Mit dem Sampler "The Blues, An Evolution" stellt das amerikanische Label Electro Glide Records vier seiner fünf Künstler mit je drei Songs vor. Neben Big Dog Mercer, Brandon Santini, Danny And The Devils sowie Tom Holland And The Shuffle Kings ist auch noch Chris Beard bei der Plattenfirma unter Vertrag.
Big Dog Mercer kommt aus Wisconsin, hat allerdings in Chicago seine zweite Heimat gefunden. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Mercer zunächst Posaune gespielt hat und erst im Alter von siebzehn Jahren zur Gitarre wechselte. Wenn man in der Windy City spielt, ist es ganz logisch, dass man viele andere Künstler trifft und mit ihnen auf der Bühne steht. Mercer kann Gigs zusammen mit Billy Branch, Lonnie Brooks, Ronnie Baker Brooks, The Fabulous Thunderbirds, Larry McCray oder Mud Morganfield ( Muddy Waters Jr.) vorweisen. Auf dem bereits oben genannten Label hat er "Attack Of The Southpaw" sowie "Big Dog Mercer" veröffentlicht. Der Protagonist sagt: »I've been told that a musician doesn't pick the blues, the blues picks the musician. The blues grabbed me and never let me go.«
Big Dog Mercers Chicago Blues ist mit vielen Varianten gespickt. In dem tonnenschweren Stampfer mit dem Titel "Some Other Fool" beeindruckt der Mann durch eine tiefe, emotionale Stimme und ein sehr gelungenes, langes Gitarren-Solo, das mit dem Prädikat 'vielfältig' beschrieben werden kann. "Helpless" geht viel luftiger los und hier zeigen sich die Southern-Interessen von Mercer. Die Komposition ist im Midtempo angesiedelt und siehe da, er kann seine Stimme auch sanfter einsetzen und plötzlich biegt das Stück im Mittelteil auf eine Jazz-Allee ab. Verdammt, das beeindruckt schon. Wunderschön perlen die Gitarrentöne im zweiten Solo aus den Lautsprechern. Mit "Big Dog Blues" serviert er uns den Blues Rock auf sehr angenehme Art und Weise, weil ohne diese übertriebene Härte, dafür aber mit einem tollen Groove. Big Dog Mercer macht neugierig.
Beim nächsten Blueser wechseln wir das Instrument. Vom Sechsaiter geht es zur Harmonika. Brandon Santini lebt in Memphis. Da ist das Mississippi Hill Country und -Delta nicht weit entfernt. Für sieben Jahre war Santini Frontmann der Band Delta Highway, die in der Vergangenheit für einen Blues Music Award nominiert wurde.
Bei seinem Harp-Spiel scheint eine anständige Portion John Popper durch. Die drei Tracks auf vorliegender Compilation stammen von Santinis Album "Songs Of Love, Money, and Misery". "You Ruined Poor Me" hat eine schöne Stax-Soul-Atmosphäre mit einem fein gespielten honky Piano. Nach diesem Song mit ordentlichem Drive lässt es Brandon Santini ruhiger angehen. "She's Sweet Like Honey" macht allerdings auch auf den Gitarristen in der Band aufmerksam. Da lässt Santini auch dem Mann am Sechssaiter Platz, um sich in Szene zu setzen. Klasse Shuffle! Zwischen diesen beiden Tracks hören wir eine schöne, vom Boogie infiltrierte Nummer mit dem Titel "What Can I Do". Jetzt wird man aber neugierig, wer hier mit Brandon Santini spielt. Ah, der Mann am Klavier ist Victor Wainwright und den Bass zupft The Evil One ( Tinsley Ellis) und Elliot Sowell (Gitarre) vervollständigt die Band um Brandon Santini. Den Namen sollte man sich merken.
Kommen wir zu Danny And The Devils. Der Frontmann hat als Support unter anderem für Bernard Allison gespielt. Der Bandname klingt so, als ginge die Post jetzt mit durchgehenden Pferden ab. Das Cover des Label-Debüts der Band zieren auch züngelnde Flammen rund um den Namen der Gruppe. Tatsächlich, in "Don't Come Back This Time" wird der Hörer mit einer scharf riffenden Gitarre konfrontiert und das gesamte Ambiente lässt auf dreckigen Southern Rock-Einfluss schließen. Die Gitarren haben die Oberhand, Danny Baron hat dazu genau die passende Stimme und da ist man schon gespannt auf die nächste Nummer. "Jealousy" taucht tief in den Blues ein. Baron hat lecker Reibeisen auf den Stimmbändern. Selbst bei Balladen-Ambiente können es die Jungs nicht sein lassen und liefern feurige Musik ab. Ui, guter Groove, verträumte Keybords aus dem verlorenen Land und eine beide Wangen umschmeichelnde Gitarre prägen den Beginn von "Mama's Boy". Hey, hat sich der Player verschluckt und ein Track wurde vielleicht übersprungen? Diese Nummer ist doch anders und erst mit Barons fürstlicher Stimme erkennt man Danny And The Devils. Echt relaxt, dieser Track und hörenswert allemal.
Mit Tom Holland And The Shuffle Kings schließt sich der Kreis der Combos auf "The Blues An Evolution". Was sagt denn das Booklet zur Platte über diese Kapelle? Tom Holland, der Gruppen-Vorsteher, wuchs in Süden Chicagos auf und begann mit dreizehn Jahren Gitarre zu spielen. Eine Glückszahl für den Protagonisten, denn sein Instrument beherrscht er sehr gut und bringt einen auf Touren. Kein Wunder, denn Holland spielte acht Jahre bei James Cotton und arbeitete mit Byther Smith, John Primer oder L.V. Banks zusammen.
Gleich bei seinem gefühlvoll-langsamen "Keep On Playin'" setzt Holland das Bottleneck ein und im Verlauf des Stückes überzeugt er den Hörer von seinen Fähigkeiten an der Slide-Gitarre. So etwas hört man immer wieder gerne. "S.A. Blues" ist noch einen Gang langsamer und driftet in Richtung Roots Music. Bei der Produktion wurde der Bass ordentlich in den Vordergrund geregelt und die tiefen Töne sind richtig gut. Holland mag das Metallröhrchen, denn für "Zeb's Blues" hat er es abermals übergestreift und erhöht das Tempo nun ordentlich. Mit einem Gitarren-Twang versehen, einem Basssolo, das bei dem bisherigen Mitmischen zu erwarten war, geht es ab in den Country. Tom Holland And The Shuffle Kings sind gut.
"The Blues, An Evolution" ist eine schöne Entdeckungsreise und verdeutlicht mit vier Bands und deren verschiedenen Vorlieben beim Blues, dass sich ein Sampler lohnt.
Tracklist |
Big Dog Mercer
01:Some Other Fool (3:40)
02:Helpless (4:42)
03:Big Dog Blues (3:42)
(all songs written by M. Mercereau)
Brandon Santini
04:You Ruined Poor Me [B. Santini/G. Gumpel] (3:40)
05:What Can I Do [B. Santini/E. Sowell] (3:53)
06:She's Sweet Like Honey [G. Gumpel/J. Ferguson] (6:13)
Danny And The Devils
07:Don't Come Back This Time (4:58)
08:Jealousy (6:59)
09:Mama's Boy (3:33)
(all songs written by Danny Baron)
Tom Holland And The Suffle Kings
10:Keep On Playin' (7:05)
11:S.A. Blues (4:17)
12:Zeb's Blues (3:44)
(all songs written by Tom Holland)
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