Heavy Metal - Louder Than Life
Louder Than Life 115:00 (DVD 1) 137:00 (DVD 2)
Medium: Doppel-DVD
Label: Polyband, 2007
Ländercode: 2 PAL
Tonformat: Dolby Digital 2.0
Bildformat: 16:9 (1.78:1)
Sprache: Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Stil: Heavy Metal


Review vom 24.02.2007


Ilka Czernohorsky
Heavy Metal: Entweder man liebt diesen Stil, oder man hasst ihn. Wobei - Heavy Metal ist nicht nur ein Musik-Stil, Heavy Metal ist ein Lebensgefühl, darin wird mir jeder anständige Metaller zustimmen.
Aber was fällt dem sogenannten 'Normalo' auf Anhieb ein, wenn er den Begriff Heavy Metal hört?
Zuerst natürlich die Musik: härter, schneller, lauter.
Dann das Image: Eimerweise biertrinkende, tätowierte Typen mit langen (ungepflegten) Haaren, die in Leder-Klamotten oder in über und über mit Patches der jeweiligen Lieblingsband bestückten Jeans-Kutten (die übrigens niemals gewaschen werden dürfen) stecken. Darunter tragen sie T-Shirts mit Band-Logos. Ach ja, Nieten gehören ebenfalls zu den wichtigsten Metalaccessoires. Von (Papp)Schwertern, Rüstungen und Drachen mal ganz zu schweigen.
Wobei sich das nicht mehr so sehr verallgemeinern ließe, wenn man sich mit der Szene mal näher befassen würde. Aber Vorurteile gibt es ja bekanntlich überall.
Fakt ist, es gibt kaum eine Musikrichtung, in der die Fans so konstant ihren Bands treu verbunden bleiben. Denn wie oft wurde der Heavy Metal totgesagt, gerade als der Mainstream in den 80ern und Grunge in den 90ern den Musikmarkt eroberte.
Doch - oh Wunder, Bands wie Maiden, Saxon, Priest oder auch Motörhead gibt es immer noch und sie sind angesagter denn je, besitzen wahren Kultstatus.
Denn auch ihre Fans sind noch da, kaufen CDs und DVDs und reisen 'ihren' Bands auf deren Tourneen durch die halbe Welt nach.
Heavy Metal-Festivals wie das Schweden Rock Festival, Wacken Open Air, Bang Your Head usw. verzeichnen jährlich steigende Besucherzahlen.
Dazu passend ein Zitat aus "Louder Than Life": »Heavy Metal ist eine Droge, sie trifft genau zwischen deine Augen«.
Wer hätte das gedacht, als Bands wie Led Zeppelin, Deep Purple oder Black Sabbath erste Gehversuche starteten und anfingen, mit verzerrten Gitarren harte Klänge zu komponieren, die mit der üblichen Musik nichts mehr zu tun hatten. Die Quintessenz davon war, dass sie anfangs natürlich auf Unverständnis stießen. Dies gipfelte teilweise sogar darin, dass ihnen unterstellt wurde, mit dem Teufel im Bunde zu sein, denn nur der kann solche Musik fabrizieren.
Led Zeppelin wurde sogar der Vorwurf gemacht, in ihrem Song "Stairway To Heaven" mit Hilfe des 'Rückwärtsverfahrens' eine satanische Botschaft in der Aufnahme versteckt zu haben, die nur zu hören sei, wenn man das Stück auch rückwärts abspielt. In den Achtziger Jahren wird der berühmte Satanisten-Prozess gegen die (völlig unschuldigen) Judas Priest aufgerollt: Zwei junge Fans hatten sich erschossen und der Grund dafür sollte gewesen sein, dass angeblich auf einer Priest-CD beim Rückwärtsabspielen die Aufforderung 'tu es' rauszuhören sein sollte. 'Quatsch mit Soße' natürlich! Aber Logik spielte hierbei keine Rolle. Wenn die Fans wirklich etwas tun sollten, dann nämlich nur das: CDs kaufen!
Aber was bedeutet eigentlich Heavy Metal? Dazu schreibt Wikipedia: »Heavy Metal (engl. "Schwermetall"), auch Heavymetal geschrieben, ist eine Musikrichtung, deren Ursprünge im Hard Rock der 1970er liegen.
Bedingt durch kontinuierliche Weiterentwicklung und die teilweise Vermischung mit anderen Musikstilen spricht man heute eigentlich nur noch von Heavy Metal, wenn man die an die traditionellen Spielarten des Metal aus den 1970er und 1980ern angelehnten Varianten meint.«
Nun gut, wenden wir uns endlich vorliegender DVD "Heavy Metal - Louder Than Life" zu, in der die Geschichte des Heavy Metal, beginnend in den 70ern bis heute, auf interessante Weise abgehandelt wird.
Dee Snider leitet die DVD, die übrigens ganz stilecht in einer schicken Metallbox verpackt ist, mit folgenden Worten ein: »Wenn Schlagzeug und Bässe dröhnen, die Gitarren laut und hart sind und der Sänger schreit, dann ist es Heavy Metal«, Punkt. Eigentlich wäre dem nichts mehr hinzuzufügen, aber ich habe es hier mit über vier Stunden metallischer Unterhaltung zu tun, die begutachtet werden will.
Dick Carruther und Jim Parsons haben sich zurück in die Anfänge der härteren Rockmusik begeben und versuchen, mit ihrem Film das Kapitel Heavy Metal dokumentarisch abzuhandeln, was Ihnen auch sehr gut gelingt, indem Größen aus Musik (zum Beispiel Ian Paice, Dee Snider, Mitch Harris, Ronnie James Dio, Jonathan Davis, Dave Mustaine, John Sykes, Phil Taylor, Scott Ian u.v. a.), Producer und Labelmanager (Megaforce, Roadrunner Records, Century Media) sowie Printer (Kerrang, Metal Hammer) zu Wort kommen und ihre Sicht der Dinge preisgeben. Gewürzt ist das Material mit jeder Menge Clips und Konzert-Ausschnitten.
Angefangen mit den späten 60ern huldigt man Jimi Hendrix, Grand Funk Railroad, Deep Purple und Led Zeppelin. Black Sabbath werden sogar als die tatsächlichen Urväter des späteren Heavy Metal bezeichnet. Geezer Butler erwähnt die Gründe dafür, nämlich dass Sabbaths Sound von einigen Kritikern abwertend als Schwermetall, statt Musik bezeichnet wurde. Damit begann dieser Begriff sozusagen Einzug in die Musik zu halten.
Weiter geht man auf die Bedeutung der Instrumente ein, wobei natürlich, wie könnte es auch anders sein, Page, Blackmore und Iommi besondere Erwähnung finden.
Phil Taylor beschreibt ausführlich sein Schlagzeug. Es wird diskutiert, ob Doublebass tatsächlich benötigt wird oder eben auch nicht, und Tommy Lee sowie 'Bonzo' Bonham werden als hervorragende Drummer gewürdigt.
Man erfährt sogar, warum Bassgitarristen nicht nur stoisch ihre Saiten zupfen, sondern für das Schreiben der Songtexte verantwortlich sind. Gitarrist Bernie Tormes Theorie dazu: »Die haben nicht so viel zu tun, weil sie zwei Saiten weniger haben«. Mich persönlich hätte dazu tatsächlich mal die Meinung eines Bassplayers interessiert :-) Und Dee Snider erwähnt so ganz nebenbei, dass Lemmy, der ja ebenfalls Bass spielt, "Mama I'm Coming Home" für Ozzy schrieb.
Außerdem wird auf das (bereits von mir erwähnte) unverzichtbare Metaller-Outfit eingegangen, auf die Klamotten- und Frisur-Sünden der 80er Jahre und es wird erklärt, warum eine Band live immer besser klingt, wie auf einer Studio-Aufnahme.
Natürlich wird auch die Vermarktung dieser Stilrichtung eingehend diskutiert, genau so wie das Für und Wider von Extrembands wie Slipknot und/oder Marilyn Manson.
Dr. Adrian North, Musik-Psychologe, der in dem Film übrigens sehr ausführlich zu Wort kommt, sich offensichtlich intensiv mit dem Metal und seiner Wirkung auf die Jugend beschäftigt und kritisch auseinandersetzt, gibt folgendes, sehr interessantes Statement: »Es ist schwierig, den Musiker und Entertainer zu trennen, weil besonders Heavy Metal eine darstellende Kunstform ist. Beide sind miteinander verwoben, die Musik lebt von der Darstellungskunst des Musikers.«
(Das sollten sich alle HM-Gegner kräftig hinter ihre Ohren schreiben!)
Ein weiteres, ausführliches Kapitel wird dem Verhältnis zwischen Fans und Band gewidmet, das nirgends so eng ist, wie im Heavy Metal.
Bobby 'Blitz' Ellsworth von Overkill bringt es sehr gut zum Ausdruck: »Das Publikum ist wichtig. Es war für mich immer das sechste Bandmitglied.«
Im letzten Teil geht es um den Erfolg Metallicas sowie die Rolle Panteras und der Nu-Metalband Korn, die mit ihrem tiefergelegten Gitarren-Sound (Downtuning genannt) für frischen Wind in der Szene sorgten. Philosophiert wird ebenfalls über die Zukunftsaussichten des HM, die gar nicht so niederschmetternd sind. Es bleibt nur die Frage: Wohin wird sich die Musik, der Sound entwickeln.
"Louder Than Life": Ein fantastisches Stück Metal-Geschichte, gespickt mit viel rarem Bildmaterial wird uns hier präsentiert, wobei ich über die Anzahl hochkarätiger Gesprächspartner erstaunt war, von denen ich eingangs nur einige erwähnt habe, denn sonst hätte ich bei meiner Aufzählung den Rahmen gesprengt. Es wurden also keine Kosten und Mühen gescheut, um dem Fan Unmengen an Infos und Bilder liefern zu können.
Natürlich wird der eine oder andere kritisch anmerken, dass 'seine' Band oder 'sein' Stil keine Erwähnung fand. Nun - man kann nicht alles haben im Leben.
Und weil der HM-Fan zu Recht nur das Beste verdient, gibt es auf der zweiten DVD noch jede Menge Bonusmaterial: kleine Storys und Geschichten von Bands, Journalisten und Produzenten.
Lieblingsalben werden ebenfalls von den Gesprächspartnern vorgestellt und Mr. Dee Snider darf in einem ca. 30-minütigen Monolog noch einmal ausführlich zu Wort kommen.
Und das alles mit deutschen Untertiteln versehen!
Metaller-Herz, was willst du mehr? Eine rundum gelungene Sache - beide Daumen nach oben.
Ich zitiere noch einmal einen der interviewten Protagonisten: »Ob Nu-, Power-, Thrash-, Death- oder was sonst noch für verfuckten Metal - es ist nichts weiter, als hart gespielter Rock'n'Roll«. Wo der Typ Recht hat, hat er Recht.
Bands, die in dieser DVD eine Rolle spielen und eine Website haben, findet Ihr übrigens in der Linkangabe.
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