Constantines / Kensington Heights
Kensington Heights Spielzeit: 48:06
Medium: CD
Label: Arts & Crafts, 2008
Stil: Indie Rock

Review vom 02.10.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Die aus Toronto stammende Band Constantines hat im September 2008 eine Tour kreuz und quer durch Deutschland hinter sich und ist zum krönenden Abschluss beim Hamburger Reeperbahn-Festival aufgetreten. Nicht nur dort werden sie die Zuschauer mit ihrem zuweilen punkigen Indie Rock begeistert haben.
So erlaube ich mir mal zu urteilen, da deren vierte CD "Kensington Heights" gute Stimmung verbreitet, die Jungs musikalisch eine Sparte gefunden haben, in der sie sich so richtig austoben können und oben drauf schreiben sie tolle Songs, sind mit zwei Gitarristen (Steve Lambke, Bryan Webb) am Werk und wissen mit Will Kidman einen Keyboarder in ihren Reihen, der den Band-Sound fett abrundet.
Die Rhythmus-Abteilung spielt ohne Fehl und Tadel, sodass die besten Vorraussetzungen für ein tolles Album geschaffen sind.
Mit der deliziösen Mischung aus Keyboard-Klängen und Gitarren, die mit Schmackes eine Überstunde nach der anderen machen, kann man sich direkt im Opener "Hard Feelings" die Ohren freipusten lassen. E-Gitarren-Soli in der verzerrten Art und ein Bryan Webb, der mit einer Stimme singt, die auf die auf der gesamten CD für Aufmerksamkeit sorgen wird. Mal Rau, manchmal ungehobelt, dann einfühlsam, ja nach Gusto der unterschiedliche rockenden oder eher balladesken Songs.
Verpackungs-technisch war man auch einfallsreich, denn das Digipack ist mehrfach aufklappbar, sodass man auf der Rückseite das Flugzeug, welches auch auf ihrer Homepage erscheint, in voller Größer zu sehen ist.
Doch Vorsicht! Um die gesamten Song-Texte und alle weiteren Informationen lesen zu können, muss man die Hülle mehrfach rotieren lassen und es empfiehlt sich, den Silberling vorher in Sicherheit zu bringen, denn der könnte sich sonst selbstständig machen.
Den Sound des Albums hat man in Retro-Gefilden belassen, sodass die Bits und Bites schön analog aus den Boxen knallen.
Bereits beim ersten Durchgang war ich sehr angetan von der Constantines-Mucke und es stellte sich die Frage: Bewähren sich die Kompositionen auch bei mehrmaligem Gebrauch?
Die Antwort lautet unzweifelhaft 'ja'.
Ein Händchen fürs Songschreiben hat das Quintett und die Stücke sind sehr abwechslungsreich arrangiert. Breaks, Hooklines, Tempiwechsel und alles, was dazu gehört sind vorhanden und an den richtigen Stellen platziert. Allerdings geht es auch bei den Costantines nicht ohne die bekannten Ausnahmen: Kürzere Tracks, wie zum Beispiel "Shower Of Stones" oder das mit Punk/Garage Rock-Attitüden versehene "Credit River" werden recht straight durchgespielt.
Aus dem Land der Balladen entwickelt sich "I Will Not Sing A Hateful Song" zu einem immer wieder gerne gehören Track. In den gleichen Topf gehört auch das folgende "New King". Die akustische Gitarre, gemeinsam mit feinen Keyboards prägen diese Nummer. Fast schüchtern gesellt sich auch Mal die E-Gitarre dazu.
Auch "Life Or Death" beginnt zunächst verhalten, aber Webb muss seinen Gefühlen freien Lauf lassen, sodass der Song nach hinten heraus richtig fett rockt.
Alleine gelassen startet die E-Gitarre "Do What You Can Do", Webb setzt mit seinem unwiderstehlichem Gesang ein und wenn der zweite 6-Saiter einsetzt, kommt die Nummer Schritt für Schritt auf die Füße. Es entstehen fast schon psychedelische Moment mit höllischer Verzerrung und Rückkopplungen. Welch ein Finale, das die Kanadier hier bieten.
"Time Can Be Overcome": Alle ihre Trademarks in einem Song zusammenfassend, ist dieses Stück mein Highlight auf dem Album.
Gerade dann, wenn die Band schnell rockende und ruhigere Phasen miteinander kombinieren, sind sie ganz am oberen Ende der Fahnenstange angekommen.
"Trans Canada" hat eine umwerfend guten Anfangs- und End-Groove. Dazwischen wird gerockt, dass sie Fetzen fliegen.
Die Constantines-Musik schraubt sich geschickt in die Gehörgänge und beinhaltet tatsächlich Höhenflüge, um auf das Flugzeug zurückzukommen.
Da machen auch unsere Zeiteisen mit: Gute 8 von 10 RockTimes-Uhren nimmt die Gruppe nicht unbedingt als blinde Passagiere mit auf ihren Ausflug.
Line-up:
Steve Lambke (vocals, guitar)
Bryan Webb (vocals, guitar)
Dallas Wehrle (bass)
Doug MacGregor (drums)
Will Kidman (keyboards)

Boyd Devereaux (Hammond - #6)
Tracklist
01:Hard Feelings (3:25)
02:Million Star Hotel (4:43)
03:Trans Canada (3:04)
04:Shower Of Stones (3:05)
05:Our Age (3:39)
06:Time Can Be Overcome (5:45)
07:Brother Run Them Down (3:36)
08:Credit River (2:44)
09:I Will Not Sing A Hateful Song (4:06)
10:New King (4:14)
11:Life Or Death (4:54)
12:Do What You Can Do (4:52)
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