Spielzeit: 45:19 Medium: CD Label: Eigenproduktion, 2010 Stil: Modern Prog Review vom 02.01.2011 Boris Theobald

Aus Frankreich kommt ein Klang-Cocktail aus atmosphärischem Prog Rock und düsterem Progressive Metal namens CloverSeeds. In Zeiten, in denen das Rad ohnehin schon längst erfunden ist und es sogar schon verdammt schwierig geworden ist, mit Rädern in neuen Varianten auf sich aufmerksam zu machen - sei es besonders rund oder mit Absicht ein bisschen eckiger - bedient sich diese Band eines patentierten und bewährten Rezepts: Man mischt. CloverSeeds vermengen zarte und harte Zutaten zu einem sehr emotionalen und eindringlichen, modernen Prog-Sound der Generation '21. Jahrhundert'.

Erdige, dunkel gefärbte Heavy Metal-Riffs prägen harte Stücke wie "Over Camellia" oder "Higher" - leicht 'alternative' gefärbt, sehr expressiv, dabei straight und doch rhythmisch stets in irgendeiner Art angefixt und emotional verdammt tiefgehend. "Calling Me Down" ist dagegen ein sehr introvertiertes Stück mit melancholischen, Detail-verzierten Klanglandschaften - zerbrechlich, aber dennoch sehr eindringlich. So oder so, die von Christian Moos (u.a. auch Klanggeber für Everon) glasklar und druckvoll abgemischten Songs haben eine ungeheure Bannkraft.

Am besten werden CloverSeeds, wenn sie alle Zutaten miteinander vermengen. "Familiar", "Brand New Day" oder auch der Titeltrack "The Opening" bestechen durch energetische Entwicklungen, die sich teils über die gesamte Länge der Songs hinziehen. Ein ums andere Mal erweisen sich CloverSeeds als Meister des hinreißenden Aufbaus mit Stimmungen, die sich leise ankündigen und immerzu an Intensität zunehmen, beinahe wie ein unaufhaltsames Naturereignis. Es beginnt mit einem nachdenklichen, neo-proggigen Ambient-Intro oder einer geheimnisvollen, spannungsgeladenen aber noch minimalistischen Bassfigur und steigert sich in Tempo, Lautstärke, Dichte und Drangkraft zu einem beeindruckenden Kraftakt.

Der starke Sänger Cédric zeigt sich dabei ähnlich chamäleonhaft (zerbrechlich bis wütend shoutend) wie die Stimmung, welche vor allem die beiden Gitarren erzeugen - in stark verdichteten Sphären ist das ein Mix aus breitwandiger Härte und (immer noch) feinsten Details mit Feinsinn für Tiefgang und Dramatik. Stellenweise wird man an Tool oder Pain Of Salvation erinnert. Aber auch Liebhaber von Fates Warning oder zahlreicher Erzeuger kontemplativer Stimmungen aus dem Neo Prog-Bereich mit Lust auf Härte können auf "The Opening", übrigens dem zweiten Album der Band, viel entdecken.

Zu den zahlreichen Überraschungen zählt "For Those..." mit einer absolut packenden und eingängigen Chorus-Melodie, die wie moderne Styx ("Cyclorama") klingt - und Cédric singt ohnehin irgendwo zwischen Daniel Gildenlöw und Tommy Shaw. CloverSeeds - ein äußerst interessanter Kandidat in der modernen Prog-Welt ...

Line-up:
Cédric (vocals)
Christophe (drums)
Stéphane (bass guitar)
Pierre (guitar)
Fabrice (guitar)