Es war zu erwarten, dass sich auf dem neuen Album von
Justin Currie wieder reichlich melodiöse Popmusik tummeln würde, wie ich das bereits beim Vorgängeralbum,
The Great War, im Jahre 2010 vermutet hatte.
Klar, erneut sind eindeutige Hinweise auf die alte Band, auf
Del Amitri, wahrnehmbar, wenngleich auch einmal mit einem starken Country-Einschlag versehen, wie bei "On My Conscience". Nun, schließlich wurde die Platte in Austin/Texas aufgenommen - vielleicht hat die Umgebung ein wenig abgefärbt. Doch das, was ich als erstes höre, klingt ein wenig nach Harmonien der
Beatles und etwas nach
Paul Carrack. Also dampft der Popzug wieder kräftig. Wildes Gitarrengefetze stört die Harmonie mittendrin und bringt eine raue Komponente ein, ist das nun Indie Pop?
Und da schleicht sich in atmosphärischer - nicht gesanglicher - Hinsicht auch noch ein wenig von
Bob Dylan ein, die Richtung von "Blonde On Blonde" höre ich bei "Bend To My Will" heraus. Programmierte Drums sind bei "Priscilla" auch dabei und
Currie klingt hier doch tatsächlich ein wenig nach
Gene Clark. Bereits nach vier Stücken lässt sich Abwechslung erkennen. Diese schreitet fort und so entstehen erneut großartige Popmusikperlen, die sich in den Charts gut machen würden, es aber nicht werden, denn dazu sind sie wahrscheinlich nicht einfach und gradlinig genug. Denn immer wieder schleicht sich ein gewisser Hauch von Independent und Schräge ein, der allerdings für mich das Tüpfelchen auf dem 'i' darstellt.
Wenn ich ganz genau lausche, scheinen mir zwischendurch Zitate aus mir bekannten Titeln aufzutauchen, höre ich doch zum Beispiel bei "On A Roll" ganz kurz das Thema von "Heart Full Of Soul" von den
Yardbirds. Zufällig oder gewollt? Keine Ahnung, aber mir zeigt es, dass man diese Musik von zwei Seiten konsumieren und genießen kann: oberflächlich als melodische Popmusik und näher unter die Lupe genommen als Sammlung ideenreicher und durchdachter Arrangements. Was mich stört, ist die Verwendung dieser pappig klingenden, programmierten Drums - schlimm auf dem ansonsten ganz wunderschönen "Into A Pearl". "Half On Me", wenn da mal nicht wieder die Pilzköpfe Pate standen... Ja, die Popmusik vergangener Tage, nicht nur von jener Band, dringt immer wieder durch und wird durch die moderne Bearbeitung in die Jetztzeit herübergebracht, was mir zu denken gibt, ob heute noch wirklich gute eigenständige Popmusik existiert, ohne nach früher zu schauen.
Gelegentlich schimmert auch
Crowded House durch und somit kann man sich einigermaßen vorstellen, was einen hier erwartet.
Eine Entwicklung seit letzten Platte kann ich eigentlich nicht feststellen,
Justin Currie scheint seinen persönlichen Stil nun manifestiert zu haben - gute und warmherzige Songs schreiben kann er jedenfalls noch immer.