Spielzeit: 69:17 Medium: CD Label: Chrome Dreams, 2012 Stil: Rock'n'Roll, Soul, Surf Review vom 19.10.2012 Markus Kerren

Diese "Jukebox"- bzw. "The Music That Inspired..." wen auch immer-Idee ist ja nichts wirklich Neues mehr und wird bereits seit Jahrzehnten von verschiedenen Labels öfter gerne mal - mit wechselnder Qualitätsgüte - auf den Markt geworfen. Dieses Mal ist der geniale Songwriter und Arrangeur
Brian Wilson an der Reihe, dem hier insgesamt 27 Songs als Einfluss zugesprochen werden. Und dies sehr oft nicht nur nachvollziehbar, sondern auch historisch belegt.

Brian Wilson war die große, treibende wie kreative Kraft hinter den Beach Boys, die in den sechziger Jahren Hit an Hit reihten und dabei wahre - trotz bis heute oft belächelte und als Bubblegum-Stoff abgetane - Perlen bezüglich des Songwritings, des Gesangs und der Arrangements ablieferten. Spätestens das im Jahr 1966 erschienene Album "Pet Sounds" war ein Meisterwerk, das sich zu keinem Zeitpunkt hinter den Beatles (oder wem auch sonst immer) verstecken musste.

Leider erlitt Brian Wilson Ende der Sechziger einen durch übermäßigen Erfolgsdruck und die falschen Drogen ausgelösten Nervenzusammenbruch (versierte Psychologen werden es höchstwahrscheinlich etwas genauer definieren können), der sich den eigentlich mental immer schon etwas labilen Protagonisten dann erstmal für über ein Jahr in sein eigenes Schlafzimmer zurückziehen und das komplette Unternehmen Beach Boys ins Stocken geraten ließ. Wobei dies keinesfalls die immer noch großartigen Alben "Wild Honey" (1967), "Friends" (1968), "Sunflower" (1970) oder "Surf's Up" (1971) etc. in Frage stellen soll.

Es war einfach nur so, dass Wilson abgetaucht war, die alte Erfolgsformel nicht mehr griff, die neuen Songs (größtenteils von den anderen Mitgliedern beigesteuert) nicht mehr ankamen und die Band von dem neuen Psychedelic Rock-Publikum (das Combos wie The Grateful Dead, Jefferson Airplane oder Big Brother & The Holding Company vergötterte) einfach nicht mehr ernst genommen wurde.

Wie dem auch sei, die vorliegende CD stellt eine sehr gute wie interessante Compilation dar, die mit knapp siebzig Minuten und jeder Menge guter Songs aufwarten kann. Die Palette reicht von Big Band-Jazz über Rock'n'Roll bis hin zum Folk Rock der Mittsechziger. Klar ist dabei jede Menge bekanntes Material (Chuck Berrys "Sweet Little Sixteen", Bill Haleys "Rock Around The Clock", The Everly Brothers' "Devoted To You", Eddie Cochrans "Summertime Blues" und, und, und...) vertreten, aber auch (vor allem heutzutage) nicht mehr ganz so bekannte Stücke kommen zum Einsatz.

Oder kann sich wirklich noch jeder an geile Surf-Hits wie "Moon Dawg!" (The Gamblers), "Let's Go Trippin" (Dick Dale And The Del-Tones) oder Schmachtfetzen wie "Hushabye" (The Mystics), "There's No Other (Like My Baby)" (The Crystals) oder den Doo-Wop "I m So Young" (The Students) erinnern? Von wesentlich bekannterem Kaliber sind da schon The Byrds' "Turn! Turn! Turn!", "Summertime" von der göttlichen Billie Holiday, "Be My Baby" von The Ronettes oder "Louie Louie" des guten Richard Berry. Der nachweislich größte Einfluss auf Brian Wilsons spätere Gesangs-Arrangements für die Beach Boys waren The Four Freshmen, die hier folgerichtig (als eine von ganz wenigen Truppen) mit zwei Tracks am Start sind.

Fürwahr eine richtig gute Zusammenstellung, die jede Menge Spaß macht und die sowohl zu jeder Tages- und Nachtzeit sowie jedem erdenklichen Ort in den Player geschoben werden kann, ohne ihre Wirkung (gute, gute und außerdem noch gute Laune) zu verfehlen. Außerdem wird man mit der Quantität der Tracks und der Gesamtspielzeit ebenfalls noch gut bedient. Und bevor ich es vergesse: Ein ausführliches Booklet mit reich gestalteten (allerdings nicht von Brian Wilson verfassten) Kommentaren zu jedem Song ist ebenfalls mit dabei.

Wer Lust hat, noch einmal so richtig schön in die Fünfziger und Sechziger abzutauchen, ist hier an der richtigen Stelle!