Clem Clempson, der auch auf der Slide, am Wah Wah-Pedal oder mit der Dobro unglaubliche Läufe zustande brachte.
Und als dann als erste Zugabe "I Don't Need No Doctor" angestimmt wurde, brodelte es im Publikum. Der Song mit Farlowes Stimme und Askews Keyboards war hochinteressant anzuhören. Erstaunlich, was man aus diesem Titel so machen kann. Endgültig Schluss war dann mit Farlowes erstem großen Hit. "Out Of Time" wurde natürlich begeistert abgefeiert und (auch vom RockTimes-Team Bauerochse/Plaschke) intensiv mitgesungen. Das war ein würdiger Abschluss von 130 sehr guten Konzert-Minuten. Dieser Freitag hat mir und dem gesamten Publikum sehr viel Spaß gemacht!
Line-up:
Clem Clempson (guitar, vocals)
Chris Farlowe (vocals)
Adrian Askew (keyboards, vocals)
Reggie Worthy (bass, vocals)
Eddie Filipp (drums)
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