Deb Callahan / Sweet Soul
Sweet Soul Spielzeit: 56:12
Medium: CD
Label: Blue Pearl Records, 2015
Stil: Blues, Soul

Review vom 01.10.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Zwischen "Tell It Like It Is" und dem vorliegenden Album "Sweet Soul" liegen vier Jahre. Deb Callahan wurde Mutter und hat sich quasi eine Elternauszeit genommen. Umso beeindruckender kommt die in Boston geborene Frau zurück in die Szene der Blues-/Soul-Künstler aus der Gegend um Philadelphia, ihrem jetzigen Lebensmittelpunkt.
Musik war immer ihre Passion. Schon im Alter von acht Jahren hatte sie die Gelegenheit an der »Elma Lewis School for Black Cultural Arts in Roxbury, MA [...] African American music and art« zu studieren. Deb Callahan hatte ein besonders offenes Ohr für Gospel und Spirituals.
Mit zwanzig Jahren sang sie in einer Blues Rock-Band und nach dem Umzug nach Philadelphia studierte sie zunächst Sozialarbeit, verbunden mit einer künstlerischen Pause. Ab 1995 war sie Frontfrau der Formation The Blue Roots. Dabei beschäftigte sie sich mit den Wurzeln des Blues und Leuten wie Bessie Smith, Victoria Spivey, Robert Johnson oder Blind Blake.
Unter eigenem Namen kam 2002 ihr Debüt "If The Blues Had Wings" auf den Markt. Es folgten "The Blue Pearl" (2005), "Grace & Grit" (2008) und bereits erwähnte Scheibe "Tell It Like It Is". Eine Live-DVD unter dem Titel "Deb Callahan@The World Café Live" erschien 2011.
Der Gitarrist Allen James, Schlagzeuger Tom Walling und Garry Lee (Bass) waren quasi von der Stunde Null an Deb Callahans Begleitmusiker. Ohne die Leistungen der Rhythmusabteilung in den Schatten stellen zu wollen, fährt die Protagonistin für "Sweet Soul" ein anderes, besonders exquisites Line-up auf. Mike Finnigan (unter anderem Mannish Boys, Stephen Stills,
Joe Louis Walker, Bonnie Raitt, Etta James, Joe Cocker, Canned Heat) ist der Tastenmann und Reggie McBride (Eric Burdon, Stevie Wonder, Tommy Bolin, Steve Hillage, Van Morrison, Ry Cooder, Elton John, B.B. King, Rare Earth u. v. a. m.) zupft die dicken Saiten. Der angesagte Tony Braunagel bedient das Schlagzeug und hat die Platte produziert. Mike Finnigan, Tony Braunagel und Johnny Lee Schell, der hier in einem Lied das Bottleneck schwingt, spielen übrigens gemeinsam bei der Phantom Blues Band.
Der etwas rockende Beginn mit "Big Love" legt eine klare Fährte zu einer Platte, an der man noch lange Zeit seine Freude haben wird. Eines steht in Beton zementiert fest: Deb Callahan kann singen. Die Combo an ihrer Seite ist die Personifizierung des Verständnisses für die Umsetzung ihrer musikalischen Ideen. Neben der Tatsache, dass die erwähnten Künstler Garanten für sehr gute Musik sind, darf man Deb Callahans Gitarristen Allen James als eine echte Entdeckung feiern.
Bei Johnny Lee Schells Metallröhrchen-Einsatz in "Shakin' Up" spüren andere Slide-Gitarristen die Sechssaiter-Späne in ihrem Nacken und überhaupt gehen die ersten drei Lieder ab wie eine Seitenwinder-Klapperschlange durch den heißen Wüstensand.
Nach der dynamisch angelegten Ballade "I Am Family" mit herrlichem Chorgesang nimmt der "Sweet Soul"-Raddampfer ganz relaxt wieder Fahrt auf. Diese CD schlägt so ähnlich auf, wie die erste Begegnung mit Scheiben von Shemekia Copeland oder Sharrie Williams.
Dieser Rundling ist Genuss ohne künstliche Zusatzstoffe. Blues fließt wie selbstverständlich aus den Lautsprechern. Die Zwölftakter-Anreicherungen wie Soul, Funk, Gospel, Swing oder eine kleinen Prise Rock'n'Roll stehen quasi Schlange und wenn "Way Down In The Hole" von Tom Waits dran ist, dann darf man sich an einer gelungen-gezähmten Version mit tollem Orgelsolo laben. Hochklassig!
Die ultimative Slow Blues-Eigenkomposition "Slow As Molasses, Sweet As Honey" wird zum Test der Saugfähigkeit eines Taschentuches und zum Trocknen benutzt man den heißen Funk von "I Been Hoodood".
Punkt, Aus, Ende ... Deb Callahans "Sweet Soul" hat voll überzeugt und wird wohl auch für viele Blues-Anhänger ein Zückerli werden/sein.
Line-up:
Deb Callahan (vocals, background vocals - #1-3)
Allen James (guitar)
Johnny Lee Schell (slide guitar - #3, background vocals - #6,8)
Reggie McBride (bass)
Tony Braunagel (drums, percussion)
Mike Finnigan (organ, piano, background vocals - #1-3,8,13)
Jimmy Powers (harmonica)
Teresa James (background vocals - #1-4,8,13)
Leslie Smith (background vocals - #1-3)
Lydia Hilliard (background vocals - #6)
Tracklist
01:Big Love (3:04)
02:I Keep Things Running (4:32)
03:Shakin' Up (4:16)
04:I Am Family (5:02)
05:Sweet Feeling (2:46)
06:Born To Love You (4:18)
07:Seven States Away (4:59)
08:Way Down In The Hole (3:08)
09:Step Back (5:32)
10:You Don't Know Your Mind (4:35)
11:Crazy 'bout You Baby (3:54)
12:Slow As Molasses, Sweet As Honey (5:31)
13:I Been Hoodood (4:37)
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