Various Artists / Freeway Jam - To Beck and Back
A Tribute
Freeway Jam - To Beck and Back Spielzeit: 55:53
Medium: CD
Label: Mascot Records/Tone Center Records, 2007
Stil: Fusion, Rock

Review vom 03.09.2007


Norbert Neugebauer
Wenn eine Riege der besten Gitarristen aus den verschiedensten Musikbereichen einem der Ihren huldigt, dann muss das schon ein wahrer Gigant sein, der den Tribut empfängt. Wenn es sich dabei um Jeff Beck handelt, erübrigt sich jede weitere Frage. Der Engländer spielt noch immer jedem Flinkefinger den Arsch ab, donnert jeden Metal-Axer ins ewige Untotenreich und übertrifft mit seiner Technik und gekonntem Elektronik-Einsatz jeden Fusion-Tüftler um Lichtjahre. Da sind sich Fans, Kritiker und Kollegen ziemlich einig.
Betrachtet man seine Karriere seit 1965, als er bereits als eines der versiertesten Studio-Asse in London galt, über seine diversen Bands und Kollaborationen bis zu seinen Solo-Aktivitäten, dann ist sein Output für die langen Jahre nicht gerade üppig. Zieht man dann noch die zahlreichen Fremdkompositionen ab, dann bleibt an eigener Schöpfung auch nicht richtig viel übrig. Trotzdem, seine Alben sind richtungsweisend und seine innovative Spielkunst aktuell wohl unerreicht, aber für den gemeinen Rockfan oft zu sperrig und der Zeit voraus.
Schön, wenn ihm nun ein Tribut-Album gewidmet wird, auf dem 10 Gitarrero-Compadres aus der Bundesliga 'seine' Stücke interpretieren. Dies geschieht auf "Freeway Jam - To Beck And Back". Hinter dem hehren Ansinnen steht jedoch, wie leider sehr oft, eine geschäftsträchtige Idee, die das Ganze dann schon relativiert. Produzent Jeff Richman hat auf dem spezialisierten Tone Center-Label eine ganze Reihe derartiger 'Widmungs'-Tonträger zusammengestellt, auf der sich dann auch mehr oder weniger immer wieder die gleichen Musiker zur 'Ehrerbietung' diverser Szene-Kollegen einfinden.
In dem Fall sind es neben ihm selbst Steve Morse, John Scofield, Eric Johnson, Adam Rogers, Mike Stern, Warren Haynes, Chris Duarte, Greg Howe und Walter Trout, die mit der Hausband (Stuart Hamm am Bass, Vinnie Colaiuta und Simon Phillips an den Drums - beide schon mit dem Meister selbst zugange - sowie Keyboarder Mitchel Forman) zehn Titel aus dem Beck-Katalog aufgenommen haben.
Da stellt sich natürlich schon vor dem Antesten die Frage: Was bringt es, wenn andere die Stücke des Primus Inter Pares nachspielen? Besser können sie es schwerlich, also die teilweise so typischen Stücke 'in their own way' anders gestalten? Sie möglicherweise uminterpretieren oder gar verunstalten? Keine Bange, nichts davon. Die bleiben meist schön in der Spur und spielen brav die Beck'schen Vorgaben! Was noch mehr den Sinn dieser Produktion in Frage stellt, außer to make money mit dem großen Namen.
Steve Morse fügt dem Eröffnungstrack ein paar Triller hinzu, John Scofield gibt erwartungsgemäß "Over Under Sideways Down" eine deutliche jazzigere Note, gut assistiert von der Hammond. In die neuere Beck'sche Fusion-Sprache transferiert Eric Johnson den "Bolero". Wenn man allerdings das Original mit seinen elektrisierenden Slide-Überlagerungen vom "Truth"-Album im Ohr hat, dann ist das nur die wohltönende Schlummerversion. Adam Rodgers und Greg Howe zeigen, dass sie ebenfalls tolle Fusion-Frickler sind, während Jeff Richman seine Vorlage eher mit Rockmitteln entschärft. "Diamond Dust" rieselt unter Mike Sterns Finger sanfter, Warren Haynes beweist, dass er auch in diesem Metier zuhause ist und verzichtet auf seine heavy Trademarks. Mit leichtem Reggae-Rhythmus lässt Chris Duarte seine Gitarre singen und bringt die Emotion ins Spiel, die bei Beck selbst oft vermisst wird. Walter Trout spielt das, was man von ihm erwartet und bürstet bluesrockig mit dem Strich. Gut, jeder der hochwertigen Klampfer setzt seine Duftmarken und es ist für Freaks sicher interessant, die unterschiedlichen Stile vor gleichem Background auf einer CD zu haben. Die Produktion ist ansonsten recht einheitlich. Hervorragende Arbeit an den Drums, während der Bass eher Füllfunktion hat. Die Keyboards sind allerdings echte Weichspüler, kein Vergleich etwa mit Jan Hammer als kongenialen Gegenspieler des Stratocaster-Genies. Damit gleitet die Scheibe deutlich Richtung Mainstream ab, Beck für Normalos.
Unter dem Strich bleibt ein nettes Album, technisch einwandfrei, clean und die Erkenntnis: From Beck there's no way back! (oder: wenn schon El Becko, dann das Original!)
Tracklist
01:Freeway Jam - Steve Morse
02:Over Under Sideways Down - John Scofield
03:Beck's Bolero - Eric Johnson
04:Led Boots - Adam Rodgers
05:El Becko - Jeff Richman
06:Diamond Dust - Mike Stern
07:The Pump - Warren Haynes
08:Behind The Vail - Chris Duarte
09:Blue Wind - Greg Howe
10:Brush With The Blues - Walter Trout
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