Vor gut einem Jahr hatte ich mein Review zu Jimmy Cornetts EP California Session wie folgt geschlossen: »Jimmy Cornett hat mit "California Session" fünf superstarke, authentische, ganz schwer nach Amerika klingende Tracks abgeliefert, die eine Riesenlust auf sein kommendes Album machen.« Und nun liegt es vor, trägt den Namen "Raise The Dust" und wirbelt, zumindest in meinen Lauschern, tatsächlich jede Menge Staub auf. Zur Verstärkung hat er diesmal seine Begleitband The Deadmen dabei, die wie die berühmte Faust aufs Auge zu seiner Musik passt.
Ebenso stilsicher wie auf dem Vorgänger legt der Wahl-Hamburger mit dem rockigen wie gleichzeitig melancholischen "Feels Like Coming Home" vor. Ein herrlich warmer, rootsiger wie authentischer Sound fließt aus den Boxen und die Nummer verfügt sogar noch über einen großen Ohrwurmcharakter. Ein Einstieg nach Maß. Aber - wie erhofft und erwartet - geht es auch genauso stark weiter. Ein Zahn zugelegt wird zum Beispiel bei "Sitting On The Rooftop", das schön nach vorne treibt und dazu clever arrangiert ist.
Der Songtitel "Rock'n'Roll" ist nicht gleich zu Beginn auch Programm, eher verhalten und nachdenklich setzt sich Cornett hier in Szene. Beim Refrain wird dann angezogen, doch es bleibt eher schleppend. Kein Partysong also, sondern ein Fazit, welchen Tribut ein Musiker seinem Lebensstil oft zollen muss. Trotzdem - oder gerade deshalb - sehr stark. Jimmy Cornett kommt 'echt' rüber, man glaubt ihm einfach die Geschichten, die er dem Hörer da textlich vorträgt. Eine echte Rock'n'Roll-Nummer ist dann aber mit "Rolling 81" doch noch am Start. Hier lässt es die Band richtig krachen und die Post geht fett treibend nach vorne ab.
Interessanterweise haben sich auf "Raise The Dust" auch zwei Coversongs eingefunden. Zum einen wagt sich Cornett an das Prince-Original "Purple Rain", das er mit akustischer Gitarre und dezenter Unterstützung der Band im urwüchsigen Stil zum Besten gibt. Dass dieser Song schon immer ein guter war, merkt man daran, dass er in diesem Outfit ebenso gut funktioniert, wie damals in den Achtzigern bei dem Mann, der sich eine Zeitlang nicht mehr an seinen Namen erinnern konnte. Dazu passt der Track "Forgotten Child", ein fetziger Roots-Rocker, der stetig nach vorne peitschend nicht sehr viel mehr als verbrannte Erde übrig lässt.
Mit dem befreundeten Musiker Keaton Simons spielte Cornett auf der Bühne mit akustischen Gitarren auch immer sehr gerne das Allman Brothers Band-Stück "Soulshine". Und für "Raise The Dust" wurde diese Nummer nun auch für die Ewigkeit festgehalten. Ein cooler Bonus! "Road To Heaven" kommt ebenso mit dieser Mischung aus Rauheit und Eingängigkeit wie der Titelsong und "Little Lil" beginnt mit sehr bluesigen Tönen, bevor der Rock'n'Roll mit unverkennbarem Boogie-Einschlag wieder übernimmt.
Jimmy Cornett And The Deadmen haben die hochgesteckten Erwartungen mit "Raise The Dust" nicht nur erfüllt, sondern sogar noch ein gutes Stück übertroffen. Die beiden Coverversionen mögen Geschmacksache sein, aber sämtliche Originalsongs bieten ehrlichen, authentischen, superstarken (Roots-) Rock, der keine Fragen offen lässt. Höchstens die, ob der Protagonist mit Verstärkung bald auch mal die Bühnen unweit des Rezensenten unsicher machen wird. Sehr starkes Album mit Repeattaste-Annäherungs-Gefahr!
Line-up:
Jimmy Cornett (guitars, lead vocals)
Frank Jäger (bass, vocals)
Thomas Raabe (drums, vocals)
Dennis Adamus (guitars, vocals)
Special guest:
Keaton Simons (acoustic guitar & lead vocals - #11)
Tracklist |
01:Feels Like Coming Home
02:Forgotten Child
03:Road To Heaven
04:Sitting On The Rooftop
05:Little Lil
06:Rock'n'Roll
07:Dove And The Waterline
08:Purple Rain
09:Rolling 81
10:Raise The Dust
11:Soulshine
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