Der Name des Labels Trojan gehört zum Reggae wie der Joint zum Rastafarian. Gegründet in den 50er Jahren von dem Schnapsverkäufer
Arthur 'Duke' Reid auf Jamaika, der zunächst seinen Lieferwagen mit einem Soundsystem aufmotzte und dann Calypso-Platten produzierte. 1967 übernahmen
Chris Blackwell und
Lee Gopthal die Firma und gliederten sie Island Records in London ein. Damit wurden sie Wegbereiter für den weltweiten Siegeszug von Ska, Rocksteady, Reggae und dem heutigen Electronic Dub (in dessen Fänge sich der bis dato davon unbeleckte
RockTimes-Redakteur erst kürzlich mit
Jah Wobble
begab). Keine neuere Musik hat seither so universell die Fans angesprochen, sei's am Danau Toba auf Sumatra oder am Chiemsee, überall findet man Dreadlocks und aus irgendwelchen noch so armseligen Kneipen tönen die basslastigen Offbeats.
Das Label hat auch zu diesem Anlass einen ungewöhnlichen Weg gewählt. So durfte der erklärte Reggae-Fan Jonny Greenwood von Radiohead ins Archiv und seinen ganz persönlichen Jubiläumssampler zusammenstellen. Er wählte Vintage-Aufnahmen aus den Jahren 1967 bis 1982, nachdem er sich lt. Booklet ein halbes Jahr lang eingehört hatte. Der Junge besitzt einen guten Geschmack, das muss man ihm lassen. Die alten Aufnahmen, natürlich sorgfältig entstaubt, haben ihren Charme, zeigen aber auch schon klar, welche kreativen Sound-Master (beispielsweise der legendäre Lee 'Scratch' Perry) damals schon in Kingston Town an den Mixern saßen. Und welche Musiker das kleine Jamaika hervorbrachte!
17 Tracks, oftmals kräftig dubmäßig gepusht. Von Pop-orientiert, wie Marcia Aitkens "I'm Still In Love" oder Derrick Harriotts "Let Me Down Easy" über das soulige "Gypsy Man" von Marcia Griffiths (mit völlig ungewöhnlicher Akustik-Gitarre) bis zu den abgefahrenen "A Ruffer Version" eines Johnny Clarke & The Aggrovators, "Clean Race" von Scotty oder dem jüngsten Beitrag "Flash Gordon Meets Luke Skywalker" von Scientist & Jammy & The Roots Radics. Bei den Tracks Nr. 5, 8, 9 und 15 hatte der schräge Lee 'Scratch' Perry seine Finger an den Plattenmaschinen, Knöpfen und teilweise am Mikro. Es gibt auch die 'gängigen' Reggae-Songs, Linval Thompsons "Dread Are The Controller", "Cool Rasta" von The Heptones oder das stark umgesetzte Cover "Fever". Guten alten Rocksteady liefern Desmond Dekker und seine Aces, dessen neuere Version gleich danach von den Lloyd's All Stars aufgelegt wird.
Die Compilation gibt gut Einblick in die Entwicklung der Jamaika-Sounds und bietet bislang unbedarfteren Fans einen qualitativ ansprechenden Einstieg in das Genre. Dazu hilft auch ein umfangreiches, gut bebildertes Booklet mit kenntnisreichen Anmerkungen Greenwoods zu den Songs. Zum 'Reinschmecken' und für die nächste Party!