Climax Blues Band / Security Alert
Security Alert Spielzeit: 69:29
Medium: CD
Label: ATA Records, 2014
Stil: Blues Rock

Review vom 02.02.2015


Jürgen Hauß
Hat sich die Climax Chicago Blues Band mal wieder umbenannt?
Dieser Eindruck drängt sich geradezu auf, wenn man das - soweit ersichtlich - neueste Output der ursprünglich im britischen Stafford gegründeten Blues Rock-Band in die Hand bekommt (sieht man einmal von der jüngst erfolgten Veröffentlichung wirklich alter Live-Aufnahmen mal ab). Auf dem Cover der im Februar 2014 erschienenen »promotional CD« "Security Alert" mit dem Untertitel "The Official Bootleg" wird die Band mehrfach als Climax Blues Band Now bezeichnet. Eine derartige Namensergänzung kennt man bereits von den ebenfalls britischen Ten Years After, die zumindest ihre Homepage für ihr Projekt 2.0 (nach dem Beitritt von Joe Gooch) zur Unterscheidung von der Urformation mit dem seligen Alvin Lee in www.tenyearsafternow.com umbenannten und auch ihr erstes Album in dieser Zusammensetzung so betitelten.
Die Homepage der Climax Blues Band (so der Name der Band seit über vierzig Jahren) ist hingegen immer noch die alte, führt die Band nach wie vor und ausschließlich mit diesem bekannten Namen und auch das vorliegende Album in ihrer Diskographie. Nun, das ist nur bedingt verwunderlich, handelt es sich hierbei ja um ein 'Official Bootleg' (wobei dieser Begriff m. E. ein Widerspruch in sich ist). Die Homepage ist außerdem - ebenfalls soweit ersichtlich - die bislang einzige Quelle, über die man "Security Alert" käuflich erwerben kann, was allerdings problemlos und schnell funktioniert hat (was aber, angesichts des Wechselkurses £/€ nicht ganz billig ist, dafür jedoch bislang ohne Versandkosten). Ansonsten dürfte die Scheibe bei den Konzerten der Band ebenfalls im Angebot sein.
Bootleg-mäßig ist jedenfalls die Verpackung: eine einfache Papphülle zum Aufklappen, ein paar Fotos, knappe technische Informationen, verbunden mit der Angabe: »Recorded live at Leek Arts Festival May 2013«, sowie dem Hinweis, dass die Platte von keinem Geringeren als Roy Wood (Ex-Move, Electric Light Orchestra, Wizzard) produziert worden sei, was die Band offenbar so bemerkenswert findet, dass dieser Hinweis bereits auf dem Front-Cover angebracht ist.
Noch mal zurück zum Bandnamen: Die letzte Namensänderung ist wie gesagt schon über 40 Jahre her, und Gründungsmitglieder der Band, namentlich die beiden Hauptprotagonisten Colin Cooper und Pete Haycock sind bereits seit vielen Jahren aus dieser ausgeschieden bzw. mittlerweile zudem verstorben. Aber immerhin hat der heutige Keyboarder, George Glover, noch mit beiden Vorgenannten gemeinsam in der Band gespielt und auch der Gitarrist, Lester Hunt, sowie der Schlagzeuger, Roy Adams, sind seit knapp 30 Jahren mit von der Partie und haben noch gemeinsam mit Cooper das letzte Studio-Album ("Drastic Steps", 1988, ansonsten allerdings nicht weiter erwähnenswert!) eingespielt. Nimmt man noch den im Jahr 1991 eingetretenen Bassisten, Neil Simpson, dazu, hat das heutige Line-up sich die Weiternutzung des ehrenwerten Bandnamens durchaus erarbeitet und damit wirklich verdient. Denn nach wie vor tourt man unermüdlich durch Europa, um die Erinnerung an die alte Climax Chicago Blues Band (so der für mich immer noch 'richtige' Name der Band) hoch zu halten.
Dass unter diesen Begleitumständen wenig neues Material präsentiert, sondern in erster Linie das alte Repertoire zum Besten gegeben wird, ist verständlich und wohl auch nicht anders zu erwarten (ergänzt um die eine oder andere Cover-Version). Besonders spiegelt sich diese Feststellung in der Tatsache wider, dass acht von zwölf Songs bereits auf dem letzten Live-Album "Blues From The Attic" aus dem Jahre 1994 gespielt wurden (die restlichen vier Songs sind zudem reine Cover-Versionen, entstammen daher auch keiner Studio-Produktion). Gut, nach 20 Jahren spielt die Band halt immer noch überwiegend dieselben Stücke, die sie auch schon vor 30 bzw. 40 Jahren gespielt haben, aber tun das bspw. die 'Rollenden Steine' nicht auch? Auch musikalisch ändert sich zwischen den beiden Auftritten nicht viel, sieht man einmal davon ab, dass der Gesang von Graham Dee doch deutlich von dem von Colin Cooper abweicht. Da die Laufzeiten der 'Doubletten' jeweils in ähnlicher Größenordnung liegen, ist klar, dass die Neueinspielung keine größeren Überraschungen enthält. Das kann wohl auch niemand ernsthaft erwarten.
Der in Leek absolvierte Auftritt ist routiniert gespielt, der Klang und die Aufnahme sind sauber und damit keinesfalls auf Bootleg-Niveau. Der Hörer bekommt erdigen Blues Rock mit zahlreichen funkigen Einschlägen auf die Ohren. Das Album ist halt die Dokumentation eines aktuellen Lebenszeichens einer seit 45 Jahren bestehenden Band - nicht mehr, aber auch nicht weniger! Es macht jedenfalls Lust, bei nächster Gelegenheit mal wieder bei einem Konzert vorbeizuschauen.
Line-up:
Chris Aldridge (saxophone)
Les Hunt (guitars, vocals)
Neil Simpson (bass)
George Glover (keyboard, vocals)
Graham Dee (vocals)
Roy Adams (drums)
Tracklist
01:Seventh Son (6:00)
02:Louisiana Blues (5:14)
03:Chasing Change (6:05)
04:Fool For The Bright Lights (6:31)
05:Take Me Back To Georgia (Reprise) (5:00)
06:So Many Roads (10:22)
07:Spoonful (4:36)
08:I'm Ready (4:18)
09:The Last Chance Saloon (3:37)
10:Wang Dang Doodle (4:48)
11:Couldn't Get It Right (4:07)
12:Towards The Sun (5:47)
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