Goin' Home - A Tribute To Fats Domino
Goin' Home - A Tribute To Fats Domino Spielzeit: 49:44 (CD 1), 49:07 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: EMI/Capitol, 2007
Stil: R&B/Rock

Review vom 01.10.2007


Joachim 'Joe' Brookes
New Orleans, das musikalische Zentrum der Staaten ist die Heimat eines der größten Rock'n'Roller unserer Zeit. Fats Domino, am 26.02.1928 in New Orleans geboren, begann seine professionelle Musikkarriere 1949, als er in Zusammenarbeit mit dem Produzenten und Songwriter Dave Bartholomew seine erste Single "Fat Man" veröffentlichte und weltweit bekannt wurde.
In den Fünfzigerjahren waren es Klassiker wie "Ain't That A Shame", "Blueberry Hill", "I'm In Love Again", "Blue Monday" und "Walking To New Orleans", die ihn berühmt machten.
Die Musikwelt kann froh sein, dass der fast 80-jährige Fats Domino während des Hurrikans Katrina mit einem blauen Auge davon kam. Er konnte in letzter Minute mit einem Helikopter vom Dach seines Hauses gerettet werden, jedoch verlor er all sein Hab und Gut.
Bei einem Musiker bedeutet das eben Instrumente, Erinnerungsstücke, Auszeichnungen sowie 20 Goldene Schallplatten, die er inzwischen vom amerikanischen Plattenverband in Kopien zurück erhalten hat. Gleichzeitig gab es den bisher nur an Johnny Cash verliehenen Music Legend Award.
Nun zum vorliegenden insgesamt knapp 100-minütigen Sampler "Goin' Home: A Tribute To Fats Domino", auf dem sich alles, was Rang und Namen hat, vertreten ist. Abgesehen von John Lennons "Ain't That A Shame" von seinem Album "Rock'n'Roll" (1975), wurden alle Tracks für die Compilation neu eingespielt.
Neben den Stars und Sternchen sind darüber hinaus noch sehr viele Musiker der New Orleans-Szene mit von der Partie.
Von John Lennon ist es nicht weit zu seinem damaligen Beatles-Kumpel Paul McCartney, der mit dem New Orleans Musiker Allen Toussaint am Piano "I Want To Walk You Home" in einer laid back Version interpretiert.
Natürlich leben im Allgemeinen die Coversongs vom Klavier und jede Menge Bläsern.
Lenny Kravitz serviert "Whole Lotta Loving" in einer heißen Funk-Ausgabe mit der Rebirth Brass Band und oben drauf, als Sahnehäubchen, spielen Troy Andrews (trombone), Fred Wesley (trombone), Pee Wee Ellis (saxophone) sowie Maceo Parker (alto saxophone). Hier wird abfeiert und Domino Party-mäßig gehuldigt.
Die Interpreten kommen aus den verschiedensten musikalischen Richtungen. So ist neben dem Rock auch der Blues, Jazz, Country und, welch Überraschung der Reggae vertreten.
Nachdem Tom Petty & The Heartbreakers' mit "I'm Walkin'" einen wohl sehr bekannten Domino-Hit vorlegen, übrigens mit Petty am Bass, gibt es den ersten Abstecher in den Blues. Kein Geringerer als B.B. King gibt "Goin' Home" einen 12-Takter-Flair und Ivan Neville bearbeitet die schwarzen und weißen Tasten seiner Hammond B3, der abermals in der Gemeinschaft des New Orleans Social Club für "My Girl Josephine" der Mann am Klavier ist, angeführt jedoch von Taj Mahal, welcher mit seiner unnachahmlichen Stimme singt sowie Harp spielt. Super, dieser Track, bei dem Gov't Mule-Mastermind Warren Haynes an den Reglern im Music Shed, New Orleans saß.
Ivans Bruder Art Neville singt und spielt "Please Don't Leave Me" solo. Honky Piano ist angesagt. Auf Augenhöhe ist dann Randy Newman mit "Blue Monday". Feinste Performance des mittlerweile 64-jährigen Musikers und Sängers ist angesagt. Anspieltipp!
Einziger Interpret, der auf dem Doppeldecker als Headliner zweimal zulangen darf ist Robert Plant. Einerseits zusammen mit der Zydeco- Kapelle Lil' Band o' Gold in "It Keeps Rainin'" und anderseits auf der zweiten CD a capella mit dem Soweto Gospel Choir in "Valley Of Tears". Beide Tracks sind super, wobei mein Herz eher für die zweite Nummer schlägt.
Robbie Robertsons rauchige Stimme fällt im ruhig beginnenden "Going To The River" sofort ins Ohr. Galactic begleitet den Sänger und Gitarristen. Toll die Wurlitzer-Sounds von Rich Vogel. Ein Break und plötzlich groovt der Song wie nur was. Schon wieder ein Anspieltipp!
Voll in seinem Element ist natürlich Dr. John, der mit Irma Thomas und Marcia Ball als Backing-Sängerinnen "Don't Leave Me This Way" zelebriert. Einmal ist der New Orleans-Sound eines Fats Domino mit der Slide-Gitarre gepaart. Wer könnte da besser geeignet sein als Bonnie Raitt, die mit dem Blueser Jon Cleary nicht nur im Duett singt, sondern sich auch mit dem Pianisten brillant ergänzt.
Die Engländerin Corinne Bailey Rae mit ihrer souligen Stimme beschließt die erste CD. "One Night (Of Sin)" wurde im Mai 2007 live beim Tipitina Festial aufgezeichnet und ist ebenfalls geprägt von herrlichen Bläser-Sätzen.
Neil Young eröffnet CD 2 mit dem balladesken "Walking To New Orleans", in dem er zwischen Streichern und den Jubilee Singers Of Fisk Universitiy mit seiner Stimme und Harmonika wirkt wie ein roter Punkt auf einer 3 Quadratmeter großen weißen Fläche. Ne, sorry, dann schon lieber das bereits oben erwähnte tolle "Valley Of Tears" mit Robert Plant.
Die jazzige Abteilung des Samplers vertritt einerseits Norah Jones als Alleinunterhalterin mit "My Blue Heaven" und andererseits, angeführt von Herbie Hancock, George Porter, Jr. (bass), Zigaboo Modeliste (drums) sowie Renard Poché (guitar). "I'm Gonna Be A Wheel Someday" ist Jazz mit ein wenig funkigen Ergänzungen.
Eine hervorragende Interpretation liefert Bruce Hornsby mit "Don't Blame It On Me" ab. Der Mann hat es einfach drauf, nur mit seiner Piano-Begleitung zu brillieren. Dass er singen kann, steht außer Frage.
Kann man das von einem Willie Nelson auch behaupten? Auf seine ganz persönliche Country-Art verpasst er "I Hear You Knockin'" einen Charme, der seines Gleichen sucht. Der Song wird im ersten Gang gespielt, die Gebläse-Abteilung vermittelt Trauermarschstimmung und der Kontrabass blubbert gemächlich. Piano? Na klar, hier noch einmal Jon Cleary.
Reggaeorientiertes gibt es dann von Ben Harper und The Skatalites, einer jamaikanischen Band, die bereits auf eine fast 45-jährige Karriere zurückblicken kann. "Be My Guest" und das folgende "Let The Four Winds Blow" von Toots & The Maytals eingespielt sind zusätzliche Farbtupfer der zweiten CD.
Waren Irma Thomas und Marcia Ball bei Dr. John für die Backing Vocals zuständig, stehen sie mit "I Just Can't Get New Orleans Off My Mind" im Spotlight. Ein Duett der beiden Blues-Damen, das einem die Gänsehaut über den Rücken scheucht.
Das Ende des Streifzugs durch die Musik von Fats Domino bildet standesgemäß "When The Saints Go Marching In" mit Carl LeBlanc am Banjo und Walter 'Wolfman' Washington sowie Theresa Andersson gemeinsam am Mikrofon.
Nicht nur Fats hat Freude an dem Sampler, auch der Hörer.
Jedem Käufer der Compilation steht eine abwechslungsreiche Retrospektive auf das Werk eines Fats Domino ins Haus und die Erlöse des Albums werden karitativ in New Orleans Verwendung finden, z.B. für den Bau eines Gemeindezentrums im stark mitgenommenen Lower 9th Ward.
Tracklist
CD 1
01:John Lennon - Ain't That A Shame (2:31)
02:Tom Petty & The Heartbreakers - I'm Walkin' (2:46)
03:B.B. King with Ivan Neville's Dumpstaphunk - Goin' Home (2:17)
04:Elton John - Blueberry Hill (3:17)
05:Taj Mahal and The New Orleans Social Club - My Girl Josephine (4:09)
06:The Dirty Dozen Brass Band with Joss Stone and Buddy Guy - Every Night About This Time (3:33)
07:Paul McCartney feat. Allen Toussaint - I Want To Walk You Home (2:42)
08:Lenny Kravitz with Rebirth BrassBand, Troy Andrews, Fred Wesley, Pee Wee Ellis and Maceo Parker - Whole Lotta Loving (4:20)
09:Dr. John - Don't Leave Me This Way (3:27)
10:Bonnie Raitt and Jon Cleary - I'm In Love Again/All By Myself (3:23)
11:Art Neville - Please Don't Leave Me (3:10)
12:Robbie Robertson with Galactic - Going To The River (4:48)
13:Randy Newman - Blue Monday (2:22)
14:Robert Plant with Lil' Band o' Gold - It Keeps Rainin' (3:09)
15:Corinne Bailey Rae - One Night (Of Sin) (3:44)
CD 2
01:Neil Young - Walking To New Orleans (3:15)
02:Robert Plant and The Soweto Gospel Choir - Valley Of Tears (2:12)
03:Norah Jones - My Blue Heaven (2:20)
04:Lucinda Williams - Honey Chile (2:19)
05:Marc Broussard feat. Sam Bush - Rising Sun (3:26)
06:Olu Dara and The Natchezippi Band feat. Donald Harrison, Jr - When I See You (3:50)
07:Ben Harper with The Skatalites - Be My Guest (3:16)
08:Toots & The Maytals - Let The Four Winds Blow (3:34)
09:Willie Nelson - I Hear You Knockin' (2:56)
10:Irma Thomas and Marcia Ball - I Just Can't Get New Orleans Off My Mind (3:29)
11:Bruce Hornsby - Don't Blame It On Me (3:41)
12:Herbie Hancock with George Porter, Jr., Zigaboo Modeliste and Renard Poché - I'm Gonna Be A Wheel Someday (4:12)
13:Los Lobos - The Fat Man (4:13)
14:Big Chief Monk Boudreaux with Galactic - So Long (2:16)
15:Preservation Hall Jazz Band with Walter 'Wolfman' Washington and Theresa Andersson - When The Saints Go Marching In (4:03)
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