Spielzeit: 163: 00 (DVD 1), 179:00 (DVD 2), 145:00 (DVD 3) Medium: 3-DVD-Box Technische Daten: Bildformat: 4:3 - 1.33:1 DVD-Format: DVD 9 Sound: Dolby Digital 2.0 Sprache: Deutsch FSK: 0 (keine Altersbeschränkung) Label: Sony Music, 2013 (1974-1983) Stil: Pop/Rock Review vom 13.11.2013 Markus Kerren

Okay, über den Werdegang bzw. die Entstehung des Musikladens brauche ich wohl keine Worte mehr zu verlieren, denn das hat mein Kollege Jürgen B. Volkmar ja bereits hinsichtlich von Vol. 1 getan. Ist man heutzutage vielleicht eher geneigt, dem guten alten Beat Club hinterher zu trauern, muss aber auch ganz klar gesagt werden, dass es bei beiden Formaten immer nur am Rande um die Qualität des Gezeigten ging. Vielmehr wurde das auf den Bildschirm gebracht, was gerade angesagt bzw. in den Charts in den höheren Regionen zu finden war. Diese Tendenz ist beim Musikladen zwar deutlicher festzustellen, war aber auch bei der Vorgängersendung vom Grundkonzept so vorgegeben.

Prallgefüllt kommen auch die drei DVDs mit dem Namen "Das Beste aus dem Musikladen - Vol. 2" daher. Von der Quantität also erstmal jede Menge 'value for money'. Der Inhalt lässt sich - um es mal ganz kurz zusammenzufassen - auf ein Pro und ein Contra reduzieren. Das Pro ist definitiv die Nostalgie, die einen beim Anschauen der Tracks überkommt. Da schweifen die Gedanken beim Genießen dieser Stücke doch wesentlich mehr als einmal ganz tief in die Vergangenheit ab und man kann plötzlich - je nachdem wie empfänglich man dafür ist - schon nochmal ein Stück seiner eigenen Vergangenheit ganz gefühlsnah nacherleben...

Der Nachteil ist, dass der musikalische Inhalt von DVD 1 ehrlich gesagt ziemlich grässlich ist. Natürlich bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel, aber grundsätzlich darf angemerkt werden, dass sich die Pop-Musik gegen Ende der Siebziger und ganz frühen Achtziger in einem erbärmlichen Zustand befand, von dem sie sich ehrlich gesagt dann auch nie wieder erholt hat. Positive Ausnahmen findet man in den Songs von Mungo Jerry und Earth & Fire, während Lene Lovich eine angenehm abgefahrene Note einbringt. Bezüglich der Specials ist das von Albert Hammond gut, während die anderen drei Kapellen namens Bay City Rollers, Sailor und Smokie (okay, die waren einen kleinen Deut besser) ebenso blutleere wie auch austauschbare Mülleimer-Kost auf die Reihe brachten.

Ganz anders präsentiert sich dagegen zumindest der erste Teil der zweiten Scheibe. Hier sind nämlich die kompletten ersten neun Tracks (von T. Rex, Medicine Head, Kin Ping Meh etc., unten in der Tracklist ersichtlich) ziemlich interessant. Eine absolute musikalische Katastrophe stellen für mich dagegen die hier enthaltenen Auftrtitte der (sorry an die Fans!) Walker Brothers dar. Die hoch gerollten Fußnägel des Rezensenten können im Anschluss auch Rudolf Rock & die Schocker nicht wirklich entspannen, aber mit den Scorpions (die ich eigentlich nicht mag) und vor allem einem wirklich großartigen Uli Jon Roth sowie der folgenden Suzi Quatro entspannt sich die Lage dann doch wieder deutlich.

Einer der absoluten Höhepunkte auf DVD 2 ist auch der Auftritt des verstrahlten Herman Brood (im Afro-Look!!!) mit seiner Wild Romance. Bezüglich der Specials starten hier erstmal Insterburg & Co. gaaaaanz lange durch. Und bezüglich dieser Vollchaoten kann es ehrlich gesagt auch nur zwei Meinungen geben: Entweder man liebt sie, oder man bekommt Pickel und Hautauschlag von ihrem Humor. Konsequenterweise wird es zu diesem Special deshalb auch keine Wertung von mir geben. Die beiden weiteren (Specials) bezüglich Hank The Knife & The Jets sowie Lonnie Donegan sind dann eine allenfalls nette Abrundung von Runde zwei.

Leider knüpft der dritte Silberling dort an, wo der erste aufgehört hat. Selbst wenn diese Scheibe von The Jacksons (jaja, hier tatsächlich noch mit dem seligen Michael als Leadsänger) eröffnet wird und sich verstärkt auf schwarze Musiker konzentriert, haben wir es zum allergrößten Teil mit blut- und seelenlosem Wegwerf-Pop zu tun. Auch das deutsche Gruselkabinett ließ sich weder lange bitten oder gar lumpen und schickte mit der Saragossa Band und Dschinghis Khan zwei seiner Vorzeigebands.

Ich hätte zwar nie gedacht, dass Worte wie die folgenden mal über meine Lippen kommen, aber im Vergleich zu den restlichen Tracks machen Boney M. in ihrem Special eine verdammt gute Figur. Selbst wenn die Songs im Laufe der Zeit immer dünner und die Kostüme immer seltsamer wurden. Abgeschlossen wird das Gesamtpaket dann mit einem Baccara-Special.

Als Fazit wiederhole ich gerne, was ich viel weiter oben schon mal geschrieben hatte: Für Nostalgiker und um sich an früher zu erinnern sowie für Popfans der Zeit um 1980 eine tolle Sache, von der gestandene Rocker allerdings lieber die Finger lassen sollten. Musikalische Lichtblicke gibt es immerhin auf DVD 2 zu begutachten, die wenigstens teilweise überzeugen kann.