Cowboy Prostitutes / Let Me Have Your Heart
Let Me Have Your Heart Spielzeit: 43:28
Medium: CD
Label: Sunny Bastards, 2009
Stil: Sleaze Rock

Review vom 10.11.2009


Moritz Alves
Dass das derzeitige Sleaze-Revival vom Norden Europas her ausgeht, dürfte mittlerweile auch dem allerletzten Rock-Ignoranten aufgefallen sein. Dort beheimatete Combos haben sich die Essenz des Rock wieder bewusst gemacht, strahlen deshalb haushoch Attitüde aus und recken den Stinkefinger trotzig all denjenigen entgegen, die solch ungehobelte Straßensounds für tot erklären wollen. Eine dieser Gruppen nennt sich Cowboy Prostitutes, ist im schwedischen Ørebro ansässig und haut uns in diesem Jahr den Silberling "Let Me Have Your Heart" um die Ohren.
Auf diesen Namen ist der Zweitling der 'Viehtreiber' getauft worden (das Debüt "Swingin' At The Fences" erschien 2008), die übrigens eine fiese Mixtur aus Hardcore Superstar und frühen Backyard Babies runterrotzen. Speziell die Stimme von Frontsau Luca Isabelle klingt stark nach einem Jocke Berg, der seine Stimmbänder mit Schmirgelpapier behandelt hat. Massenkompatibilität sieht somit anders aus, aber die vier 'Cowboy-Nutten' wollen ja auch gar nicht Everybody's Darling sein.
Das macht dann sogleich auch der bösartige Opener "Outrageous" deutlich, dessen Refrain einen mit den Worten »Die, die, die, motherfucker, you've got to die!« ohrfeigt. Da weiß man zu Beginn der Scheibe also schlagartig, wo der Hammer hängt. Lieb und niedlich sind die elf Songs keineswegs, was auch das folgende, amtlich sleazende "Nawt That Pretty" verdeutlicht. Der Track springt einem mit seinem hektischen Chorus frontal in die Schnauze.
"If The Sky" dagegen ist ein halbballadesker Bastard und das erste richtige Highlight der Scheibe. Hier schicken sich die Mannen an, mal so etwas wie moderate Töne anzuschlagen. Dass dabei aber noch längst keine schmalzige Kuschelnummer herauskommen muss, nehmen meine Ohren dankend zur Kenntnis. Zwar geht man grob in diese Richtung, aber die Rebellion ist zwischen den Zeilen immer noch mehr als deutlich herauszuhören: »Straight through my heart she shot me« - noch Fragen?
Diese ersten drei Songs machen deutlich, worum es bei "Let Me Have Your Heart" geht: Raue, geniale Melodiebögen treffen auf bissigen Rock'n'Roll und erzeugen einen speziellen straßenrockigen Sleaze-Sound, der die 'Prostituierten' selbstbewusst auf eigenen Beinen stehen lässt. Es macht einerseits natürlich eine Menge Spaß, diese Silberscheibe rotieren zu lassen, andererseits eignet sich die punkig-wüste Schlagseite bestens dazu, seine Aggressionen zu therapieren: Die Zeile »Take all your promises and shove them up your ass« aus "Up Yours" soll hier als Beispiel genügen. "Let Me Have Your Heart" animiert immer (!) zum Mitgröhlen und zeigt dabei stellenweise sogar leichte Parallelen zu Oi!-Bands (z.B. "Finale").
Die Scheibe ist ein ungeschliffener Diamant, der seine Brillanz möglicherweise erst nach einigen Durchläufen ausspielt, den Hörer daraufhin aber fest in seinem Bann hält. Bei der momentanen Flut an Sleaze- und Glam-Veröffentlichungen aus Skandinavien sollte man dieses Album nicht übersehen, gerade weil es so schmutzig, bissig und unbeugsam daherkommt. Fans der magischen Kombination aus Rock'n'Roll, Metal und Punk müssen den vier 'Rinderhirten' daher unbedingt ihr Ohr leihen!
Anspieltipps: "Outrageous", "If The Sky", "Make Things Right", "Save Our Cities", "Up Yours", "Finale".
Line-up:
Luca Isabelle (vox, bass)
Tobbe Johansson (guitar, backing vox)
Jonas Lewén (drums)
Lao (lead guitar)
Tracklist
01:Outrageous (3:37)
02:Nawt That Pretty (3:45)
03:If The Sky (4:27)
04:Through The Streets (3:23)
05:Girls Like You (4:06)
06:Make Things Right (4:01)
07:Waitin' Around (3:36)
08:Save Our Cities (4:11)
09:What Shall I Do? (4:04)
10:Up Yours (3:33)
11:Finale (4:45)
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