Dennis Crommett / The Evening Sorrow
The Evening Sorrow Spielzeit: 35:39
Medium: CD
Label: Pigeon Records/Rounder Europe, 2007
Stil: (Alternative) Folk

Review vom 21.05.2007


János Wolfart
Dennis Crommett muss ein großer Fan Simon & Garfunkels (S & G) und besonders von "Sounds Of Silence" sein, denn einiges gemahnt auf "The Evening Sorrow" an das New Yorker Duo und dessen 1966 veröffentlichte LP. Da wäre zum einen Crommetts Gesang, der sowohl ohne, als auch mit den Backing-Vocals von Philip Price, mit dem er sonst in der Band Winterpills musiziert, stark an S & G erinnert. Auch die Instrumentierung weist gewisse Ähnlichkeiten auf, die akustische Gitarre gibt den Ton an, die E-Gitarre spielt nur eine untergeordnete Rolle und weder Drums noch Bass machen Krach. Alles spielt sich schön ruhig, in vordergründig geordneten Folk-Bahnen ab, aber meist mit einer tiefen Melancholie unterlegt.
Hier spürt man nichts vom Aufbruch oder gar politischem Protest, der den Folk/Folk-Rock der Sechziger stark prägte. Crommetts Stücke vermitteln nicht zuletzt durch seine hohe, verletzlich klingende Stimme eine Introvertiertheit, die stellenweise in Lethargie übergeht und an Selbstaufgabe grenzt; sie schreien nicht laut nach Hilfe, sondern geben einem das Gefühl von unendlicher Traurigkeit. So wirkt die Musik wie der perfekte Soundtrack zu einer chronischen Depression - bereits Album- und Songtitel sprechen Bände. Cello und Pedal Steel werden dementsprechend eingesetzt: Ersteres klingt stellenweise psychedelisch, letztere elegisch-ambientmäßig angehaucht und alles andere als unkomplizierte Country-Glückseligkeit verbreitend.
Neben S & G ist sicherlich auch der ebenfalls in Massachusetts beheimatete Steve Westfield als musikalischer Bezugspunkt zu nennen ("Reject Me First" mit der Slow Band), der mit seinem Alternative-Country-Folk-Rock seit über einer Dekade gegen den Mainstream schwimmt, auch wenn auf "The Evening Sorrow" der Rock-Aspekt, bis auf "Green Depression Glass", so gut wie nicht vorhanden ist. Die texanischen Kultbands Knife in The Water und Pleasant Grove könnten eventuell auch als Inspiration für diese Scheibe gedient haben, aber ohne deren Hang zu epischen Kompositionen. Crommett beschränkt sich auf kurze Drei-Minüter und einen Sound ohne Schnickschnack, der zur Atmosphäre des Albums perfekt passt - eine großartige Leistung des Sängers, der zugleich als Produzent eine CD aus einem Guss schaffte.
Anspieltipps aus dem durchgehend hochwertigen Songmaterial herauszufischen, ist kaum möglich, seien hier der Opener und "Oranges And Red", die vielleicht am stärksten an S & G orientiert sind, sowie "The Church Downtown" genannt. Bei allen berechtigten Vergleichen mit einem der erfolgreichsten Duos der Musikgeschichte, Crommett geht seine eigenen Wege und besticht durch ein gut durchdachtes Konzept mit überzeugender Instrumentierung und intelligenten Lyrics - schade nur, dass dem schönen Digipack kein Booklet mit Songtexten beigelegt wurde. Aber das soll der einzige Kritikpunkt bleiben. Über die relativ kurze Spielzeit werden nur diejenigen meckern, die sich lieber 70 Minuten lange CDs mit unglaublich vielen Fillern anhören.
Das Ergebnis ist ein ausgezeichnetes Album, das Liebhabern von sowohl traditionellem als auch alternativen Folk Freude bereiten wird, aber auch Anhängern von Singer/Songwriter-Stoff und Alt-Country gefallen könnte.
Line-up:
Dennis Crommett (vocals, guitars)
Gideon Freudman (cello)
Matt Hebert (bass)
Dave Hower (drums, percussion)
Philip Price (backing vocals)
Bruce Tull (pedal steel, guitars)
Tracklist
01:Some Kind Of Friend
02:Larkspur
03:Away The Evening
04:Thank God It's The Morning Of
05:Oranges And Red
06:Bright
07:Green Depression Glass
08:Sick
09:The Church Downtown
10:Basement Friends
11:Bubble Lights
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