Crazy Hambones / 45 Live
45 Live Spielzeit: 41:13
Medium: CD
Label: Micha Maass & Stormy Monday Records, 2015
Stil: Blues

Review vom 15.06.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Was haben der Cern-Teilchenbeschleuniger und die Crazy Hambones gemeinsam? Das Trio ist in erfolgreich forschender Weise auf der Suche nach den elementaren Bestandteilen des Blues, der weit in die Geschichte des Genres zurückgeht. Stellvertretend dafür stehen Songs auf der Tracklist, die unter anderem von Reverend Gary Davis, Big Walter Horton oder Isaiah Ross stammen.
Die amerikanisch-englisch-deutsche 12-Takter-Koalition gibt es seit dem Jahr 2003 und sorgte in der Vergangenheit sowie Gegenwart für Furore bei den Anhängern des Blues. Im Gründer-Line-up waren Micha Maass, Peter Crow C. (Black Patti) und Paul Orta.
Die Diskografie füllen "Cool Step" (2004), "Blowin The Family Jewels" (2007) und "Hole In The Roll" (2010).
Mit einem kreativ-peripheren Blick auf die History verschmelzen Fremdkompositionen mit der Crazy Hambones-Fantasie zu einer bemerkenswerten Einheit der Hörfreude. Drei Männer, drei Instrumente, drei Stimmen, die einen innerhalb der fünfundvierzig Minuten Gesamtspielzeit äußerst fröhlich stimmen.
"45 Live" ist die Essenz »aus zwei 30 Minuten Sets an zwei Tagen in der Kulturbrauerei Berlin im Juli 2014. Übrig blieben 45 Minuten Crazy Hambones live mit Songs die uns selbst Spaß machen. Wir hoffen Euch auch.« Definitiv, kann man als Konsument vor den heimischen Lautsprechern nur ergänzen.
Was das internationale Trio aus den beiden Konzerten destilliert hat, ist eine Zeitreise in modernen Verkehrsmitteln. Henry Heggen, Brian Barnett und Micha Maass sind selbstbewusst, müssen sich nichts beweisen und die daraus resultierende Lockerheit überträgt sich ohne Reibungsverluste auf den Hörer. Beseelt-hochoktanig bietet man zu treibenden Rhythmen flotte Songs, die motivierenden Charakter zumindest auf die Fußwippe haben. Dabei bleibt der Slow Blues allerdings nicht auf der Strecke. Stellvertretend sei die Brian Barnett-Komposition "Old Man's Eyes" genannt.
Bei den Crazy Hambones verschmelzen die überdurchschnittlichen Fähigkeiten von drei Blues-Könnern zu einer überzeugenden Einheit. "45 Live" ist anregend, bringt die Blues-Atome (oder sind es vielleicht Moleküle?) in heftige Schwingungen.
Den Spagat zwischen dem Respekt vor der Tradition und eigenem Ideenreichtum schafft die Formation problemlos. Das Trio überquert das Drahtseil der Authentizität mit einem engen Kontakt zur Seele, dort, wo dieses Blues-Feeling beheimatet ist.
Symbolisch steht der Songtitel für die gesamte Platte und in einer Abwandlung sind "12 Gates To The City" neun Tore/Songs zur Ausgelassenheit. Ja, der Blues darf auch Party machen und darauf versteht sich die Combo perfekt.
Man kommt kaum aus dem Applaudieren heraus. Am Ende eines jeden Songs und bei den vielen Soli ist da definitiv Gelegenheit genug.
Auf "45 Live" fügen sich alle Puzzleteile zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen. Der Blues ist mit fuzziger Gitarre, knackigen Rhythmen sowie höllischer Harp erregend und wenn man im Gospel predigt, dann ist schon wieder Gänsehaut angesagt. Halleluja!
Achtung, Infektionsgefahr! Diese Scheibe, einmal in eigenen Händen, wird man relativ lange als eine Art ständiger Begleiter an seiner Seite haben und bei jeder sich bietenden Gelegenheit hören.
Die Crazy Hambones haben mit "45 Live" ein klasse Album veröffentlicht und hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Line-up:
Henry Heggen (vocals, harmonica)
Brian Barnett (vocals, guitar)
Micha Maass (vocals, drums)
Tracklist
01:Moon (3:50)
02:Have A Good Time (7:44)
03:12 Gates To The City (3:47)
04:Time And A Place (3:42)
05:Courting In A Cadillac (3:54)
06:Cadillac Boogie (3:49)
07:Old Man's Eyes (4:53)
08:Hard Being A Man (4:07)
09:Come Back Baby (5:28)
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