Cosmos sind eine Schweizer Artrock-/Neo Prog Band, die hier mit "Mind Games" nach sechs Jahren wieder ein neues Album herausgebracht haben. Sie haben sich dem harmonischen, melodischen und sphärischen Progressive Rock gewidmet. Die Stücke sind ganz klar im Stil von Pink Floyd, Eloy und vielleicht noch Jane gehalten. Von Pink Floyd ist eindeutig das Gitarrenspiel inspiriert. Der Gesang klingt verdächtig nach Frank Bornemann ( Eloy). Nicht nur wegen des Akzents, sondern auch wegen der Intonation. Ganz frech werden auch in "Lost Years" Lyrics geklaut ("Playing A Mean Guitar" - vgl. Floyds "Have A Cigar"). Laut Just For Kicks hat sich »die Band stetig weiterentwickelt und mittlerweile eine eigene Identität zugelegt«. Dann fragt man sich doch, ob Cosmos vorher eine Floyd-/Eloy-Coverband waren. Die Keyboards klingen vom Sound her verdächtig, wie Rick Wright sie auf "The Division Bell" eingesetzt hat. Man vergleiche dazu wieder einmal "Lost Years" mit "Wearing The Inside Out". Ist das denn noch originell oder gar anspruchsvoll?
Am ehesten lässt sich das Album aber - vor allem wegen des Gitarrenspiels - mit Pink Floyds "A Momentary Lapse Of Reason" und "The Division Bell" vergleichen. Vielleicht gekreuzt mit Eloys "Floating", "Dawn" und "Silent Cries And Mighty Echoes". Von Jane scheinen der Gesang und das gemächliche Tempo übernommen worden zu sein.
"Freakshow" ist streckenweise eine Art "Marooned" (siehe "The Division Bell") mit Gesang. Wie die Gitarrensoli hier über die Klavierakkorde gelegt werden, scheint fast 1:1 von dem Instrumental übernommen worden zu sein, ohne seine Intensität und Atmosphäre zu erreichen. Vermutlich wurden die Midtempo-Parts eingebaut, um nicht ganz nach einer Coverband zu klingen.
Der Opener "Contact" soll die Nahtod-Erfahrungen von Drummer Reto Iseli beschreiben. Aber ob dazu Pink Floyds Musik und Eloys Gesang passen? Da hätte man vielleicht eher etwas von Tangerine Dreams Frühphase mit Van Der Graaf Generator kombinieren können, um ganz originell zu klingen. "No Point In Living" erinnert mich an eine andere Band, bzw. an ein spezielles Stück, das mir nicht in den Sinn kommen will. Fast so, als ob Cosmos das beabsichtigt hätten. Doch auch dann gleitet "A Great Day For Freedom" - ups... "No Point Of Living" ins 'Floydige' ab. Auch "Hollow Man" schafft es nicht, sich stilistisch abzuheben.
Eine intensivere, fast schon eigene Stimmung erzeugt "Paranoia". Zumindest am Anfang, bis der "Run Like Hell"/"Dogs Of War"/"Yet Another Movie"-Gesang einsetzt und wir uns plötzlich am Ende von "Poles Apart" und "Marooned" befinden. Moment, sind das nicht auch alles Pink Floyd-Songs? Der Anfang des Instrumentals "There Are Millions Of Reasons To Carry On" klingt auch eigenständig. Stetige Wechsel zwischen Keyboard-Loops und rockigeren Ausflügen dominieren das Stück. Leider werden Melodieteile jedoch wieder von anderen Bands restauriert, diesmal zwar nicht unbedingt von Pink Floyd, aber es klingt doch wieder stellenweise gecovert. Zumindest die Keyboardsounds sind diesmal ganz eigen. Wenn man will, erkennt man im Rhythmus sogar Ähnlichkeiten zu Metallicas "Orion", aber nun wohl auch dadurch, dass man bereits vom Cover-Image der Band beeinflusst ist.
"Close To The Edge" (ja, jetzt werden sogar Songtitel von Yes geklaut) beginnt dann mit Cello- und Klavierklängen. Als Hörer freut man sich aber nicht mehr, weil bestimmt gleich ein Gitarrensolo von David Gilmour - äh - von Oliver Maier kommt. Und tatsächlich bewahrheiten sich die berechtigten Befürchtungen. Doch setzt alsbald Frauengesang ein, der das Stück in eine andere Richtung und Gangart treibt. Eine Abweichung von vielleicht 30 Prozent. Und das ist hier schon verdammt viel. Nach ca. drei Minuten klingen die Keyboards bzw. Synthesizer nicht mehr nach Cello oder Klavier, sondern imitieren Flötenklänge. Auch das ist nichts Neues, aber doch anders als das bisher Gehörte. Das Stück endet dann mit einem Keyboardsolo der Marke frühe Marillion oder IQ, an das noch etwas Gesang und Gitarrenspiel angehängt werden. Fertig ist der eigenständigste Track der Platte, der übrigens eine Auftragskomposition des amerikanischen Labels Cypher Acts darstellt. Das Stück sollte auf einem geplanten, aber nie umgesetztem CD-Set zum Thema Piraten landen.
Der Anfang von "Sequences" klingt wie das Intro zu "One Of These Days", gepaart mit einer von Tony Banks inspirierten Orgel. Auch der weitere Verlauf ist von Pink Floyds Instrumentals, sowie anderen Stücken von klassischen Progressive-/Art Rock-Bands (vgl. "The Musical Box" - Genesis, "Mockingbird" - Barclay James Harvest) beeinflusst.
Die Musik auf "Mind Games" ist bezüglich Harmonie makellos, ohne Frage. Die Klangfarben der einzelnen Instrumente, einschließlich des Gesangs passen gut zusammen, die Stimmung sitzt und wird konsequent durchgehalten. Nur wo ist das Progressive im Sinne von 'fortschrittlich'? Es lässt sich gänzlich vermissen. Fans von Pink Floyds letzten Alben, sowie Fans von Eloy können bedenkenlos zuschlagen, sofern sie frechen Stil-Klau verschmerzen. Wollen die Schweizer aber innerhalb der Progressive Rock-Gemeinde im Gedächtnis bleiben, sollten sie dringend ihre Einflüsse abschütteln und mal - wenigstens ansatzweise - anfangen, einen eigenen Stil zu kreieren.
Line-up:
Oliver Maier (guitars, vocals)
Heiko Garnn (bass)
Daniel Eggenberger (keyboards, loops, vocoder)
Reto Iseli (drums, vocals)
Guests:
Mirjam Heggendorn (vocals)
Sandra Moser (vocals - #10)
Tracklist |
01:Contact (7:40)
02:Skygarden (4:12)
03:Lost Years (6:48)
04:Freak Show (5:44)
05:No Point In Living (5:44)
06:Hollow Man (4:19)
07:Paranoia (7:14)
08:There Are Millions Of Reasons To Carry On [Instrumental] (4:49)
09:Close To The Edge (6:25)
10:Sequences (8:29)
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