Spielzeit: 43:32 Medium: CD Label: Eigenproduktion, 2008 Stil: Epic Doom Review vom 26.05.2008 Andrea Groh

Der erste Höreindruck, nachdem ich den Tipp bekommen hatte, Coldun mal anzustesten, war: Klingt wie eine Mischung aus Solitude Aeturnus, Isole und (alten) Vintersorg. Was dann einen spontanen Kaufzwang hervorrief. Da es sich um eine Eigenproduktion handelt, ist die CD über die bandeigne Homepage für 10 Euro plus Porto zu bestellen, mittlerweile haben auch kleinere ostdeutsche Mailorder die CD in ihren Katalog aufgenommen.

Mit den 2006 gegründeten Coldun verwirklicht Steffen Thümmel, der auch bei Andras und Persecution mitspielt, seine Vorstellungen von Musik, verwandelt seine innersten Gefühle in Songs. Dies ist im Ergebnis mit "Necessariis? Dubiis? Caritas?" deutlich spürbar und gelingt ihm sehr gut. Auch optisch und klangtechnisch würde man bei der Scheibe keine Eigenproduktion vermuten; während bei anderen Bands mit ähnlichem Status verzeihbare Schwächen bzw. Einsparungen bei Booklet und Produktion vorhanden sind, ist hier davon gar nichts zu spüren.

Die Musik hinterlässt einen ebenso positiven Eindruck. Coldun klingen nicht typisch deutsch, ich hätte eher auf Schweden getippt. Epic Doom, was als hauptsächliche musikalische Ausrichtung angesehen werden muss, kommt meistens aus Schweden, Deutschland oder aus den USA, die Vertreter aus Letzteren zu sehr viel Harmonie, ja fast schon Kitsch neigen und die Deutschen häufig den traditionellen Metal nicht leugnen können.

"Necessariis? Dubiis? Caritas?" hingegen hat einen Folk/Paganmetal-Touch, der an schwedische Größen wie Bathory oder Vintersorg erinnert. Wunderschöne verspielte, verträumte Momente, mal sanft und ruhig, dann folgt ein Ausbruch mit Heavy-Gitarren. Natürlich bleibt alles im doomigen Tempobereich, Hochgeschwindigkeit ist nicht zu erwarten. Wer so etwas nicht zu schätzen weiß und auch wer den Gesang von Andreas Hedlund (Vintersorg) noch nie ausstehen konnte, wird mit dieser CD Schwierigkeiten haben. Wer jedoch verträumte und doomige Musik liebt, kann sich in eine gleichzeitig schöne und traurige Welt entführen lassen, die bei jedem Hören mehr Details offenbart. Der erste positive Eindruck wird vertieft.

Einen weiteren Bonuspunkt verteile ich für den versteckten Hinweis im Booklet auf die Bedeutung des Bandnamens und die CD-Titel, ich mag solche Spielereien absolut, auch wenn ich gestehen muss, dass ich zunächst auf der Leitung stand, bei Steffen nachgefragt habe und er mir riet, nachzusehen. Auf den zweiten Blick war es mir sofort klar: Der Schlüssel ist der lateinische Satz »in Necessariis Unitas, in Dubiis Libertas, in Omnibus Caritas«. Ich nehme mal seine Variante der Übersetzung »Im Notwendigen Einheit, im Zweifel Freiheit, in allem Liebe« (genauer: Nächstenliebe). Wobei der CD-Titel den Satz verkürzt und mit Fragezeichen versieht. Der Bandname versteckt sich in den groß geschriebenen Buchstaben, rückwärts gelesen.

Es geht um die Verarbeitung eines Jahres (»soundtrack of a year«), das Licht am Ende des Tunnels, den Weg aus der Krise, daher ist die Musik am Anfang ruhiger, später rockiger. Weitere Details sind persönlicher Natur und sollen es selbstverständlich auch bleiben. Allgemein gesehen lässt sich das Ganze als in Klänge verwandelte Katharsis-Erfahrung bezeichnen, was mir gerade im Doom Metal schon mehrfach begegnet ist und sympathisch ist, weil am Schluss eine positive Aussicht steht.

Also: Fans der eingangs erwähnten Bands Solitude Aeternus und Isole, die sich das mit einem Schuss Vintersorg vorstellen können, aber auch alle anderen Doomer und Freunde von tiefsinnigen und dennoch nicht hoffnungslosen CDs, sollten diesen wertvollen Schatz aus dem Erzgebirge antesten.

Line-up:
Steffen Thümmel (lyrics, instruments, voice)
Maik Fleckeisen (drums)
Maik Richter (solo-guitar)
Sebastian Schindler (rhythm guitar on "Cold As Ice")