The Cyborgs / Same
Same Spielzeit: 33:16
Medium: CD
Label: INRI/Cargo, 2012
Stil: Blues'n'Boogie

Review vom 26.05.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Zwei Italiener »come from the future, in the present, to keep the past alive...« Das musikalische Paar nennt sich The Cyborgs. Sie spielen im Hier und Jetzt und was sie lebendig halten wollen ist der Blues, den sie auf ihre ganz individuelle Weise interpretieren. Mit der ungewöhnlichen Art des 12-Takters sind The Cyborgs allerdings nicht ganz alleine auf unserem Planeten. Natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit hat RockTimes einige Musiker/Combos im Künstler-Index, die ein ähnlich verqueres Verständnis für den Blues haben: Bob Log III, The John Henry Orchestra,
The Juke Joint Pimps oder O Lendário Chuckrobillyman. Die beiden Musiker scheuen wohl das Licht der Öffentlichkeit, denn sie verstecken ihre Gesichter hinter Schweißer-Schutzmasken und nennen sich ganz einfallsreich Cyborg-0 sowie Cyborg-1.
Dieser simple wie infizierende Blues-Ableger ist also nicht so ganz neu, aber ob aus Brasilien, Belgien, Deutschland oder Italien stammend, vermittelt er einfach Hörspaß. Genau so soll es sein und bei The Cyborgs ist es nicht anders. Es lebe der 12-Takter auf abgedrehte Art und in einem Atemzug muss man bei der vorliegenden Platte auch den Boogie nennen.
Das Duo stellt keine Fragen, sondern lässt von der ersten bis zur letzten Sekunde der Platte fast nur den Boogie sprechen. Dagegen kann man sich kaum querstellen. Allerdings werden die Puristen wieder einmal fluchend die Flucht ergreifen und dem traditionellen Blues wohl mehr als eine Träne nachweinen. Obwohl... für diese Leute hätten The Cyborgs doch noch eine Kleinigkeit von nicht ganz zwei Minuten auf der Pfanne. "Bag Time" heißt das Stück und könnte problemlos auch in 'Rag Time' umbenannt werden können. Bei diesem Song ist die schräge Combo anders, ganz anders. Das Instrumental ist die Sache von Cyborg-1, der sich ans Klavier setzt und mit etwas Drum-Begleitung einen herrlichen Pre-War Blues serviert. Da darf man ruhig überrascht sein. Allerdings versöhnt dieser Short-Track keinen Puristen für die gesamte Scheibe. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Let's booooooogie! The Cyborgs machen echt Laune. Die Musik ist ein Trainingslager für die Fußwippe, wenn man sich nicht schon längst aus der Couch geschält hat und abzappelt. Es ist, wie bei den weiter oben genannten Künstlern/Bands... Originalität ist Trumpf. Dabei überzeugen The Cyborgs auch noch. Die E-Gitarre hat einen leckeren Verzerrfaktor und Cyborg-1 sorgt mit seinen zeitgleich gespielten Bass'n'Drums für einen abwechslungsreichen Groove.
Mal ist der Boogie-Rhythmus typisch Chicago-stampfend, dann bekommt er Flügel und es geht mit erhöhtem Tempo und federleicht anmutend ohne Speedlimit auf den Highway. Die selbstinszenierte Anonymität wird durch den Cyborg-Blues vollkommen ausgehebelt. Der hat Feeling. Nur der mehr oder weniger gesprochene Text in "Predlude" hat deutlich italienischen Akzent und außer Hintergrundgeplänkel findet der Blues hier nicht statt. »In our future there is no songs. You don't konw how much it hurts.« Ach ja, The Cyborgs kommen ja aus der Zukunft und müssen es wissen. Pah! Zukunft ist relativ und bei der heutigen technischen Entwicklung stellt sich nur die Frage, in welcher Form wir irgendwann Musik hören werden.
Zurück zum Album... das Incognito-Duo reduziert sich rein äußerlich auf Unpersönlichkeit, aber beim Blues zeigen die beiden Männer ihr ehrliches Gesicht. In den dreiunddreißig Minuten Cyborgs begegnen dem Hörer auch gute Bekannte wie Bo Diddley oder John Lee Hooker... nicht mit Songzitaten, aber vom Blues-Styling her. Trotz Schweißer-Schutzmasken ist der Cyborg-0-Gesang atmungsaktiv, auch wenn hinter der Sicht-Scheibe mal gehechelt wird.
Die Gitarrenarbeit ist gut und rundum gibt die Musik ein prägendes Bild ab, vor dem man durchaus eine Weile stehen bleibt. Zwei Tracks serviert man uns als Wiederkäuer. "Human Race (Remix)" ist eine halbe Minute länger und spartanischer (wenn man davon überhaupt sprechen kann) instrumentiert und die "Cyborgs Boogie"-Nachlese ist etwas freundlicher arrangiert. Die Gitarre rifft dabei auf einer anderen Insel.
The Cyborgs' Blues ist etwas für Querdenker und ein rundherum gespielter 12-Takter, den man sich neben den oben genannten Bands gerne ins Regal stellt. Anders sein mal anders.
Line-up:
Cyborg-O (electric guitar, vocals)
Cyborg-1 (piano - #10, drums, bass)
Tracklist
01:Cyborgs Boogie (2:48)
02:20th Floor (3:41)
03:2110 (3:28)
04:Human Race (2:44)
05:Highway Man (2:58)
06:Prelude (0:42)
07:No! No! No! (3:08)
08:I'm Tired (2:36)
09:Dancy (3:20)
10:Bag Time (1:54)
11:Human Race (Remix) (3:13)
12:Cyborgs Boogie Reprise (2:43)
(all songs written by Cyborgs)
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