Anno 2000 trafen sich Borknagars Hauptsongwriter Øystein G. Brun und Mr. V bzw. Vintersorg bzw. Andreas Hedlund (Vintersorg, Otyg) und stellten fest, dass sie künstlerisch und kreativ eine Menge gemeinsam hatten. Beide vereint außerdem eine große Liebe zur Natur. Sie beschlossen eine Band zu gründen, die stilistisch vollkommen anders sein sollte als ihre jeweiligen Hauptbands (Borknagar und Vintersorg) und tauschen jahrelang Notizen und Informationen, bis 2005 schließlich die gemeinsame Band Cronian (anfangs noch Ion genannt) an den Start ging.
Parallel dazu entwickelten sich beide Hauptbands immer mehr weg vom Black Metal in mehr progressive Gefilde und Vintersorg stieg 2001 bei Borknagar als Sänger ein, nachdem ICS Vortex zu Dimmu Borgir ging. Wer diese Entwicklung verfolgt hat, ist kaum überrascht über die Musik von Cronian.
Nun stellt sich die Frage, wozu gibt es das Projekt dann überhaupt? Hier kommen die 70er Jahre Prog/Avantgarde-Einflüsse stärker zum Tragen, das Ganze ist ruhiger und mehr Soundtrack-artig.
Für die härteren Prog-Momente hat Vintersorg noch das Thrash/Progessive-Projekt Fission am laufen, für Fans von klassischem Prog/Rock gibt es Waterclime. Ob man die alle braucht? Vielleicht wäre weniger mehr, vielleicht sollte Herr V. mal alle seine Ideen in einer Band fokussieren und eine wirklich starke und erfolgreiche Veröffentlichung herausbringen, als viele CDs, die gute Ansätze haben, aber nicht sonderlich beachtet werden, weil sie insgesamt gesehen nicht so packend sind und sich in zu viele Kleinigkeiten verzetteln.
Zurück zu Cronian. Das Debüt "Terra" erschien 2006 und stellte sowohl ein Porträt der Empfindungen der beiden Musiker als auch des Winters dar, eine geographische Reise in die Gestade des kalten nordischen Black Metal und zeitliche Reise zum psychedelischen Rock der 70er Jahre.
Der Nachfolger "Enterprise" (2008) sollte nicht nur von der Schönheit der Natur erzählen, sondern auch von ihrer Gefährdung durch die Ignoranz der Menschen. Daher gibt es aggressive Momente zwischen den eher sphärischen fließenden Klängen. Die Musik ist sehr variantenreich, vielleicht ist das manchmal schon fast zuviel des Guten. Es ist das oben schon angesprochene Problem, dass die vielen Details für die potenziellen Hörer nicht immer nachvollziehbar sind, die sich dann vielleicht 'einfacheren' Veröffentlichungen zuwenden.
Das soll nicht bedeuten, dass die Musik schlecht ist. Wer sich darauf einlässt, kann dort einiges Interessantes finden. Sie wirkt oft wie ein Soundtrack zu einer Dokumentation über unsere Welt: Man kann sich die Bilder vorstellen, die dazu gezeigt werden könnten: Überfüllte Städte voller Enge und Gedränge, Müll, Zerstörung der Natur auf der einen Seite, dann wunderschöne Landschaften, meist eher aus kälteren und unberührten Regionen, majestätische Fjorde, endloses Eis der Arktis auf der anderen. Manchmal ruhige sanfte Kamerafahrten, dann ein abrupter Wechsel der Szenerie, immer wieder neue Eindrücke.
Cronian versuchen ein klangliches Portrait unserer Erde zu erzeugen, unsere Gegenwart und Visionen unserer Zukunft.
Widmeten sich die älteren Veröffentlichungen von Borknagar und Vintersorg eher vergangenen Zeiten, so soll Cronian das Gegenteil darstellen. Fans der Anfangstage sollten diesem Werk daher mit Vorsicht und Toleranz begegnen. Wer dem Weg der beiden Musiker in den letzten Jahren folgen konnte, wird auch mit "Enterprise" etwas anfangen können.
Line-up:
Vintersorg /Andreas Hedlund (vocals, bass, keyboard)
Øystein G. Brun (guitar, drum programming)
Tracklist |
01:Diamond Skies (4:54)
02:Arcades (5:39)
03:Nine Waves (6:34)
04:Project Hibernation (5:52)
05:Cirque (3:14)
06:Deportation (6:29)
07:Moveing Panorama (6:14)
08:The Encounter (7:07)
09:End(durance) - Part II (2:33)
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Externe Links:
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