Spielzeit: 51:32 Medium: CD Label: Tribal Stomp/Dred Fox Productions (Cargo), 2006 Stil: Diverse An Interstellar Song Collection Review vom 13.09.2006 Ulli Heiser

Seit 1961 gibt es sie, die Terraner und ihre Parallelwelt. Genauer, seit Perry mit der 'Stardust' auf dem Mond landet und auf die notgelandeten Arkoniden trifft...
Jede Woche, seit nunmehr 45 Jahren, bringt die Verlagsunion Pabel-Moewing ein neues Heft der Reihe auf den Markt und die Liner-Notes von Werner Fuchs, Mitbegründer des Fantasy Productions Verlages, geben uns weitere, imposante Zahlen:
2350 Romane (die Nebenproduktreihen jetzt mal nicht mitgerechnet), Gesamtauflage weit über eine Milliarde!!!

Ich habe den Einstieg damals verpasst. Wohl sah ich die Heftchen, kaufte aber dann doch eher Fix & Foxi, Sigurd, die Entenhausen-Geschichten und später dann die Bravo. Hätte ich mich jedoch für ein Perry Rhodan Heft entschieden, wäre es 'bitter' gewesen, denn es handelt sich um eine fortlaufende Serie. Das ist nichts mit, mal eben schnell einsteigen. Sicher, der Name Perry Rhodan ist auch Nichtkennern der Materie bekannt - irgendwann hat das jeder Mal gehört, oder am Kiosk eines der Hefte gesehen.

Ist wie mit den 'Anderen' - ihr wißt schon: Captain Cirk, Commander Spock, Pille, Captain Picard, Captain Janeway, Neelix, Seven of Nine... um nur mal die zu nennen, die mir spontan einfallen. Auch das ging (in den USA) bereits in den 60er Jahren los. Da die Serie später bei uns ebenfalls im TV lief, wurde sie jedem, der nicht mit populär-kulturellen Scheuklappen durch die Welt lief, irgendwann zumindest dem Namen nach bekannt. Ich glaube, das 'dem Namen nach bekannt sein', trifft auch auf Perry Rhodan zu, obwohl diese Reihe von Walter Ernsting aka Clark Darlton († 15. Januar 2005) und Karl Herbert Scheer († 15. September 1991), nie als Fernseh-Serie lief.

Nun aber endlich zur Musik: Illustre Namen und Projekte finden sich unter denen, die diese Jubiläums-CD mit Musik füllen. Durch die Reihe Rhodan-Fans und nach den ersten beiden Nummern ist für mich bereits eines klar: Die CD wird Kult, muss einfach Kult werden. Die meisten Tracks wurden eigens für diesen Sampler eingespielt. "Still Alive (Mr. Flashback)" von The Chino Berdino Sound Experience eröffnet den Reigen und hinter dem imposanten Namen steht ein Mann, Julian Auringer, der alle Instrumente selbst spielt und spacig, im Roboter-Rhyhtmus startet. Eine sehr tiefe Stimme teilt uns mit, dass Mr. Rhodan still alive ist. Herrlich die Sequenz, die mich an alte "Flash Gordon"-Filme erinnert. Kennt die noch jemand? Gab es ab 1936 und wenn man die sah, konnte man schön sehen, dass der Rauch von Zigaretten kam und die Landegleiter sahen Streichholzschachteln sehr ähnlich. Und diese Musik..... Von genau so einer Passage sprach ich eben.
Kinners, ich stapfe momentan durch Kult(p)ur.

Islo Mob weckt uns per Roboter mit Uhrzeitansage zu "Kaffee und Kuchen". Treibende, künstliche Pop-Musik mit deutschen Texten und spätestens wenn die Three J's ihren Refrain mit glockenklaren Stimmen intonieren, vergebe ich wieder das K-Prädikat.
Ihr »Sonne, Mond und Sterne...« will mir jetzt schon nicht mehr aus dem Kopf.

Sambamäßig zeigen uns die Punker Die Kassierer die Sterne. Im fünfziger Jahre-Stil (ich sehe Nierentische vor meinem geistigen Auge). Göttlich, das im Song integrierte Hörspiel.
Weiter geht es mit der Fantasyy Factoryy. Sixties Rock mit »Schweineorgel« (Waschzettel). Schweineorgel ist gut... mich erinnern die Orgelsequenzen an die Parties mit den seltsamen Tänzen auf dem Raumschiff Orion. Wobei wir schon wieder das Wort Kult bemühen müssen.

Den Titeltrack bestreitet niemand anders als die Electric Family um Kopf Tom Redecker,
aka The Perc, aka Mr. Shack Media. Alles was ich von und mit Tom bisher in die Hände bekam war, ist oder wird... ja - das K-Wort natürlich.

Auch Centrozoon sind keine Unbekannten in unserem Magazin und natürlich passen sie auf diesen Sampler, denn wie beschrieb ich bereits vor über einem Jahr ihre Musik?
»...und überhaupt ist es eh' am Besten, man schließt die Augen und versetzt sich in die Lage eines virtuellen Zeitreisenden, der per Raumschiff die Galaxien durchquert und sich der Endlosigkeit des Klanges hingibt...«

Insidern ist der Bremer Gitarrist und Songschreiber Rolf Kirschbaum sicher ein Begriff. Hier rockt er mit seinem Projekt The Pachinko Fake gewaltig durch die Sternennebel und macht nochmal so richtig Dampf, bis mit Track # 8 etwas ganz Feines kommt. The Psychedelic Keyboard Trio. Hinter diesem Bandname stehen: Tom Constanten, Grateful Dead-Keyboarder, Vince Welnick († 02. Juni 2006), Grateful Dead-Keyboarder und Bob Bralove, Grateful Dead-Keyboarder.
Drei Grateful Dead-Keyboarder, also. Wobei ich mir bei Bob nicht ganz sicher bin. Er war Midi-Fachmann bei den Dead, für allerhand Weiteres zuständig und hat auch produziert. Wenn man Midi sagt, sind alle möglichen Tastenkisten natürlich involviert. Ob man ihn aber als Dead-Keyboarder im Sinne der beiden anderen bezeichnen kann? Wie auch immer, die Drei lassen uns herrlich abspacen und da außerdem im Booklet aus Vince ein Bruce gemacht wurde, komme ich selbstverständlich nicht daran vorbei, auch hier ein K aus der Fibel zu holen.

Zeitloop grooven spacig und gefallen mir seht gut. Laut Laufzettel handelt es sich um Neo-Krautrock. Man lernt nie aus. Toller Groove!
OSI (Office Of Strategic Influence), sicher bekannt durch die beiden Protagonisten bzw. deren Herkunft: Fates Warning, Chroma Key und Dream Theater. Auch OSI hinterlassen eine positive Duftmarke.

Sula Bassana - wir sind wieder bei der Schweineorgel. Leicht (psychedelisch) orientalisch, mit Stimmfetzen unterlegt, sich steigernd. Wer die Musik von Sula Bassana kennt, wem der Name des Autors und Produzenten, Dave Schmidt (Weltraumstaunen, Zone Six) etwas sagt, schnalzt jetzt mit der Zunge, weil wissend, dass auch diese Nummer auf einen Raum-Sampler gehört.

Aber jetzt kracht es, Leute. Und wie? "The Golden Machine" ist eigentlich Hawkwinds "Silver Machine". Carlos Peron steht da als 'Bandname'. Carlos ist zuständig für special effects und electronics. Gitarre, Bass und Gesang kommen von Sorroth von Grafschaft. Wenn das kein Pseudonym, sondern der richtige Name des Künsters ist, dann ist das doch sicher schon alleine K-verdächtig. Ich sagte, die Nummer kracht. Stellt euch das Original vor: Lemmy röhrt da ja schon gewaltig. Sorroth von Grafschaft setzt aber noch einen drauf. Fast möchte man meinen, Lordi brechen durch die Wand....

Die Disco Darlings schalten drei Gänge zurück, klingen wie die seligen Kinks Unterstützt werden sie durch die Percussion von Cyman Lee. Mit Cyman hab ich dann auch die Brücke zum nächsten Act, den Trashlords, die es 'ne Spur härter angehen.

Subverve feat. Tom Engel läßt mich an Horror-Filme denken. Diese Musik, die Stimmen. Mein lieber Schwan, das gruselt. Nun, bei dem Titel "Rituale Romanum" ist ja alles klar. Ich sag nur Ritualbuch, Exorzismus...

Die kalifornische Jamband Mushroom beendet den Sampler. Warnen möchte ich aber schon, denn das ist Jam für Fortgeschrittene. Oder es braucht mushrooms.......

Abschließend sei gesagt, dass ich selten einen Sampler mit einer dermaßen divergierenden Stilpalette gehört habe. Und trotzdem passt jeder Track und dürfte nicht fehlen. Die Terraner wird es freuen, dass so viele verschiedene Musiker den Anfängen gedenken und ich kann nun nur noch einen kultigen Tipp vergeben.