Eric Clapton / Guitar Festival Crossroads 2013
Eric Clapton Guitar Festival Crossroads 2013 Spielzeit: 136:38 (DVD 1), 152:13 (DVD 2)
Medium: Doppel-DVD
DVD-Technik:
Tonformat: DTS Digital Surround 5.1
Bildformat: 4:3
Untertitel: keine
FSK: 0
Label: Warner Music, 2013
Stil: Blues Rock & More

Review vom 19.11.2013


Steve Braun
Der große Eric Clapton ruft zum vierten Mal und die Großen und Allergrößten der Musikszene lassen alles stehen und liegen - das Crossroads Guitar Festival hat sich als großes Showcase der Blues-Gemeinde etabliert. Nach Dallas (2004), Bridgeview (2007) und Chicago (2010) musste im April dieses Jahres der riesige New Yorker Madison Square Garden herhalten. Man darf gespannt sein, wo das nächste Crossroads (im Jahr 2016) stattfinden wird.
Erneut gingen alle Erlöse aus den Ticketverkäufen (aber auch aus den DVD-Verkäufen) an das von Clapton gegründete Crossroads Centre, einer Suchtklinik auf der Karibikinsel Antigua.
Altbekannte Crossroads Guitar Festival-Veteranen wie Robert Cray und Sonny Landreth trafen in New York City auf "Crossroads"-Frischlinge wie die Allman Brothers Band, Earl Klugh oder
Keith Richards und machen - einmal mehr - diese DVD-Veröffentlichung zu einem Pflichtkauf, garantiert nicht nur für die Bluesfreunde unter unseren Lesern.
DVD 1 wurde am ersten Tag des diesjährigen Crossroads Guitar Festivals, dem 12. April, aufgezeichnet und gibt diesen in Ausschnitten wieder. Den Anfang machte der walisische Veteran Andy Fairweather Low, der mit seiner Band Lowriders Eric Clapton zuvor bei dessen Europashows supportet hatte. Nach einer hübschen Country-Einlage mit Vince Gill wurde (endlich) ganz tief in den Blues eingetaucht. Ein tolles Wiedersehen gab es mit den 'Blues Brüdern' Steve Cropper und Matt 'Guitar' Murphy, die in einer um Booker T. formierten Truppe glänzen konnten - garantierte Gänsehaut beim Klassiker Green Onions!!
Wie immer war (und ist) die Soloeinlage von Sonny Landreth ein musikalischer Hochgenuss. Mit "Next Of Kindred Spirit" unterstrich er seinen Status als weltbester Slide-Gitarrist nachdrücklich.
Einmal mehr zeigte sich Doyle Bramhall II, der sich mit Citizen Cope und vor allem dem irrwitzigen Gary Clark Jr. wohl nicht nur in die Herzen der jüngeren Zuschauern gespielt haben dürfte, ziemlich innovativ und ebenfalls in prächtiger Form. Der als Schmuse-Jazzer gefürchtete Earl Klugh präsentierte seine Künste auf der Akustischen, bevor mit dem mir gänzlich unbekannten Kurt Rosenwinkel ein weiterer Jazzer die Bühne enterte. Und was für einer!! Der 43-Jährige hat den ECM-Sound absolut verinnerlicht, klingt erfrischend wie der junge Pat Metheny... und wie ein junger Gitarrengott. Was für eine Entdeckung!
Mit der allzu frickeligen 'Fönwelle' John Mayer kann ich jetzt persönlich nicht viel anfangen, auch ein glänzend aufgelegter Keith Urban, der zur musikalischen Unterstützung beisprang, kann da nicht mehr viel retten. Aber DVD 1 steuert ohnehin bereits auf ihren Höhepunkt zu.
Die Allman Brothers Band legte einen flirrenden Jam-Teppich für Clapton und sein "Why Does Love Got To Be So Sad?" aus. Eine exzellente Wahl, denn schließlich war der Heilige Duane an der Entstehung dieses Songs persönlich beteiligt. Was für eine tolle Ehrerbietung!! Zu der beinahe obligatorischen "Whipping Post" erhob sich sogar das etwas spröde erscheinende Publikum von seinen bequemen Sitzgelegenheiten und ließ die Hüfte zucken. Die Spielfreude war auch nach bald fünfzig Jahren (viel fehlt nicht mehr) noch immer überwältigend und eine helle Freude, den ehemals schwerstkranken Bandleader in derart guter Verfassung zu sehen. Hochverdiente Standing Ovations verabschiedeten diese - wohl nicht nur für meinen Geschmack - größte Band aller Zeiten!!
Die zweite DVD beinhaltet Ausschnitte der Show des zweiten Tages, des 13. April 2013. Gleich zum Auftakt gab es eine der beeindruckendste Darbietungen des Abends. Derek Trucks und Sonny Landreth zeigten nachdrücklich, was bei Eric Claptons Festival im Mittelpunkt steht: die GITARRE. Die beiden präsentierten bei "Congo Square" jeweils ihre außergewöhnlichen Anschlagstechniken der jeweiligen Schlaghand. Wenig später zeigte Jimmie Vaughan ebenfalls diesbezüglich Außergewöhnliches - elektrisierende Einlagen dreier wahrhaftiger Gitarrenhexer!
Ganz anders das Triumvirat Gregg Allman, Warren Haynes und Derek Trucks. Ob "Midnight Rider" oder The Needle And The Damage Done, bei ihnen stand - bei rein akustischer Untermalung - der SONG im Mittelpunkt. Eine zauberhafte Atempause in dem ganzen gitarristischen Feuerwerk.
Einen weiteren Höhepunkt stellte der Klassiker Tumbling Dice dar, der von Keith Urban, Vince Gill und Albert Lee in einer prickelnden Interpretation dargeboten wurde. Danach durfte der große
Taj Mahal seinen 'Frosch im Hals' ausführen, gemeinsam mit Keb Mo an der Dobro. Die eigentliche Überraschung des Vorabends, der junge Gary Clark Jr., legte danach noch zwei Nummern hin, mit denen er seine zukünftigen Ambitionen nachdrücklich beweisen konnte. Vielleicht eine Spur zu überengagiert, vielleicht etwas zu 'angefuzzt', aber von dem Typ wird man noch viel hören... garantiert.
Ein alter Bekannter sollte den Endspurt einleiten: Jeff Beck, umringt von einer 'Frauer-Pauer'-Truppe um Beth Hart, präsentierte eine mörderische Version des Klassikers "Goin' Down" und bereitete damit den Boden für DEN Überraschungsgast des zweiten Abends: Mr. Knitterface Keith Richards. Was viele manchmal vergessen: Der Mann ist ein britischer Bluesman der allerersten Stunde, was er mit dem Gassenhauer "Key To The Highway" eindrücklich unterstrich.
Der 'Endspurt' gehörte dann ganz dem Gastgeber Eric Clapton, der mit Robbie Robertson für
"I Shall Be Released" einen zweiten Sensationsgast aus dem Zylinder zauberte und danach ein wahres Feuerwerk abfackelte, wie man es von einem bald 70-Jährigen kaum erwarten konnte. Eine gigantische Allstar-Truppe beschloss mit einem jammig interpretierten "High Time We Went" einen packenden zweitägigen Marathon.
Sehr einfühlsam sind die stimmungsvollen Impressionen rund um das "Eric Clapton Guitar Festival Crossroads 2013" in die Ein- und Ausleitungen beider DVDs eingefangen und -gebaut worden. Die eingestreuten, erfreulich kurz gehaltenen Interviewpassagen nerven nur ein kleines bisschen. Irgendwie muss man sich damit abfinden, dass die Regisseure solcher Konzertfilme dieses Stilmittel zur Auflockerung immer stärker nutzen. Das 'Bonusmaterial' findet der Musikfreund somit zwischen den Stücken - nicht im Anhang der beiden DVDs. Ein Booklet, das diesen Namen auch verdient, rundet diese gelungene Veröffentlichung ansprechend ab.
Keine Frage: Diese tadelos laufende Doppel-DVD, die es natürlich auch als CD- und Blu-ray-Edition (die, wie man lesen musste, einige Probleme bereitet) gibt, gehört in die Sammlung eines jeden Musikfreundes. Sie zeigt eindrucksvoll die gesamte stilistische Breite des Blues Rocks und obendrein einige der besten Gitarristen der Welt. Prädikat: Besonders sehenswert!
Tracklist
DVD 1:
01:Eric Clapton "Tears In Heaven"
02:Eric Clapton/Andy Fearweather Low "Spider Jiving"
03:Eric Clapton/Vince Gill "Lay Down Sally"
04:Booker T./Steve Cropper "Time Is Tight"
05:Booker T./Steve Cropper/Keb Mo/Blake Mills/Matt 'Guitar' Murphy/Albert Lee "Born Under A Bad Sign"
06:Booker T./Steve Cropper/Keb Mo/Blake Mills/Matt 'Guitar' Murphy/Albert Lee "Green Onions"
07:Robert Cray Band "Great Big Old House"
08:Robert Cray/B.B. King/Eric Clapton/Jimmie Vaughan "Everyday I Have The Blues"
09:Sonny Landreth "Next Kindred Spirit"
10:Doyle Bramhall II/Alice Smith "Cry"
11:Doyle Bramhall II/Citizen Cope "Bullet And A Target"
12:Doyle Bramhall II/Gary Clark Jr. "She's Alright"
13:Earl Klugh "This Time"
14:Earl Klugh "Mirabella"
15:Kurt Rosenwinkel "Heavenly Bodies"
16:Kurt Rosenwinkel/Eric Clapton "Big Road Blues"
17:Gary Clark Jr. "Next Door Neighbor Blues"
18:John Mayer "Queen Of California"
19:John Mayer/Keith Urban "Don't Let Me Down"
20:Buddy Guy/Robert Randolph/Quinn Sullivan "Damn Right, I Got The Blues"
21:Allman Brothers Band/Eric Clapton "Why Does Love Got To Be So Sad"
22:Allman Brothers Band "Whipping Post"

DVD 2:
01:Sonny Landreth/Derek Trucks "Congo Square"
02:John Mayer/Doyle Bramhall II "Change It"
03:Jimmie Vaughan "Ooh-Ooh-Ooh"
04:Blake Mills/Derek Trucks "Save The Last Dance For Me"
05:Los Lobos/Robert Cray "I Got To Let You Know"
06:Los Lobos "Don't Worry Baby"
07:Gregg Allman/Warren Haynes/Derek Trucks "The Needle And The Damage Done"
08:Gregg Allman/Warren Haynes/Derek Trucks "Midnight Rider"
09:Vince Gill/Albert Lee "I Ain't Living Long Like This"
10:Vince Gill/Keith Urban/Albert Lee "Tumbling Dice"
11:Taj Mahal/Keb Mo "Walkin' Blues"
12:Taj Mahal/Keb Mo "Diving Duck Blues"
13:Gary Clark Jr. "When My Train Pulls In"
14:Gary Clark Jr. "Please Come Home"
15:Jeff Beff/Beth Hart "Going Down"
16:Jeff Beck "Mná Na Héireann"
17:Eric Clapton/Keith Richards "Key To The Highway"
18:Eric Clapton/Robbie Robertson "I Shall Be Released"
19:Eric Clapton/Andy Fairweather Low "Gin House Blues"
20:Eric Clapton "Got To Get Better In A Little While"
21:Eric Clapton "Crossroads"
22:Eric Clapton "Sunshine Of Your Love""
23:Ensemble "High Time We Went"
Externe Links: