Seit über vierzig Jahren gibt es das Genre Progressive Rock. Dieser Stil ist eindeutig genauso vielfältig wie andere Musik-Richtungen auch. Genau das dokumentiert der zu einem sehr günstigen Preis zu erstehende Sampler "Prog Rocks!". Außerdem erhalten wir so etwas wie eine Geschichtsstunde des Prog Rocks. Bands der ersten Stunde, wie zum Beispiel
Jethro Tull,
Van Der Graaf Generator,
The Nice oder
Gentle Giant sind in der Tracklist. Das Mittelalter wird unter anderem repräsentiert von
IQ,
Marillion,
The Flower Kings,
Beardfish oder
Oceansize. Zur jüngeren Generation gehören wohl
Frost*,
The Tangent sowie
...And You Will Know Us By The Trail Of Dead.
Einen Anspruch auf Vollständigkeit erfüllt "Prog Rocks!" nicht. Bands wie die frühen
Pink Floyd,
Genesis,
King Crimson,
Procol Harum,
Yes oder
Emerson, Lake & Palmer fehlen. Immerhin ist der
Genesis-Mann
Steve Hackett mit von der Partie. Aber eine Compilation ist ja auch immer eine Frage der musikalischen Rechte. Nichtsdestotrotz kann man dem Untertitel der Zusammenstellung zustimmen, denn bei der Auswahl der Stücke handelt es sich bestimmt um
»Masterpieces«. Große Namen des Genres sind dennoch vorhanden.
Es wäre schon enttäuschend gewesen, wenn dieser Doppeldecker nicht randvoll mit toller Musik bestückt worden wäre. Achtundsiebzig beziehungsweise gute sechsundsiebzig Minuten wollen erst einmal gehört werden. Der Marathon macht aber ausgesprochenen Spaß und zum großen Teil werden die älteren Tracks hier auch in remasterten Versionen angeboten.
Alle Richtungen und Einflüssen des Prog Rocks werden beleuchtet. Ob die klassische, folkige, bluesige, jazzige, popige oder spacige Auslage ... sie sind (auch mit entsprechenden Instrumenten) vorhanden und genau diese Vielfalt belegt der Sampler "Prog Rocks!". Für viele wird das Wiederhören von Bands wie
Barclay James Harvest, dem
Electric Light Orchestra,
Rare Bird oder
Hatfield And The North (über die ich mich persönlich sehr gefreut habe) ein Vergnügen sein.
Wie doch die Zeit vergeht ...
Deep Purple ist ebenfalls dabei. "Bird Has Flown" stammt vom Album "Deep Purple" (1969) und zu der Zeit zupfte noch
Nick Simper den Bass und der Sänger war
Rod Evans. Wer
Roxy Music nur als seichte, relaxte Band kennt, wird sich wundern, welchen Sound sie auf ihrem Debüt aus dem Jahr 1972 drauf hatte.
Jethro Tull macht mit "Cross-Eyed Mary" den Anfang und im Vergleich zu vielen anderen Nummern mit deutlich heftigerer Ausrichtung, klingt der Track irgendwie wie eine zu geradlinig angelegte Angelegenheit.
Die Art- Rocker
Eloy sowie die Instrumental-Elektroniker von
Tangerine Dream halten die deutsche Fahne des Genres hoch und mit dem von
Thomas Waber 1996 gegründeten Label Insideout ist auch eine Plattenfirma aus unseren Breiten vertreten. "Black Light Machine" von
Frost* schießt den Vogel des längsten Track ab. Zehn Minuten von der Gitarre dominierter Neo Prog der feineren Sortierung werden geboten. Die amerikanische Gruppe
...And You Will Know Us By The Trail Of Dead befinden sich am anderen Ende der Spielzeit. Kaum zu glauben, aber Prog Rock geht auch in noch nicht einmal drei Minuten gut unter die Haut.
Wenn man den Begriff Bandbreite benutzt, dann trifft er passgenau auf "Prog Rocks!" zu. Die Compilation gilt als Auftakt zu einer Prog Rock-Kampagne, in der noch 270 CDs beziehungsweise DVDs veröffentlicht werden. Schirmherr ist Ian Anderson von Jethro Tull. Bei der tollen Qualität der ersten Ausgabe darf man guter Dinge sind.