Spielzeit: 215:00 (DVD), 49:23 (CD) Medium: CD/DVD Technik DVD: Format: DVD-9, NTSC Region Code 0 Sound: Dolby Digital 5.1 Surround Sound Label: Metal Mind Productions, 2008 Stil: Heavy Metal Review vom 06.03.2008 Moritz Alves

Das polnische "Metalmania" feiert in diesem Jahr sein 22-jähriges Bestehen und ist mittlerweile zum größten Metal-Festival Osteuropas sowie zu einem der größten Indoor-Metal-Festivals weltweit herangewachsen. Seit einigen Jahren nun wird diese eintägige Veranstaltung jedes Jahr aufgezeichnet, um später auf DVD veröffentlicht werden zu können. Mir liegt der Mitschnitt des letztjährigen "Metalmania" vor, das wieder einmal im März 2007 im oberschlesischen Katowice stattgefunden hat.

22 Metal-Bands jedweder Couleur sind hier sowohl auf DVD als auch auf CD vertreten, wobei sich die Aufteilung nach den beiden Bühnen des "Metalmania" richtet: Gefilmt worden sind alle Bands der 'Main Stage', die Gruppen der 'Side Stage' dagegen kann man lediglich auf CD anhören. Auf der DVD ist jede Band mit zwei bis drei Songs vertreten, wobei Crystal Abyss und Paradise Lost jeweils nur mit einem Stück auftauchen. Dafür wurden dem Headliner Testament gleich fünf Songs gegönnt. Auf der CD dagegen stammen alle elf Lieder von verschiedenen Bands. Herausgekommen ist letztendlich ein guter Zusammenschnitt vom Festival des vorigen Jahres.

Wie bereits angedeutet, repräsentiert "Metalmania 2007" eine recht breite Stilvielfalt innerhalb der Grenzen des Metal. Von Korpiklaani über Zyklon oder Vital Remains bis hin zu Blaze Bayley und Sepultura, hat man es hier mit einem recht breit ausgelegten Programm zu tun, und deshalb sollte eigentlich für jeden Metaller etwas Schmackhaftes zu finden sein. Dabei fällt auf, dass auch einige einheimische Bands im Billing zu finden sind, die außerhalb Polens eher weniger bekannt sein dürften. Mir zumindest sind Namen wie Crystal Abyss, Ciryam oder WU-HAE bisher jedenfalls kein Begriff gewesen.

Generell bieten DVD und CD also einen vielschichtigen Überblick über die heutige Metalszene. Es werden zum einen Anhänger von technischem Brachialmetal angesprochen (z.B. Zyklon, Vital Remains), zum anderen kommen aber auch Old-School-Fans voll auf ihre Kosten (z.B. Entombed, Destruction, Testament). Anzumerken ist lediglich, dass der Grunz- bzw. Keifgesang deutlich überwiegt und ich als Ausnahmen auf der DVD lediglich Korpiklaani, Blaze Bayley und Paradise Lost nennen kann, die allesamt mit klarem Gesang arbeiten.

Nachfolgend gehe ich etwas genauer auf einzelne der gezeigten Auftritte ein. Den Auftakt machen die finnischen Folk Metaller Korpiklaani, die eine große Spielfreude an den Tag legen, ordentlich gute Laune verbreiten und darüber hinaus durch ein Geweih am Mikrofonständer auffallen. Crystal Abyss' symphonischer Black Metal wird darauf folgend von Keyboards dominiert, während die Dunkelgeister Darzamat stellenweise von einer Frauenstimme unterstützt werden.

Bei den Virtuosen von Vital Remains fällt erst einmal das theatralisch-dramatische Intro "Let The Killing Begin" auf, das auf gesprochene Passagen ein bekanntes, klassisches, opernhaftes Stück folgen lässt, dessen Name mir allerdings gerade entfallen ist. Daraufhin legen die Mannen mit einem unglaublichen Griffbrettgeflitze los, das von unmenschlich schnellem Geknüppel unterlegt ist. Diese Band besteht aus absoluten Ausnahmemusikern - da bleibt einem der Mund offen stehen! Leider ist der Sound nicht optimal abgemischt, so dass die Gitarren ein wenig von Schlagzeug und Gesang verdrängt werden.

Die darauf folgenden Entombed haben dieses Problem glücklicherweise nicht. Ihr Old-School-Death Metal macht ordentlich Spaß und begeistern sowohl den Rezensenten als auch das Festival-Publikum. Die Fans gehen ordentlich mit, was bei Krachern wie "Revel In Flesh" aber auch kein Wunder ist.
Auch Destruction profitieren von ihrem Kultstatus und präsentieren unter anderem ein furioses "Bestial Invasion". Die Band hatte zu der Zeit gerade ihre Klassiker unter dem Titel "Thrash Anthems" neu aufgenommen und bringt die Halle dementsprechend ordentlich zum Kochen.

Blaze Bayley stellt mit seinem tradionellen Stil eine willkommene Abwechslung im Programm dar. Für mich ist sein Auftritt ein echter Höhepunkt und man merkt dem ehemaligen Iron Maiden-Sänger die Spielfreude wirklich an. Zudem hat der Mann mit "Sign Of The Cross" ein recht progressives Stück im Repertoire, das unglaublich viel Spaß macht. Hammersong!
Sepultura überzeugen mich sofort mit ihrem kräftigen, rohen Sound. Drei absolute Abrissbirnen sind auf der DVD vertreten und sowohl Band als auch Publikum gehen ordentlich ab. Speziell der neue Schlagzeuger Jean Turrer Dolabella ist kaum zu bändigen. Einzig Sänger Derrick Green kommt nicht so richtig von der Stelle. Dafür schmettert er einem mit seinem kräftigen Organ die Texte nur so um die Ohren.

Den Thrashern Testament letztendlich liegen die Zuschauer ebenfalls zu Füßen. Diese Band zeigt, dass sie ein würdiger Headliner ist. Sänger Chuck Billy spielt ständig Luftgitarre auf seinem Mikrofonständer und über die Fähigkeiten von Gitarrengott Alex Skolnick brauche ich hier wohl keine Worte zu verlieren. Die Amerikaner legen ordentlich Spielfreude an den Tag und es macht einfach Spaß, ihnen bei den hier vertretenen fünf Songs zuzusehen.

Abschließend möchte ich nun noch einige Worte zu einzelnen Extras der DVD verlieren. Zu jeder der 22 Bands gibt es eine Biografie in englischer Sprache, die man sich auf dem Bildschirm durchlesen kann. Interviews dagegen wurden nur mit den Bands der 'Main Stage' geführt, und hier geht die Qualität schon etwas auseinander. Teilweise hat man es mit Standardfragen wie »do you enjoy touring?« (z.B. Vital Remains) zu tun, bei anderen Gruppen wird dann schon mal nach den jeweils aktuellen Alben (z.B. Destruction) oder der momentanen Band-Situation (z.B. Sepultura) gefragt. Auch die Anzahl der Fragen variiert stark von Band zu Band. So dürfen Vital Remains gerade mal drei Standardfragen beantworten, während Andreas Kisser von Sepultura mit sechs Fragen gelöchert wird, die deutlich mehr ins Detail gehen. Marcel 'Schmier' Schirmer von Destruction darf sich sogar zu elf Aspekten äußern. Alle Interviews wurden auf Englisch geführt und die Musiker sind größtenteils gut zu verstehen, was das Fehlen jeglicher Untertitel erträglich macht. Zwischen einzelnen Fragen tauchen übrigens immer wieder kurze Konzertausschnitte der jeweiligen Band auf.
Ein weiteres erwähnenswertes Extras ist die umfangreiche Fotogalerie: Selbst von einer Band wie Crystal Abyss, die gerade mal mit einem Song auf der DVD vertreten ist, gibt es ganze elf Bilder zu sehen. Die Anzahl der Fotos variiert dabei von Band zu Band und die Aufnahmen beschränken sich auf Live-Bilder vom Festival. Leider kann man die Bilder nicht überspringen, so dass man ewig warten muss, bis man zu Paradise Lost und Testament vorstößt. Denn die Fotos sind nach Reihenfolge der Bands auf der DVD geordnet.

Zu guter Letzt möchte ich zur beiliegenden CD nur noch loswerden, dass es sich um die Studioversionen der jeweiligen Songs handelt. Die Überschrift 'Side Stage' ist daher eher irreführend, denn die elf Songs sind keine Live-Mitschnitte. Die musikalische Bandbreite ist dafür aber recht groß und es finden sich auch gleich fünf Bands darauf wieder, die klaren Gesang nutzen; nämlich Carnal, TYR, Witchking, Ciryam und WU-HAE. Auf der CD ist diese Quote also wesentlich höher als auf der DVD.

Alles in allem ist dieses Paket ein recht hochwertiger Überblick über das letztjährige "Metalmania" geworden. Dem Fan wird viel für sein Geld geboten, was größtenteils auch Bild und Ton betrifft. Das Bild ist bei allen Bands gestochen scharf, aber es bestehen teilweise kleinere Unterschiede im Sound. Ein Beispiel habe ich weiter oben bei Vital Remains schon genannt. Ein weiteres ist, dass bei Crystal Abyss der Gesang künstlich in den Vordergrund gemischt worden ist. Das sollte aber niemanden verschrecken, denn unterm Strich bekommt man hier überwiegend gute bis sehr gute Tonqualität geboten.