The Crash / Part One
Part One Spielzeit: 17:10
Medium: EP
Label: Eigenvertrieb, 2007
Stil: Grunge Rock

Review vom 29.01.2007


Ilka Czernohorsky
Hätte mir vor ein paar Monaten noch jemand prophezeit, dass ich demnächst die musikalischen Ergüsse einer Band, deren Protagonisten im Alter zwischen 12 und 14 Jahren sind, besprechen werde, hätte ich demjenigen wohl ziemlich ungeniert einen 'Vogel' gezeigt. Zumal man mir auch noch weismachen wollte, dass diese jungen Talente angeblich noch handgemachte Musik spielen, was ja nun gerade im Zeitalter von Casting-Shows und 'Superstars' doch eher ungewöhnlich ist.
Außerdem ist es doch heutzutage bei den jungen Leuten viel mehr angesagt, sich in Schlabberhosen und mit Kopfsocke bewaffnet in ein Studio oder auf die Bühne zu stellen, undefinierbare 'Ähs, Ahhs und Uuus' sowie böse, böse Texte rauszukotzen und mit komischen Handbewegungen in der Luft rumzufuchteln - »weisstu, ey, Alder…«
Ach ja, sowas nennt man wohl Rap oder Hip Hop oder wie auch immer [ich werde den Unterschied wohl niemals lernen (wollen)].
Und da kommen ein paar 12- bzw. 14-Jährige daher und machen echte Musik mit echten Instrumenten und haben auch noch Spaß dran? Kaum zu glauben, aber wahr.
The Crash nennen sich die jungen Herren aus Bochum und Herne. Malte Winter (14) spielt die E-Gitarre, den Bass zupft Arne Winter (13) und das Schlagzeug prügelt im wahrsten Sinne des Wortes Kai Fricke (12).
Die Band wurde im Sommer 2004 gegründet, ihre Haupteinflüsse sind u.a. Nirvana, Red Hot Chili Peppers und Nickelback. Mit "Part One" legen sie ihre erste EP vor, die neben zwei Coversongs auch - und das sollte man wirklich mit Ausrufezeichen versehen - drei Eigenkompositionen enthält.
Sowohl der ungestüme Opener als auch das krachige "Too Far Gone" gehen ab wie die berühmte 'Schmidt'sche Katze'! Da steckt Spiel- und Lebensfreude drin, da steppt der Bär. Das ist noch Musik zum Selbstzweck, und nicht, um über eine Casting-Show zu zweifelhaftem Ruhm zu kommen. Mit diesen Songs zeigen sie D. Bohlen und Konsorten ordentlich den Stinkefinger.
Bei "Can't Get Away" wurde der Gashebel etwas zurückgenommen, trifft aber dennoch in die Eingeweide. Klasse!
Mit den beiden Covern haben sich The Crash an die Kompositionen ihrer großen Vorbilder herangewagt, um ihnen zu huldigen: "Smells Like Teen Spirit" von Nirvana und "Dani California" von den Red Hot Chili Peppers - und das klingt nicht mal schlecht.
Alles in allem steckt jede Menge Potential in den drei Jungs. Sie spielen ihre Instrumente fast schon wie 'die Großen'. Lediglich die Vocals werden vermutlich den einen oder anderen etwas stören.
ABER: Man sollte nicht vergessen, hier sind keine gestandenen Musiker, sondern 12- bzw. 14jährige am Werk, die vielleicht eine große Zukunft vor sich haben, sofern sie ihr Ziel konsequent weiter verfolgen: Musik machen und Spaß haben. Das heißt aber auch: Üben, üben, üben und auch bei dem einen oder anderen Tiefschlag, den sie sicherlich noch einstecken werden, dennoch nicht aufzugeben. Ich drücke ihnen jedenfalls die Daumen und wenn die Stimmbruchklippe geschafft ist, die Jungs dann noch zusammen sind und sich weiter entwickelt haben... ja darauf bin ich sehr gespannt.
Tracklist
01:Fuck Off
02:Can't Get Away
03:Too Far Gone
04:Smells Like Teen Spirit (Nirvana)
05:Dani California (Red Hot Chili Peppers)
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