Cryptic Vision / In A World
In A World Spielzeit: 72:59
Medium: CD
Label: ProgRock Records
Stil: Melodic Rock/Retro Prog

Review vom 19.11.2006


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Cryptic Vision kommen aus den Staaten (Florida) und spielen eine Mischung aus melodiösem Rock und einer gehörigen Spur progressiver Dreingaben. Die Formation hatte 2003 erstmals mit dem Album "Moments Of Clarity" auf sich aufmerksam gemacht. Eigentlich als Studio-Projekt geplant, spielen Cryptic Vision auch live.
Wenn man das Scheibchen einlegt, merkt man sofort, dass hier sehr solide Musiker am Werk sind. Der Titeltrack "In A World" zelebriert über 16 Minuten abwechslungsreiche Rockmusik. Was hier recht spannend mit Effekten und Chören anfängt, geht zunächst in einen klassischen, von Keyboards geprägten, melodischen Rock über. Geradezu bombastisch werden die Instrumente eingebracht und die Gitarren spielen eingängig drauf los. Cryptic Vision bringen sehr schnell viele Instrumentierungen ein. So hört man frühzeitig seichte Pianotöne. Nur von akustischen Gitarren begleitet, frisst sich der Gesang von Todd Plant förmlich ins Ohr. Und nach einem Break wird der gesamte Klangteppich ausgepackt, die Band rockt geradeaus, um im nächsten Moment das eine oder andere verspielte Schmankerl auszupacken. Dieser Song ist voller Variationen und macht richtig Spaß. Er zwingt den Hörer, genauestens drauf zu achten, denn ansonsten wird man fast erschlagen, so viele Ideen haben Cryptic Vision hier in einen einzigen Song einfließen lassen. Dafür sorgen auch Zwischenparts, die von Gastmusikern mit Violinen untermalt werden.
Wenn ich mir das so anhöre, dann bekomme ich den Eindruck, dass da eine für mich maßgeschneiderte Band im Player liegt. Stilistisch macht die Combo im weiteren Verlauf kaum einen Unterschied. Insbesondere die Refrains erinnern an die 70er Jahre. Dass der Prog nicht zu kurz kommen darf, sieht man auch an der Einladung an Alan Morse (Spocks Beard) als Gastmusiker. "Common Ground" lässt eine wahre Salve an ausufernden Synthieklängen los. Immer wieder das Feeling der guten alten Zeiten und dann das blitzartige Umschalten in verfrickelte Orgien. Mir persönlich macht das sehr viel Spaß. Die Rhythmusabteilung ist voller Action.
Natürlich stellt man sich dabei immer wieder die Frage, in welche Richtung Cryptic Vision marschieren wollen. Zwar wird mit "All Along" das Tempo etwas vermindert, ich habe aber den Eindruck, dass Crypic Vision eine vollkommen abgedroschene und perfekte Allstartruppe sind, die es verstehen, sämtliche Klischees guter Rockmusik abzugrasen. Die Gitarrensoli kommen sehr, sehr solide rüber. Die inszenierten Chorgesänge geben dem Hörer die Möglichkeit, so ziemlich alle Epochen zu erleben. Die gut 73 Minuten vergehen wie im Fluge. "The Space In Between" ist dermaßen 'proggig' was dazu führt, dass sich dieser Silberling wirklich an die verschiedensten Fans richtet. Die Gefahr liegt natürlich darin, dass jeder für sich möglicherweise feststellen wird, dass weder Fisch noch Fleisch geboten wird. Aber ganz so sehe ich das nicht. Ich kann die Fahnen hochhalten und sagen, dass es eben einfach Ideenreichtum und musikalische Vielfältigkeit ist.
Sogar frühe Yes finden sich in "Point Of View" wieder und die melodischen Progüberflieger von Kansas verteilen sich sowieso über die gesamte Scheibe. Der Morse-Einfluss lässt, wenn auch im geringen Anteil, eine Nähe zu Spocks Beard vermuten. Dieses Album ist eine musikalische Gratwanderung für solche Kulturbanausen, wie ich es eben bin. Verspielte und gut gemachte Rockmusik, bei der die Melodie an vielen Stellen mehr als eingängig ist und sich eine Reihe von progressiven Einschlägen deutlich bemerkbar macht. Und diese orientieren sich mehr an altehrwürdige Zeiten. Dass das Ganze in einem super Sound daher kommt, macht die Sache um so erfreulicher.
Daumen hoch für Cryptic Vision!
Line-up:
Todd Plant (vocals, acoustic guitars)
Sam Conable (bass)
Rick Duncan (drums, keyboards)
Timothy Keese (guitars)
Howard Helm (keyboards)

Guest Musicians:
Alan Morse (guitars)
John Zahner (keyboards)
Jerry Outlaw (guitars)
Ralph Santolla (guitars)
Shawn Bowen (mandolins)
David Ragsdale (violins)
Carrie Martin (backing vocals)
Tracklist
01:In A World (16:23)
  I:Overture
  II:Creation
  III:The Source
  IV:All Is Well
02:This Dream Part I (1:07)
03:Common Ground (4:38)
04:Merkaba (3:15)
05:All Long (5:10)
06:The Space In Between (4:58)
07:I Am The Energy (4:10)
08:Point Of View (4:50)
09:Power To Mend (10:03)
  I:Infamous Moment
  II:Not Alone
  III:Darkness Fades
10:Find (4:10)
11:The Balance (8:42)
12:This Dream Part II/In A World (Reprise) (5:32)
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