Es beginnt fast wie Filmmusik. Die dramatische Pianomusik "F23.8" leitet die neue Scheibe von Contrast ein… und führt den Hörer doch auf eine gänzlich falsche Fährte. Denn die ersten, derben Klänge von "Scherbenpalast" machen plötzlich eiskalt deutlich, welche Herzen wirklich in der Brust der Band schlagen.
Die Frankfurter Contrast präsentieren auf ihrem Zweitling "Charybdis" nämlich erneut modernen, melodischen Death Metal mit Core-Elementen, wie er durch die Landsmänner von Heaven Shall Burn und Neaera zu (inter-) nationalem Ruhm gelangt ist. Freunde traditioneller Metal-Klänge machen also lieber einen großen Bogen um diese Macht aus Grunts, Breakdowns und melodischen Gitarren-Leads.
Insgesamt herrscht hier aber glücklicherweise keine allzu trendige Ausrichtung der Melo-Schiene vor. Soll heißen, Screamo, Death- und Trancecore vernimmt man höchstens in Nuancen, auch wenn die Gesamtausrichtung zweifellos eine sehr technische ist.
Das dargebotene Liedgut ist somit artistisch über jeden Zweifel erhaben. Die fünf Musiker verstehen zweifellos ihr Handwerk und beherrschen ihre Instrumente perfekt. Dabei lassen sie aber das Songwriting glücklicherweise nicht hintenan stehen, sondern kreieren durch den Einsatz von Dramatik und Dynamik spannende Strukturen, die unbedingt in den Gehörgängen hängen bleiben. Paradebeispiele hierfür sind die Stücke "Institutionis Pestilentia" und "Serenade der Endzeit".
Wechsel aus Laut und Leise sowie geschickte, majestätische Lead-Melodien lassen das Album "Charybdis" - übrigens benannt nach dem gleichnamigen Meeresungeheuer aus der griechischen Mythologie - nie langweilig werden, sondern heben es auf ein unglaubliches Level. Auffällig ist, dass es so gut wie keinen Klargesang auf dem Album zu hören gibt. Dieser Silberling gehört zum Besten, was dieses Jahr in Sachen melodischer Death Metal zu hören ist.
Dazu trägt auch die druckvolle, hochprofessionelle Produktion von Markus Teske bei, der Brecher wie "Gaias Hand", "Serenade der Endzeit" oder den Titeltrack in einem würdigen Rahmen erklingen lässt. Gespickt mit Orchester-Samples und kleinen Elektro-Spielereien verleiht dies dem Gesamtkunstwerk "Charybdis" einen einzigartigen Charakter.
Alles in allem möchte ich jedem Freund von modernem, melodischen Death Metal die Contrast-Jungs unbedingt als Tipp ans Herz legen. Dass sie ihre Texte auf Deutsch verfassen, ist dabei sicherlich ein wirkungsvolles Stilmittel, um sie noch weiter aus der Masse ähnlich gelagerter Combos herausragen zu lassen. Genau wie das maritime Coverartwork, das auch optisch die Qualität der Band zu unterstreichen weiß. Von dieser Gruppe wird hoffentlich noch viel zu hören sein.
Line-up:
Johannes (Gesang)
Patrick (Gitarre, Gesang)
Eric (Bassgitarre)
Simon (Gitarre)
Nico (Schlagzeug)
Tracklist |
01:F23.8 (2:04)
02:Scherbenpalast (4:29)
03:Gaias Hand (3:48)
04:Charybdis (4:53)
05:Chimärenzorn (3:31)
06:Institutionis Pestilentia (6:04)
07:Novum Praeceptum Homines (3:32)
08:Serenade der Endzeit (6:51)
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