Bei Contracrash hätte ich gedacht, dass es sie schon einige Jahre gibt oder die Musiker bereits etliche Erfahrungen in anderen Bands gesammelt haben. Stimmt aber nicht: Die Jungs aus Balingen gründeten sich 2004 und haben 2005 das erste Mal auf sich aufmerksam gemacht, als sie die Konzertreihe "Rock Hilft" für die Tsunami-Opfer auf die Beine stellten und dabei über 14.000 € sammelten - lobenswerte Sache, Respekt.
Balingen? Das ist doch der Ort, an dem das Bang Your Head-Festival stattfindet - ja stimmt. Nachdem die Youngster einen 2. Platz beim örtlichen Bandcontest gewannen, lud Jurymitglied Horst E. Franz (Heavy, BYH) sie 2008 auf sein Festival ein.
Der Eindruck 'kommt mir irgendwie bekannt vor' habe ich bei der Debüt-CD "Goddamn Planet" öfters, wobei da teilweise wohl wirklich etwas dran ist. Dies fängt gleich bei den ersten Tönen des Intros an - klingt es doch, als ob Zakk Wylde mitspielt. Auch weitere Melodien oder Spielweisen wirken, als ob ich sie schon mal irgendwo gehört habe. Nicht, dass dies etwa schlecht klingt, es beweist, dass hier fähige Musiker am Werke sind.
Contracrash sind wirklich routiniert und spielerisch versiert, haben auch geschickte Songstrukturen mit Variationen von eher ruhigen bis mehr ruppigen Momenten. Jedoch mangelt es an Eigenständigkeit, auch wenn es gute Ansätze mit guten Ideen gibt. Gleiches gilt für die Texte, »I« reimt sich auf »cry«, und »lie« auf »die« - wirkt alles schön catchy. Doch nachdem ich einmal angefangen hatte zuzuhören, konnte ich nicht mehr weghören und mir fiel immer mehr auf, dass es nach Phrasen klingt.
Die Meinung zu "Goddamn Planet" hängt davon ab, was ich erwarte: Betrachte ich die CD unter dem Aspekt von Originalität, ist Kritik angebracht. Sehe ich sie jedoch als Musik zum leichten Hören an, dann ist sie gut gelungen und muss sich nicht hinter erfolgreicheren Bands gleicher Richtung verstecken. Es gab sogar weitaus plattere und kitschigere Veröffentlichungen. Contracrash setzen auf gut dosierte Härte, damit es nicht zu flach wird und fügen gerne auch kantige sowie moderne Punkte in den gefälligen Sound, der dadurch zum Glück nie ins zu Süße abdriftet, sondern eine ordentliche Dosis Gitarren bietet.
Somit könnte es ihnen gelingen, sowohl Fans von melodischem Metal als auch Classic Rock-Hörer anzusprechen. Sogar Nu Rock-Elemente sind vorhanden für die Jüngeren. Zusätzlich ist die Musik im positiven Sinne radiotauglich, verschreckt oder überfordert die Hörer nicht, bringt dennoch angenehm rockige und metallische Klänge, die das derzeitige Programm einiger Sender aufwerten könnten/würden - wenn sie es spielen, anstelle immer nur auf tausendfach gedudelte Klassiker oder Trendhypes der Plattenfirmen/Musik(??)-sender zurückzugreifen.
Die Band hat definitiv Potential, das zeigt sich auch darin, dass sie gleich bei einem Unterlabel von Sony unter Vertrag genommen wurde. Wollen wir es hoffen, dass sie dies nutzen und ausbauen können, an ihrem Songwriting arbeiten und Erfolg in vielen Regionen dieses gottverdammten Planeten finden, statt bald wieder in der Versenkung zu verschwinden.
Wäre doch schade, denn Contracrash sind eine locker-flockige und gut gemachte positive Alternative zu negativen Dingen unseren Zeit wie Börsencrash, Arbeitslosigkeit und Wirtschaftkrise - sie können als kleine Musikband die Probleme zwar nicht lösen, jedoch für einen Moment Entspannung sorgen, quasi Popkornkino für die Ohren.
So etwas scheint Schwaben zu liegen, stammt doch einer der bekanntesten Regisseure Hollywoods aus dem Ländle, gemeint ist Roland Emmerich, der sich auch schon dem Thema Tsunami gewidmet hatte, allerdings auf ganz andere Weise, nicht als Benefizveranstaltung, sondern er servierte das ernste Thema bildgewaltig den Massen.
Von dessen Erfolg sind die fünf Balinger Nachwuchsrocker noch weit entfernt, bieten aber ein Programm, das Hörer von Bands wie Mr.Big, Bon Jovi, Aerosmith und vor allem Black Label Society, die sich vor einem Schuss Pantera-Härte nicht erschrecken, bestens unterhalten sollte.
Line-up:
Walter Schneider (vocals)
Andreas Bachmann (bass, backing vocals)
Claudio Sisto (drums)
Matt Carviero (lead & rhythm guitars)
Torsten Reinert (rhythm guitars, backing vocals)
Tracklist |
01:4018
02:Goddamn Planet
03:Where The Wind Blows
04:Never Found
05:Open Your Eyes
06:Cause Of You
07:Dead Fish Motherfucker
08:Trust
09:Why Don't You Die
10:The Way I Am
11:Blinded Love
12:Every Fuckin' Day
13:Gone
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