Bereits auf seiner Tour im Jahr 2004 war "Autobahn John" live zu hören. In den Lyrics verdeutlicht John Campbelljohn einiges von der Hektik, die entstehen kann, wenn man tourt. Er vermittelt uns, dass er das Fliegen hasst und sich lieber auf deutschen Autobahnen herum treibt.
Dieser und auch der folgende instrumentale Track, "Weight Of The World", zeigen, dass sich Campbelljohn in etwas anderen musikalischen Gefilden tummelt. Die Nummern sind so richtig rockig ausgefallen. Eine bemerkenswerte, neue Seite des kanadischen Bluesers, der sich der Slide-Gitarre verschrieben hat.

Aus dieser Sicht erwartet man von einem der folgenden Titel ("Mississippi Queen") von Mountain folglich möglicherweise etwas noch Rockigeres.
Und was ist? Er hat eine elegante Überraschung im Köcher. Der Song ist eine Pfeilspitze direkt ins Country-Blues Herz. Erstklassige Mit Resornator-Slide und gewohnt gutem Gesang, verarbeitet Campbelljohn den Moutain-Hammer (fast) im Alleingang. Mittendrin gesellen sich zwar Drums und Bass dazu, die dann geschmeidig im Hintergrund agieren.
Ebenso deutlich wird das in Hendrix "Waterfall (May This Be Love)", getragen von der Pedal Steel-Gitarre. Noch einen Schuss mehr Country injiziert er der Nummer. Cassie Campbelljohn, Grant Leslie, und Neil Robertson verstärken dieses Feeling durch brillanten Harmoniegesang.
Was spricht dagegen, auch "Little Wing" hinaus auf's Land zu führen. So behandelt er "Little Wing" in ähnlicher Weise, wie "Waterfall…". Wenn, ja wenn da nicht zwei überraschende Gitarrensoli wären, die wie ein Pflug ausgedörrten Boden aufmischen.

Hatten wir mit "Autobahn John" und dem Titelsong schon zwei Lieder nach dem Motto 'Campelljohn rockt', hören wir in "Sydney Steel" eine richtig rockige, riffige Gitarre, unterstützt von pumpendem Bass und einem Schlagzeug, das sowohl groovige als auch rockige Akzente setzt. Bekannt ist Campbelljohns Songwriting ja auch für feine Refrains, belegt mit diesem Track.
"You Give Me Strength" dürfte fast schon ein einer Singer/Songwriter-Ecke Platz finden.

Natürlich findet man auf "Weight Of The World" auch bewährtes Material von John Campbelljohn.
Was nicht gleichbedeutend mit minderer Qualität oder Langeweile ist. Nein, nein, alles ist so frisch und abwechslungsreich, dass sich die fast 57 Minuten zu einem reichlich gefüllten Buffet entwickeln. Man kann aus einer reichhaltigen Palette von Angeboten aussuchen und findet immer etwas Appetitliches.

Selbst die Nachspeise ist für eine Überraschung gut, wenn ich den letzten Song, "Maybe I'm Just Old Fashioned", mal so bezeichnen darf. Hier verblüfft er uns dann ein letztes Mal mit einem Rock 'n' Roller.

Wenn das so weiter geht, dürfen wir uns nach seiner nun sechsten CD gelassen und entspannt auf weitere Veröffentlichungen freuen, denn "Weight Of The World" verdeutlicht mit allem Nachdruck, dass John Campbelljohn noch lange nicht am Ende seiner künstlerischen Fahnenstange angekommen ist.

Auch seine Musiker befinden sich auf seinem Qualitätsniveau und so zeigt die Campbelljohn-Großwetterlage ein stabiles Hochdruckgebiet über ihm an, dass für längere Zeit Bestand haben wird, so wie die Wetterlage dieses Sommers…

Line-up:
John Campbelljohn (lead vocals, acoustic & electric guitar, electric slide guitar, pedal steel,
    resonator & lap steel guitars, bass - #1, 2, backing vocals)
Grant Leslie (bass - #3, 5, 6, 7, 10, 11)
Neil Robertson (drums - #3, 5, 6, 7, 10, 11)
Ed Woods (bass - #4, 9, 12, 13)
Bruce Aitken (drums - #1, 2, 4, 8, 9, 12, 13)
Lennart Krogoll (additional percussion & song arranging)
Jamie Foulds (backing vocals - #13)
Cassie Campbell (all other backing vocals)
Grant Leslie (all other backing vocals)
Neil Robertson (all other backing vocals)