David Celia / I Tried
I Tried Spielzeit: 42:20
Medium: CD
Label: Proper Records (Rough Trade), 2010
Stil: Singer/Songwriter, Americana

Review vom 24.12.2010


Markus Kerren
Mit "I Tried" legt der in Toronto ansässige Kanadier David Celia sein drittes Solo-Album vor. Begonnen hatte er seine Karriere 1989 in der Band Garnished Gallahad, mit der er in den neunziger Jahren zwei Alben veröffentlichte, gefolgt von der relativ kurzlebigen Truppe Invisible Inc., die es aber immerhin auch auf ein Album (2000) brachte, bevor sich Celia anschließend dazu entschied, solo weiter zu machen. Im Laufe der Jahre entstanden "Organica" (2002) sowie "This Isn't Here" (2006) und der Kanadier ist seit 2005 nahezu pausenlos -vornehmlich in Kanada und Europa - auf Tour. Dies jedoch nicht immer unter eigenem Namen, unterstützte er doch auch schon Bands wie Ian & Sylvia, Quartette, Michael Holt oder Mike Evin.
Verwurstet hat Celia, wenn auch durchaus ansprechend, jede Menge an Genres. Angefangen von Pop über Folk bis hin zu Country (Rock) geht es kunterbunt auf "I Tried" zu, was sicher auch auf den langen Zeitraum der Aufnahmen und die Vielzahl der beteiligten Musiker zurück zu führen ist. Den Anfang macht "Turnout", das zunächst eine verhaltene Strophe vorlegt, bevor es in einen wirklich großartigen Refrain einbiegt, der sich umgehend im Kurzzeit-Gedächtnis einnistet. Im Mittelteil wird dann beim Solo groovig gebluest. Eine irre Pop/Rock-Nummer mit großem Hit-Potenzial.
"Severine" ist ein Country-Schunkler, der dankenswerterweise aber nicht ins Kitschige abdriftet und gesanglich etwas Chanson-Flair mit in die Waagschale wirft. Diese Nummer gibt es zum Abschluss übrigens noch einmal mit französischem Gesang und Sacha Toorop als Gast, bzw. Duett-Partner. Ganz anders dagegen der starke Country Rocker "I Ain't Texan", ausgestattet mit jeder Menge guter Laune und einem witzigen Text. Bei "Bug's Apocalypse" ist Folk angesagt, die Akustische und der Gesang unterlegt von wunderbar warm klingenden Streichern und einer tollen, dem Ganzen viel Atmosphäre verleihenden Flöte.
In "Wishful Thinking" beherrschen dagegen Blechbläser sowie ein schönes Piano das Geschehen dieser eher nachdenklichen und ruhigen Ballade. "Sergio" kann das Niveau der restlichen Kompositionen nicht ganz halten, selbst wenn es mit unterschwelligem Beatles-Feeling überrascht. "Instant Puppy Love" beginnt nahezu identisch mit "Jessica" von der Allman Brothers Band, (bevor Dickey Betts zum Solo abhebt) entwickelt sich dann aber doch zu einem ganz eigenständigen Country Rock-Shuffle und begibt sich musikalisch gar in 'rollende' J. J. Cale-Gefilde.
Ebenfalls balladenmäßig mit ergreifender Violine kommt der Titelsong. Celias Stimme wirkt bei diesem fast schon zerbrechlichen Stück allerdings ein bisschen dünn, gerade wenn er in die höheren Stimmlagen abdriftet. Trotzdem ist das klasse eingespielt und auch vom Songwriting her sehr ordentlich. Nicht nur hier kommt es mir so vor, als würde mitten im Song ein Stilwechsel in Richtung Country vorgenommen. Fernöstliche Töne und eine beherzte Prise Psychedelic gibt es bei "Running Out Of Time" und "Love Is A Dream", während der Kanadier einmal mehr Schwächen erkennen lässt, sobald sich sein Gesang in höhere Tonlagen begibt.
Letztendlich eine sehr gefällige Scheibe, die in ihren besten Momenten ("Turnout", "I'm Not Texan", "Bug's Apocalyse" oder "Love Is A Dream") sogar richtig fett überzeugend rüberkommt. Insgesamt gesehen wirkt "I Tried" aufgrund der vielen angerissenen Genres auf mich aber etwas unausgewogen (bzw. nicht wirklich einheitlich), wenn auch die meisten Tracks für sich genommen durchaus gut bis sehr gut sind. Am besten reinhören und selbst entscheiden, wie euch der Kanadier mundet. Meine Anspiel-Tipps sind die weiter oben im Absatz genannten Titel.
Line-up:
David Celia (vocals, guitars, bass, drums, percussion, ukulele, piano, Moog, keyboards)
Gurf Morlix (dobro, guitars)
Joan Besen (Hohner clavinet, glockenspiel, Wurlitzer, background vocals, keyboards)
Don Kerr (drums)
Cleave Anderson (drums)
Ben Mink (violin)
Gary Taylor (drums)
Corroll Burke (pedal steel)
Ross Boswell (bass)
Denis Keldie (Hammond organ)
Chris Mavridis (Hohner clavinet)
Al Kay (trombone)
Jon Challoner (trumpet)
Chris Banks (upright bass)
Michael Holt (piano)
David Headon (bass)
David Lathrop (drums)
Kurt Swinghammer (Moog)
Mark Olson (cello)
Ron Korb (flutes)
Jaron Freeman-Fox (violins)
Mike Evin (background vocals)
Mia Sheard (background vocals)
Ida Nilsen (background vocals)
Tracklist
01:Turnout
02:Severine
03:Wishful Thinking
04:I Tried
05:Sergio
06:I'm Not Texan
07:Instant Puppy Love
08:Crush
09:Bug's Apocalypse
10:Running Out Of Time
11:Life Is A Dream
12:Marcus
13:Severine
Externe Links: