Cloudberry / The Closer We Get
The Closer We Get Spielzeit: 30:50
Medium: CD
Label: Welcome Home Music/Rough Trade, 2011
Stil: Indie Rock

Review vom 30.03.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Wer die Kultband Hüsker Dü covert, rennt bei mir offene Türen ein. So ist es auch mit der Band Cloudberry der Fall. Man hat sich "Don't Want To Know If You Are Lonely" vorgeknöpft und die Vorlage der Band um Bob Mould quasi auf links gezogen, aber dabei nicht plattgebügelt. Vielmehr hat das Trio aus dem Original eine hinlangende Akustik-Version gemacht. Dazu braucht es hier nicht mehr als eine Gitarre und einige Vibrafon-ähnliche Klänge und schon ist ein brillanter Einstieg für das vierte Album "The Closer We Get" geschaffen.
Cloudberry machte bereits 1999 mit einer EP namens "Playground Crisis" auf sich aufmerksam und neben zwei Singles stehen auch schon drei Alben in der Diskografie des Dreiers: "Elijah" (2003), "Destroyer" (2005) und "Graceful & Light" (2007). Live hat die Gruppe ebenfalls jede Menge Erfahrungen gesammelt. Man war Support unter anderem für Angelika Express, Ash, Philip Boa & The Voodoo Club, The Breeders, Dirk Darmstaedter, Editors, Nada Surf oder We Were Promised Jackets.
Der Opener ist der einzige Coversong. Cloudberry setzt sonst alles auf eigene Kompositionen und landet damit einen Treffer nach dem anderen. Die Nummern werden auf den Punkt gespielt. Da gibt es keine ausufernden Ausflüge. Der Begriff kompakt trifft hier voll ins Zentrum. Nikolai Potthoff (Muff Potter/Thees Uhlmann) hat die dreizehn Tracks perfekt in Szene gesetzt.
Cloudberry rockt! Cloudberry drückt so manche Träne ab und mit feinen Sound-Zutaten verfeinert man auch noch die Stücke. Cloudberry ist Fan von zupackenden Gitarren und herrlichen Melodien. Das Trio lässt das Indie-Genre rotieren und vorliegendes Album klingt wie aus einem Guss. Den persönlichen Stempel der Combo trifft man überall. Bei der Kürze der Nummern muss man die Fähigkeiten des Arrangierens ganz besonders hervorheben. Was Cloudberry da vollbracht hat ist aller Ehren eert.
Bezogen auf den Hüsker Dü-Track ist die Band in der souveränen Lage, einen Song von solcher Qualität als Eigengewächs aufzubieten. Nicht immer wird die E-Gitarre geschultert und auch so wirkt das Album abwechslungsreich. "Smithereens" ist ein wunderschönes Stück zwischen balladesken sowie rockenden Momenten und Marco Pleil kann richtig gut singen. Seine Stimmbänder bestechen in jeder Gefühlslage.
Oh Mann, welch eine Kunst steckt denn hinter "Kinski"? In nicht einmal vier Minuten verbindet Cloudberry Pop-Appeal mit psychedelischer Trance. Hammer! Die Band ist eine Quelle der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten.
"The Modern Soul" ist die erste Single-Auskopplung. Jedes Stück ist eine kleine Perle und auch "The Modern Soul" belegt, auf welch hohem Niveau bei Cloudberry Songs geschrieben werden. Das Stück pendelt zwischen Feuerzeug-Aktion und Mitsing-Refrain. Selbst in eineinhalb Minuten ist das Trio äußerst ausdrucksstark. "Full Frontal Nudity" überzeugt durch den Kontrast zwischen rockig riffender E-Gitarre und Streicher-Klängen. Das Trio hat mit "Drymouth" noch so einem Track, nur um drei Augenaufschläge länger geraten, auf Lager und wieder einmal stellt der Hörer fest, wie unterschiedlich die musikalische Auslage der Combo ist. Bis zum am Brit-Pop-Art angelehnten Rausschmeißer "Swansong" setzt Cloudberry alle Trümpfe auf Eigenständigkeit und hat damit Erfolg.
Die Feinheiten in den dreizehn Nummern auf "The Closer We Get" erschließen sich so nach und nach. Oberflächlich geht anders. Qualität zahlt sich aus und daran liegt es wohl auch, dass die Platte gefühlt länger als nur knappe einunddreißig Minuten dauert. Hinzu kommt, dass die Gruppe auch noch klasse Videos am Start hat.
Line-up:
Marco Pleil (guitar, vocals)
Sebastian Lübeck (bass)
Thomas Wolf (drums)
Tracklist
01:Don't Want To Know If You Are Lonely (2:30)
02:The Day I Died (1:49)
03:Do The Talking (3:13)
04:Hell On Earth (2:04)
05:Smithereens (2:43)
06:Kinski (3:45)
07:The Modern Soul (2:27)
08:Full Frontal Nudity (1:30)
09:Pig Lip (2:06)
10:Drymouth (1:36)
11:Fire At Will (2:53)
12:Perish The Thought! (2:03)
13:Swansong (2:13)
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