V.A. / A Tasty Sound Collection, Cocktails & Guitars
A Tasty Sound Collection Cocktails And Guitars Spielzeit: 65:35
Medium: CD
Label: inakustik, 2010
Stil: Blues

Review vom 01.05.2010


Joachim 'Joe' Brookes
In einer Rezension habe ich geschrieben, dass mir Cocktails ziemlich schnuppe sind.
Dennoch ist es interessant, im Booklet über die verschiedenen Entstehungsgeschichten des Begriffes Cocktail zu lesen. Natürlich gibt es schöne bunte Bilder anzusehen und unter der Überschrift 'Mit oder ohne' kann man einen alkoholischen Cocktail (Planter's Punch) beziehungsweise antialkoholischen Drink (Triver) nachmixen.
Hat man die Ingredienzien zufälligerweise nicht im Haus, sollte man sich den Sampler bereits auf dem Weg zum Supermarkt anhören. Da macht das Einkaufen noch mehr Spaß, besonders, wenn man am Spirituosenregal entlang schlendert und Livingston Taylors entspannter Version von Stevie Wonders "Isn't She Lovely" lauscht. Taylor verschleppt das Tempo und macht aus dem Original eine Singer/Songwriter-Nummer in der er zu Beginn und am Ende auch noch die Melodie pfeift. Stellt sich die Suche problematisch dar, dann hilft bestimmt "Come To Find" von Doug MacLeod. Mit akustischer Gitarre und wenigen anderen Begleitinstrumenten bringt er eine seiner typischen Songs zu Gehör. Feinstes Fingerpicking mit treibendem Rhythmus durchzieht den Track und bei dem Tempo wird man in den Regalen schnell fündig.
Sollte dem nicht so sein, helfen nur "29 Ways" zum nächsten Einkaufsparadies. Die liegen heutzutage ja so dicht beieinander, dass selbst Hans Theessinks knapp dreieinhalb Minuten dafür ausreichen. Zumindest hält einen der Country Blues des Mannes gut bei Laune und man freut sich über einen klasse Gospelchor, der den Theessink unterstützt. An und für sich gibt es neben dem Gesang nur noch die vom Protagonisten gespielte akustische Gitarre.
Hat man doch tatsächlich irgendetwas nicht bekommen, trösten Alison Krauss & Union Station mit "It Doesn't Matter". Ein toller Americana-Song, der die beeindruckende Stimme der Amerikanerin in den Vordergrund stellt.
Für den Heimweg empfehle ich Karl Ratzers Song "Finger Snappin' Good", weil der Einkauf erfolgreich war. Der österreichische Gitarrist liefert einen funkigen Track ab. Dabei sind neben seiner bluesig jazzigen E-Gitarre die Keyboards bemerkenswert.
So ganz auf Risiko will man ja nicht setzen und probiert die Drinks vorher aus.
Weil die Sache sehr gut fluppt, fühlt man sich wie "Big Man Mambo". Robert Lucas, auch bei Canned Heat aktiv gewesen, liefert einen hörenswerten Blues-Shuffle ab und zeigt, dass er nicht nur gut an der Gitarre ist. Die Bluesharp passt sehr gut ins Songgefüge.
Die zur Cocktailparty geladenen Gäste kommen aus dem "Cold Rain" ins gut geheizte Wohnzimmer. Die Nummer ist ja schon zu einem Klassiker der Blues Company geworden und dürfte hinlänglich bekannt sein.
Nach der Übung kommt die Kür. Der Shaker steht bereit und die Gäste staunen Bauklötze, wie gut das Mixen von der Hand geht. Dazu passt bestens Joyce Coolings "Sleight Of Hands". Wirklich genau abgestimmt ist ihr zeitgenössischer Jazz mit leicht rockigen Anwandlungen. Der Track ist durch die Rhythmusabteilung mächtig funky und neben der Gitarristin klingen die Keyboards klasse. Eine Entdeckung!
Wer beim Mixen die Perfektion des Psychologen mit der kurzen weißen Jacke hinter der Theke erreichen möchte, kann nach dem zehnten Cocktail heimlich die "Length Of My Arms" testen. Meines Wissens wird der Vorname dieser amerikanischen Singer/Songwriterin Carrie und nicht Carry geschrieben. Newcomer begleitet ihren Gesang mit der akustischen Gitarre und den besonderen Pfiff hat der Track nun nicht unbedingt. Allerdings sind die Gäste von den Getränken begeistert und ständig rufen die Leute "Do It Again". Musikalisch setzt Erlend Krauser dieses in einer sphärigen Atmosphäre um und unterlegt wird der Track mit funkigen Beats. Der Ex-Laker gibt seiner Gitarre einen sanften Klang und die Töne perlen nur so aus dem Verstärker.
Die ersten Gäste gehen schon, um dem "Last Train To Amsterdam" nicht hinterher zu rennen. Ach, wie ist das schön... wieder ein Trainsong. Allerdings hat Ray Wylie Hubbard nicht den puren Blues auf der hohen Kante. Trotz schneidender Slidegitarre steckt viel Country im groovenden Track.
Zu vorgerückter Stunde haut es mit den Mischungsverhältnissen auch nicht mehr so hin. Die Geschmacksnerven der Leute sind noch relativ ungetrübt, man steht dem Mischgeschick gelassen gegenüber und sagt achselzuckend "Oh Well". Sara K. interpretiert Peter Green auf der akustischen Gitarre und als Begleitung spielt eine weitere Person Handtrommeln. Klar, logisch, den Song kann man immer bringen und Sara K. beschränkt sich in den knapp drei Minuten nur auf den ersten Teil des Klassikers. So richtig ab geht ihre Version nicht. Allerdings sorgt sie mit einem spanisch angehauchten Gitarrenpart für Aufsehen.
Je später der Abend, desto schöner die Gäste. Es schellt... "Nelly" steht vor der Tür und natürlich wird sie von allen herzlich empfangen. Einige Freunde der Fender Telecaster haben sich unter dem Namen Telecats zusammen getan und dahinter stecken Frank Diez, bereits weiter oben erwähnter Karl Ratzer, Dieter Übler sowie Tom Principato. Gediegener Blues Rock mit einem Festival der Gitarren. Alles in der langsamen Auslage ist die "Nelly" ein wunderschöner Song.
Bei entsprechendem Alkoholkonsum kommt man sich schon manchmal vor wie "Fly Like An Eagle". Was würde wohl Steve Miller zu dieser Interpretation sagen? Für seine Lesung benutzt Louie Shelton schon sehr modernen Jazz gekoppelt mit einem Spritzer Ambiente. Hank Shizzoe & Loose Gravel sowie Stytz Syndicate runden den sehr positiven Gesamteindruck ab.
Ob man nun ein Fan von Cocktails sein muss, um an der Musik Gefallen zu finden, ist relativ unwichtig. Der gut besetzte Sampler mit den vielen unterschiedlichen Gitarrenklängen macht Spaß und kann zu jeder Gelegenheit aufgelegt werden. Nebenbei fungiert auch diese Zusammenstellung für den einen oder anderen Hörer als Fundgrube.
Tracklist
01:Louie Shelton - Fly Like An Eagle (4:29)
02:Doug Mac Leod - Come To Find (4:09)
03:Telecats - Nelly (6:19)
04:Hans Theessink - 29 Ways (3:22)
05:Sara K. - Oh Well (2:41)
06:Livinston Taylor - Isn't She Lovely (4:28)
07:Joyce Cooling - Sleight Of Hand (3:50)
08:Ray Wylie Hubbard - Last Train To Amsterdam (5:02)
09:Erlend Krauser - Do It Again (4:07)
10:Alison Krauss & Union Station - It Doesn't Matter (3:53)
11:Stytz syndicate - Traces Of Love (6:01)
12:Hank Shizzoe & Loose Gravel - The Life Of A Thief (4:20)
13:Karl Ratzer - Finger Snippin' Good (5:31)
14:Connie Kaldor - If I Was To Tell You (3:28)
15:Blues Company - Cold Rain (5:45)
16:Carry Newcomer - The Length Of My Arms (2:50)
17:Robert Lucas - Big Man Mambo (3:59)
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