Auf dem Cover lächeln einem bei bestem Wetter sechs gut gelaunte Herren entgegen. Der Sampler trägt den Titel "The Champions Of R&B" und kommt natürlich nicht von ungefähr.
Was hier an Sängern und Gitarristen gelistet wurde, hat wahrlich Klasse, und man muss schon genau hinschauen, um gewahr zu werden, wer, neben der Tatsache, dass einige Künstler auch gemeinsam aufgetreten sind bzw. Platten veröffentlichten, hinter dieser tollen Compilation steckt.
In der Mitte des Netzwerkes sitzt, oder sollte man sagen thront, denn verdient hat er es, Fred James. Sein Vater war Jazz-Musiker und sein Onkel, Doug James spielte bei Paul Butterfield und Blood, Sweat & Tears. Die Liste der Künstler, bei denen er auftaucht ist beeindruckend, ob als Gitarrist, Keyboarder, Produzent oder Songwriter. Für Johnny Winter schrieb er "Lightning", spielte mit Frank Frost & Sam Carr, Homesick James, Bo Diddley, Townes Van Zandt, Dr. Hook oder The Delta Jukes, gründete eine eigene Band mit dem Namen Freddie & The Screamers und ist mit Mary-Ann Bardon verheiratet.
Neben dieser zentralen Person befinden sich noch weitere exzellente Begleitmusiker auf dem Sampler: Gary Tallant (bass) aus Bruce Springsteens E Street Band, Bryan Owings (drums), der mit Colin Linden ( Blackie And The Rodeo Kings) in Verbindung gebracht werden muss, Waldo Latowsky (drums) war ebenfalls bei Homesick James, Billy Earheart (keyboards) von den Amazing Rhythm Aces sowie Jay Spell (keyboards), der mal bei Canned Heat, Tower Of Power und John Mayall
spielte.
Ist Fred James das musikalische Zentrum bildet Nashville das geografische. In den Vierziger-, Fünfziger- und Sechzigerjahren war es der Schmelztiegel des Rhythm & Blues.
Von Roscoe Shelton über Larry LaDon bis hin zu Al Garner sind hochkarätige Sänger am Start. James Nixon und Johnny Jones spielen darüber hinaus auch Gitarre und viele andere waren damals auf Ted Jarretts Champion Label vertreten.
Die Auswahl der Songs stammt aus den Jahren 1994 bis 2007 und ist auf Alben der einzelnen Künstler zu finden.
Den Aufgalopp macht Roscoe Shelton mit seiner souligen Stimme in "She's The One" und der Ballade "Run And Hide". Ist Track Nr. 1 sehr bluesig, steht der zweite Song für die soulige Seite des Sängers. Schon hier wird fassbar, wie hervorragend James Gitarre spielen kann.
In den Neunzigern tourten Shelton, Earl Gaines und Clifford Curry recht erfolgreich, auch auf europäischen Festivalbühnen, als The Excello Legends.
Dann hören wir doch direkt mal in die Songs von Gaines und Curry: "The Door Is Still Open" ist eine weitere Nummer mit viel Soul und Gaines hat so richtig viel Schmacht in seiner Stimme. Abgerundet wird der Track durch einen tolles Saxofon-Solo von Dennis Taylor (Buckweat Zydeco, Clarence 'Gatemouth' Brown). Ebenfalls ruhig kommt "A Fool's Advice" daher. Beide Songs stammen von Gaines Album I Believe In Your Soul (1996).
Curry ist mit einem würzigen Beitrag vertreten: "Baby Kiss Me Again" ist eine herrlich shuffelnde Nummer. Mit seiner gutturalen Stimme lässt der Sänger während der 3 ½ Minuten schon mal den Shouter raushängen. Klar, auch hier ist James an den 6 Saiten zu hören, auch wenn er sich jetzt eher im Bandsound integriert.
Wow, die Al Garner-Songs "Gonna Stop My Drinkin'", ein Slow-Blues und das jazzige "Leavin' Tennessee" sind zwei Diamanten unter all den Perlen auf "The Champions Of R&B" und werden folglich als Anspieltipps freigegeben.
James Nixon ist einer der Sänger, der auch Gitarre spielt. Für den Sampler wurden zwei Nummern aus seinem "No End To The Blues" (2002) ausgekoppelt. Herrlich, die Backing Vocals von Mary-Ann Brandon. Das folgende "No End To The Blues" ist eine feine Up-Tempo-Nummer, in der Nixon ein sensibles Solo auf der Gitarre spielt. Gewürzt wird hier mit tollem Gebläse. Nixon war lange Zeit Mitglied der New Imperials, einer Band, die auf 45 Jahre Musikgeschichte zurückblicken kann. Zu Recht hat er in seiner langen Karriere so einige Preis, fünf an der Zahl, eingefahren.
Johnny Jones ist der andere singende Gitarrist. Mit "No More One More Chance" und "Girlfriend Blues" hören wir zwei groovende 12-Takter und Jones ist nicht nur ein herausragender Sänger. Diese beiden Songs listen wir direkt nach den Al Garner-Beiträgen!
Freddie Waters steht wieder für die Kombination aus Soul und R&B. Von feinen Keyboards ist My Mistakes, geschrieben von Delbert McClinton, unterlegt und "It Tears Me Up" ist wirklich ein herzzerreißendes Stück Ballade.
Einen so dezent groovenden Mittelteil muss man erst einmal hinbekommen. Super Vorstellung! Beide Nummern stammen aus dem Jahr 2001.
Charles Walkers "The Monkey Song" und "We Got A Secret" verdeutlichen, wie unterschiedlich ein Musiker zu Werke geht und seine Stimme variieren kann. Einerseits singt er einen kernigen Blues, andererseits klingt er in "We Got A Secret" sehr soulig.
Zusammenfassend, auch wenn die verbleibenden Künstler nicht explizit Erwähnung finden, ist "The Champions Of R&B" ein ganz toller Sampler, der hervorragende Musik zwischen Blues, R&B und Soul bietet und wieder kann eine Blue/SPV-Scheibe ohne Bedenken empfohlen werden.
Wenn man dann im Booklet liest, dass eine Tour mit Künstlern, die hier vertreten sind, geplant wird, kann man nur schreiben: Na, dann mal los, Leute! Aber bitte mit Mastermind Fred James!
Line-up:
Roscoe Shelton (vocals)
James Nixon (vocals, guitar)
Freddie Waters (vocals)
Charles Walker (vocals)
Larry LaDon (vocals)
Johnny Jones (vocals, guitar)
Earl Gaines (vocals)
Clifford Curry (vocals)
Al Garner (vocals)
Herbert Hunter (vocals)
Fred James (guitar, backing vocals)
Gary Bohannon (guitar)
Fred Williamson (guitar)
Jeff Davis (bass)
Gary Tallant (bass)
Bob Kommersmith (bass)
Herb Schucher (drums)
Bryan Owings (drums)
Bill Schwartz (drums)
Waldo Latowsky (drums)
Billy Earheart (keyboards)
Jay Spell (keyboards)
Phil Rugh (keyboards)
Dennis Taylor (tenor & baritone saxophone)
Mary-Ann Brandon (backing vocals)
Tracklist |
01:Roscoe Shelton - She's The One (3:30)
02:Roscoe Shelton - Run And Hide (5:22)
03:James Nixon - One More Chance (3:11)
04:James Nixon - No End To The Blues (4:28)
05:Freddie Waters - My Mistakes (3:26)
06:Freddie Waters - It Tears Me Up (4:14)
07:Charles Walker - The Monkey Song (6:01)
08:Charles Walker - We Got A Secret (5:22)
09:Larry LaDon - Shoulda Been You (4:34)
10:Larry LaDon - Living On Borrowed Time (5:06)
11:Johnny Jones - No More One More Chance (3:00)
12:Johnny Jones - Girlfriend Blues (4:57)
13:Earl Gaines - The Door Is Still Open (4:37)
14:Earl Gaines - A Fool's Advice (5:54)
15:Clifford Curry - Baby Kiss Me Again (3:29)
16:Al Garner - Gonna Stop My Drinkin' (3:29)
17:Al Garner - Leavin' Tennessee (2:52)
18:Herbert Hunter - I'm Going Home (2:35)
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Externe Links:
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