»Recorded at Institut für Wohlklangforschung«. Das klingt doch schon mal lecker und dann ist vorliegendes Album auch noch von Elektrohasch, dem Label von Stefan Koglek, das uns in regelmäßigen Abständen immer wieder feine und auserwählte Perlen zu Gehör bringt. Diesmal ist der Chef gar selbst 'betroffen', geht es doch um seine Band Colour Haze, in der Stefan für Gesang und Gitarre verantwortlich ist.
Freunde der besonderen Musik, des schweren, psychededelischen Stoner Rocks kennen die Band, denn "All" ist bereits das siebte Werk. Außerdem tourte die Formation europaweit und selbstverständlich war auch DAS deutsche Genrefestival, Burg Herzberg, Austragungsort des Münchner Trios und wird es auch im Juli dieses Jahres wieder sein. Auf "All" werden Manfred Merwald, Philipp Rasthofer und Stefan Koglek durch Mario Oberpucher (Sitar), Daniela Heiser (Backing Vocals) und Christian Hawellek (B3, Mellotron und Grand Piano) 'verstärkt'. Mir läuft bereits beim ins-Booklet-schauen das Wasser im Mund zusammen, wenn ich mir zu Colour Haze' Musik die B3 vorstelle.
Und ja, in "Lights" bringt sie tatsächlich, einem Lichtstrahl im Dunkeln gleich, diese tollen Sounds ins Spiel. Die Kompositionen bauen in der Regel auf einem abgrundtief gespielten Bass und schleppenden, immer rollenden Drums auf, denen sich als Gegenpol Stefans Stimme mit hoher Frequenz entgegenstemmt. Schön zu hören in "Moon". Eine hypnotische und abgefahrene Nummer. Doch zurück zu den Tasten: Der unheimlich dichte und organische Sound erfährt durch sie eine fantastische Bereicherung. Perkussiv einer Achterbahnfahrt gleich, die auf dem Gipfel durch Gitarrenausbrüche nochmals beschleunigt wird, sorgen die Keys für genau das richtige Quäntchen positiver Gänsehaut.
Laut Infoblatt wurden die Stücke zum Teil über zwei Jahre entwickelt. Davon ist allerdings nichts zu spüren - es klingt wie ein spontaner Stoner-Jam mit stellenweise ganz leichten, jazzigen Elementen. Geht man aber tiefer in die Materie, merkt man, dass alles bis aufs letzte i-Tüpfelchen austariert ist. Hinter all dem düster verzerrten Bassgrollen tauchen immer wieder super Melodien und Choreografien auf. "Turns" etwa: Hendrix-like spielt die Gitarre zu einer fast soulig zu nennenden Grundstimmung. Gemächlich rollt der Track durch leider viel zu kurze vier Minuten. Noch kürzer, aber mit powervollem Vorwärtsrang und geil verzerrter Gitarre, stampft rockt und rollt "If" durchs Geschehen.
Durch die Sitar wird "Stars", ein eh schon akustisch zu nennender Song, mit einer Prise Psychedelic veredelt. Auch in "One" gibt es einen Einsatz dieses Instrumentes. Fünfzehn Minuten dauert der Titeltrack und das ist gut so, denn damit ist genug Zeit, die komplette Palette aufzufahren. Zurückgenommener, relaxter Beginn, der zeigt, wie versiert Colour Haze ihr Instrumentarium im Griff haben. Jedes zarte Saitenflirren und auch jede noch so leichte Berührung der Felle dringt in die aufmerksamen Ohren. Im weiteren Verlauf gesellt sich der 'berühmte Bass' dazu und der Sechssaiter darf, wie in längst vergangenen Zeiten, aufheulen. Stellenweise erinnert der Klang der Gitarre an den von Randy Bachman zu Zeiten, als er noch nicht BTO, sondern Guess Who auf dem Shirt stehen hatte. In Verbindung mit dem Bass und der B3 ist das zum mit der Zunge schnalzen. Wahnsinn, wie schnell doch 15 Minuten wie im Flug vorbeigehen können.
Herrlich verträumt und mit genial monotonem Arrangement startet "Fall". Immer wieder durch Gitarre und Trommeln veredelt. Vocals und Bass durchbrechen die ruhigen Momente und Colour Haze starten wieder einen dichten Jam, der, unterbrochen von einer weiteren 'Ruhephase', sich bis zum Ende des Tracks, auch mit 'Hilfe' der Tasten steigert und einfach nur als genial zu bezeichnen ist. "Remains" lässt den Hörer entspannt vor den Lautsprechern träumen und ein starkes Album Revue passieren. Es freut mich, dass diese Band all jene Lügen straft, die Rockmusik, welcher Art auch immer, nicht unbedingt mit Deutschland in Verbindung bringen. In letzter Zeit gab es, Genre übergreifend, jede Menge Musik aus Merkel-Land, die den Rockern von der Insel oder aus Übersee aber so was in nichts nachstehen. Colour Haze zum Beispiel pressen ihren Backkatalog zweimal im Jahr neu, weil er sich so gut verkauft. Wundern tut mich das nicht und auch "All" wird mit Sicherheit das Gleiche widerfahren.
Line-up:
Manfred Merwald (drums, percussion - #6)
Philipp Rasthofer (bass, acoustic guitar - #6)
Stefan Koglek (guitar, vocals, 6 & 12-string acoustic guitars, guitarcussion)
Additional Musicians:
Mario Oberpucher (sitar - #6, 9)
Daniela Heiser (backing vocals - #6, 8, 9)
Christian Hawellek (Hammond B3, mellotron, grand piano - #4, 5, 7, 8)
Tracklist |
01:Silent (7:21)
02:Moon (4:56)
03:Turns (4:03)
04:Lights (8:25)
05:If (3:30)
06:Stars (3:23)
07:All (14:49)
08:Fall (9:55)
09:One (4:27)
10:Remains (4:09)
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Externe Links:
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