Also, wenn ich eines in den letzten zwölf Monaten gelernt habe, dann dieses: Wo Guy Clark draufsteht, ist auch Guy Clark drin! Der Texaner macht keine halben Sachen, sondern ist ein Qualitätsgarant, auf den man sich blind verlassen kann. Guy und seine Frau Susanna waren die engsten Freunde von Townes Van Zandt und dieses Trio war mehr oder weniger der sogenannte Elternersatz des damals 15-jährigen, von zu Hause nach Nashville durchgebrannten Steve Earle.
Ebenso wie Van Zandt (und auch der 'Schüler' Earle), hatte sich auch Guy Clark von Anfang an auf die Fahnen geschrieben, Songs abzuliefern, die wasserdicht sind und etwas taugen, oder besser gleich die Finger von der Materie zu lassen und die Gitarre lieber als Feuerholz zu verwenden.
Stellvertretend für den gesamten Backkatalog Clarks, möchte ich hier sein Album "Dublin Blues" aus dem Jahr 1995 vorstellen. Wie alle anderen seiner Alben davor und danach, hat auch dieses Werk bis heute nicht sehr viele Einheiten verkauft. Der Südstaatler ist ein sogenannter 'Songwriters Songwriter' und nicht gerade wenige seiner Songs wurden für andere Musiker, wie z.B. Johnny Cash zu Hits. Bei einigen Quellen kann man nachlesen, dass die Kritiker ihm seine dunklere und angeraute Stimme anhaften und anführen und ihm dadurch immer der große Erfolg verwehrt blieb. Wobei ich mir hier mal die Freiheit nehme, dies als absoluten Schwachsinn zu bezeichnen. Wesentlich näher an der Wahrheit liegt wohl, dass der Texaner zu unbequem, zu stur ist, den Zirkus, der sich Musikbusiness nennt, mitzumachen. Wichtig war ihm immer nur eines: Der Song an sich!
"Dublin Blues" startet mit dem Titelsong und den ersten warmen Tönen von Guys akustischer Gitarre. Dezent unterlegt von einem soundfüllenden akustischen Bass und spärlichen Percussions, fängt Clark an zu singen und befördert einen unmittelbar in eine wohlige Kamin-Stimmung. Das Arrangement ist sparsam, aber mehr ist auch gar nicht nötig um den Zuhörer umgehend in seinen Bann zu ziehen. "Black Diamond Strings", im Background von der ohnehin einzigartigen Emmylou Harris unterstützt, geht sofort ins Ohr und will auch gar nicht mehr raus.
Guy Clark schafft es, Herz und Seele, gepaart mit absoluter Bodenständigkeit in seine Songs einfließen zu lassen. Angeswingt beginnt "Shut Up And Talk To Me" ("Hör' auf zu quatschen und SPRICH mit mir", Anm. d. Verf.). Da ist Abwechslung drin, das sind tolle und eingängige Melodien und die wohlklingende, sowie angegriffene Stimme lässt erkennen, dass dieser Mann Whiskyflaschen und Zigaretten mit Bestimmtheit nicht nur durch Schaufenster genauer unter die Lupe genommen hat.
"Stuff That Works", "Hank Williams Said It Best", "Tryin' To Try" und, und, und…ich könnte jeden einzelnen Song aufzählen. Denn jeder einzelne dieses Zehnerpacks ist ein Juwel für sich. Als special guest war obendrein dann auch noch die Legende Ramblin' Jack Elliott bei dem Song "Hangin' Your Life On The Wall" mit von der Partie. Textlich kommen mit den kleinen 'Briefen' an seine Frau Susanna ("Dublin Blues", "Baby Took A Limo To Memphis"), der genau observierten und ergreifenden Geschichte "The Cape" oder eine der schönsten Sohn - Vater-Widmungen ("The Randall Knife") die Aspekte dazu, die dieses Album zu einem seiner sehr vielen außerordentlichen machen.
Im Jahr 1975 erschien Guy Clarks-Debütalbum "Old No. 1". Mittlerweile sind es, inklusive des Ende letzten Jahres erschienenen "Workbench Songs", gerade mal elf an der Zahl. Ein Umstand, den der Protagonist wie folgt erklärt: »Ich habe keine Eile, ich bin schließlich nicht auf der Flucht. Ich warte einfach immer, bis ich zehn oder zwölf Songs zusammen habe und dann mache ich ein Album«! Das mag sich lapidar anhören, kann aber auch als totales Understatement verstanden werden. Der Mann schreibt sicherlich wesentlich mehr als ein Dutzend Titel zwischen zwei (in größeren Abständen erscheinenden) Alben, aber die Messlatte, die er sich selbst bzgl. eines guten Songs gesetzt hat, ist eben sehr hoch. Eine Tatsache, die vor allem dem Käufer seiner Produktionen zu Gute kommt.
Der Sound des Texaners ist warm, homogen und ein Balsam für die Seele und das Ohr. Die Stimme ist angenehm beruhigend und hat erzählerisches Talent, aber auch die Ecken und Kanten, die Guy Clark sehr authentisch rüberkommen lassen, sodass man ihm jedes gesungene Wort ohne jeden Anflug eines Zweifels glaubt. Die Stimme eines Mannes, der das Leben in vollen Zügen genossen hat, aber auch viele Tiefschläge einstecken musste.
Freunde der Songwriterkunst und des erdigen Texas-Stils: Guy Clark ist euer Mann!! Testet ihn an und ihr werdet nicht mehr von ihm loskommen!
Line-up:
Guy Clark (vocals, acoustic guitar)
Verlon Thompson (acoustic guitar, harmony vocals, harmonica)
Kenny Malone (drums, percussions)
Travis Clark (acoustic bass)
Darrell Scott (acoustic guitar, dobro, slide guitar, mandolin, penny whistle)
Tracklist |
01:Dublin Blues
02:Black Mountain Strings
03:Shut Up And Talk To Me
04:Stuff That Works
05:Hank Williams Said It Best
06:The Cape
07:Baby Took A Limo To Memphis
08:Tryin' To Try
09:Hangin' Your Life On The Wall
10:The Randall Knife
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