Das diesjährige Burg Herzberg Festival war heiß. Und das im doppelten Sinne. Zum einen konnten die Besucher vier Tage lang Musik vom Feinsten genießen; und zum anderen musste keiner der etwa 7000 Hippies frieren, da das Wetter sommerlich 'warm' war.
Dieses Jahr stand das Open Air unter dem Motto 'In the land of milk and honey'. Wenn man die Musik und die gesamte Organisation des traditionellen Festivals betrachtet- ein wahres Motiv!
Die Crew des Festivals verstand es sehr gut, eine gelungene Mischung 'alter' und 'junger' Bands auftreten zu lassen.
Der Donnerstag startete mit der Burg Herzberg Session Band, die zum zweiten Male auftrat und mit bluesigen Klängen das Festival eröffnete. Danach trat die Münchner Band Colour Haze auf, die mit ihrem Stoner Rock, gemischt mit psychedelischen Klängen begeisterte.
Eine Band, von der man sich viele weitere gute Konzerte wünscht. Als dritte Band des Abends war ein erstes Highlight angesagt, das italienische Trio W.I.N.D.
Die drei Musiker zeigten, welche Vorbilder ihre Musik inspirierten und setzten dies in hervorragender Qualität um. Es rockte und blueste ganz im Sinne der Allman Brothers Band. Zum Abschluss des Abends trat die junge Band Amber Light auf. Merkmal dieser Formation aus Deutschland ist eine psychedelische Rockmusik, die ganz auf der Linie von Porcupine Tree oder ähnlichen Bands liegt.
Der Freitag begann mit Audience aus England, die, musikalisch perfekt, dem Art Rock verpflichtet sind. Als weiterer Act aus Großbritannien trat Mostly Autumn auf, die in ihrer Musik traditionellen Folk und 70er Jahre Hardrock verbanden. Dabei entstand oft der Eindruck von etwas Mystischem und Zauberhaften.
Wirkungsvoll wurde diese Stimmung durch die Instrumentierung mit der Flöte (von Angela Goldthorpe) und dem Gesang von Heather Findlay realisiert. Etwas härter und düsterer war die Musik der Anekdoten. Diese Truppe, die bereits dreimal auf dem Herzberg spielte, fasziniert durch anspruchsvolle Klänge, die ein intensives Zuhören 'provozieren'.
Auf dem Line up stand als nächstes Love with Arthur Lee . Hier wurden die Erwartungen etwas gedämpft, als bekannt wurde, dass A. Lee nicht angereist war. Die Band, die bereits seit den 60ern existiert, erspielte sich nach einer eher blassen ersten Hälfte im zweiten Teil ihres Konzertes die Begeisterung der Zuschauer.
Wer kennt sie nicht, die ehemalige Begleitcombo der grandiosen Janis Joplin? Bereits auch zum drittenmal auf dem Herzberg, traten Big Brother and the Holding Company mit ihrer neuen Sängerin und vielen starken eigenen und Janis - Songs auf. Dabei erwies sich die neue Stimme zunehmend dem stimmlichen Vorbild J. Joplins gewachsen. Die Zugabe mit "Me And Bobby McGee" beendete ein ansprechendes und mitreißendes Konzert.
Ozric Tentacles , eine britische Psychedelic- und Spacerock Band warteten mit einem aufregenden Programm auf. Getragen wurde der Sound durch die Keyboardklänge und besonders durch den Einsatz der Flöte von John Egan, der pausenlos vor seinem Micro herumtanzte.
Der letzte Act des Tages, oder besser, des frühen Morgens, war der Auftritt von Space Ritual, einem Hawkwind Nachfolger. Rock goes space könnte man die Musik der Mannen um Nick Turner und Dave Anderson nennen. Die noch verbliebenen Nachtschwärmer konnten alte Hawkwindstücke genießen und in andere Sphären abheben.
Der Samstag begann mit dem Auftritt von TMF aus Deutschland bereits 11 Uhr am frühen Vormittag, somit blieb nicht viel Schlaf und Ruhe, wenn man pünktlich auf dem Platz vor der Bühne sein wollte. Und nun folgten große Bands Schlag auf Schlag.
Die alten Krautbands Epitaph und Jane heizten den sommerlichen Nachmittag noch mehr auf und brillierten mit ihren alten Hits wie z.B. Epithap's "Outside The Law" oder Jane's "Lady" oder "Fire, Water, Earth And Air".
Siena Root heizte dem Publikum mit rockigen Songs weiter ein, und am Abend gaben sich die Woodstock-Veteranen Ten Years After die Ehre. TYA spielten einen Querschnitt durch ihre Hits- ein Feuerwerk aus Rock und Blues.
Ein weiteres angekündigtes Highlight war der Auftritt von Manfred Mann`s Earth Band.
Hier waren viele gespannt, wie sie live on stage ihre Musik präsentieren würde (die neueste CD der Band bleibt eher brav und wenig spektakulär). Aber die Tausenden Fans konnten sich an einer spielfreudigen Earth Band erfreuen, die nach einigen technischen Unebenheiten ihren Weg fand und ihre Songs hervorragend spielte.
Den vorletzten Auftritt des Abends bestritt die Progband IQ.
IQ, die als Vorbilder die frühen Yes und Genessis zu haben scheinen, legten ein perfektes und in sich geschlossenes Konzert auf die Bühne, woran es nichts auszusetzen gab.
Als letzter Act traten die Ungarn Korai Öröm mit ihrem World Music-Trance-Sound auf und entführten die begeisterten Zuhörer in eine weit entfernte Welt der Fantasie und des Tanzes.
Auch in diesem Jahr beendeten am Sonntag eine Reihe spannender Bands mit Weltmusik und Folklore das Festival.
Die afrikanische Gruppe Psycho Key mischte indische Töne der Sitar mit Reggae und Rockelementen. Auch die Brasilianer Berim Brown konnten mit ihrer stark rhythmischen und traditionellen Musik überzeugen und viele Zuhörer zum Tanzen verführen.
Die Schweden Sirqus Alfon überraschten ihr Publikum mit einer Mischung aus Zirkus- und Varietemusik.
Zoe & the Okada Supersound verbreitete ein karibisches Flair und das Bukovina Club Orchestar verzauberte die Festivalbesucher mit 'wilden' osteuropäischen Klängen.
Den musikalischen Festivalausklang bestritten Tito & Tarantula , die mit ihren Songs noch einmal kräftig das Rhythmusgefühl ihrer Fans strapazierten.
Zum Schluss ist ein Lob an alle Leute, die das Festival auf die Beine gestellt haben angebracht.
Also, auf ein neues Burg Herzberg Festival 2006...
Bert Machoy (Text) & Uwe Heller (Fotos), 05.10.2005
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