Und wieder ein Konzert in Sande, dem 'kulturellen Zentrum Frieslands'… Dieses Mal ist es gelungen, einen jungen Mann - dreiundzwanzig Jahre ist er nun alt - aus Australien in den Ort zu locken: Kaurna Cronin, der bereits mit Pistol Eyes hier vorgestellt wurde. Mit dem neuen Album "Glass Fool" im Gepäck, ist er erneut im Rahmen eines Circuits - ausgerichtet von Songs & Whispers in Bremen - unterwegs, um die Kunde seiner speziellen Musik zu verbreiten.
Jungen und bisher unbekannten Künstlern/innen wird so immer wieder eine Plattform zur Vorstellung geboten. Im Rahmen seines dreimonatigen Europaaufenthaltes trat und tritt Kaurna Cronin in Skandinavien und Großbritannien auf und ist in unseren Gefilden auch wieder unterwegs.
So ergab sich zwischen den Terminen die Möglichkeit, das Publikum in der Traditionskneipe Zur Scharfen Ecke in Sande daran teilhaben zu lassen. An dieser Stelle gilt erneut mein ganz spezieller Dank dem Inhaber Mozart, der wie stets spontan und auf unkomplizierte Art seine Gaststätte zur Verfügung stellte.
Musik im Sommergarten, das war das Thema am 16. Juli, an einem herrlichen Sommerabend. Der Himmel war blau, es war angenehm warm, also gab es beste Voraussetzungen für dieses Open Air-Konzert. Dank des wiederum zahlreichen Publikums wurde es darüber hinaus auch noch zu einem hervorragenden Live-Erlebnis, wie mir etliche Besucher während des Auftritts und auch danach bestätigen konnten. Auf jeden Fall hat Kaurna einen großartigen und bleibenden Eindruck hinterlassen und es bleibt zu hoffen, dass er im Rahmen seiner nächstjährigen Tournee wieder in Sande auftreten wird.
Im Gegensatz zu den bisherigen Künstlern, die ich zu bisher drei Konzerten nach Sande habe vermitteln können, ist Kaurna jemand, der hauptsächlich darauf Wert legt, seine eigenen Kompositionen zu Gehör zu bringen und weniger dem Publikum mit mehreren Sing-A-Longs entgegen zu kommen, um es sozusagen bei den Hörnern zu packen. So war ich sehr erstaunt, dass es auch anders ging, denn der Großteil der Anwesenden lauschte gebannt dem Vortrag und zeigte sich bei den weniger effekthaschenden, sondern eher sehr zurückhaltenden Songs mit Tiefgang in guter Stimmung. Diesen schickte Kaurna oft eine kurze Erklärung vorweg. So etwa, wie es zu "Stockholm" kam - nämlich, als er anlässlich eines ersten Aufenthaltes in Schweden mit Freunden beim Zelten durch wildes Trommeln auf dem Zeltdach unsanft geweckt wurde. Nun, es waren Kinder - man hatte das Zelt wohl auf dem Gelände eines Kindergartens aufgeschlagen.
Doch oft waren es auch traurige Anlässe, die mit Tod und Krankheit von bekannten Personen einherging. "Leave A Letter" und "Precious Time" sind solche Songs, in denen solche schicksalshaften, emotional tief bewegenden Ereignisse verarbeitet wurde. Auf genau die dafür passende emotionale Weise vermag der Künstler damit umzugehen und diese Texte sehr empathisch mitfühlend vorzutragen, begleitet von seiner akustischen Gibson-Gitarre, Mundharmonika und einer Stomp Box, um dem Rhythmus noch etwas Druck zu verleihen. Ist diese Fähigkeit des individuellen Songwritings mit dem besonderen Vortrag bereits auf seinen Platten auffällig, so wird dieses live ganz eindeutig. Manchmal entstehen Momente, die innehalten lassen - nachdenklich kann man werden. So hat mir Kaurna auch berichtet, dass es ihm sehr wichtig sei, persönliche Erlebnisse und Beobachtungen als Basis seiner Songs zu nutzen.
Somit rundet sich die mittlerweile stark gewordene Persönlichkeit ab und Kaurna selbst strahlt dabei viel Ruhe und Sympathie aus. Zu diesem eigenen Ausdruck zählt natürlich auch seine sanfte, wohlklingende und meist in höheren Tonlagen agierende Stimme. Dies alles zusammen hat ihm den gewissen Wiedererkennungswert beschert, der selbst dann bestehen bleibt, wenn er Fremdkompositionen vorträgt. An diesem Abend waren das zwei Titel von Bob Dylan - nämlich "Don't Think Twice, It's Alright" und "Just Like A Woman" - sowie der Song "Slip Slidin' Away" von Paul Simon, mit welchem er stimmlich manchmal eine gewisse Ähnlichkeit hat.
Offensichtlich hatte man sich im Publikum bereits per Internet-Videos auf das Konzert vorbereitet, denn als der Einstieg zu "Run Boy" erklang, hatten einige den Song bereits erkannt. Ich denke, durch solche besonders eigenständigen Kompositionen - wie dem soeben genannten Song genauso wie dem Eröffnungstitel von "Glass Fool", dem ganz eindringlichen "Inside Your Town Is Inside Your Head" - hat es der Künstler verdient, von einer breiteren Öffentlichkeit erfolgreich wahrgenommen zu werden.
Zum Schluss kamen wir noch in den Genuss eines ganz neuen Songs: "Forgetting The Blue". Dieser wurde anlässlich eines zwanzigstündigen Fluges zwischen Australien und Europa komponiert und könnte einer der nächsten 'Hinhörer' werden. Davon werden hoffentlich noch viele folgen - gerade, weil der Künstler noch so jung ist und noch viel Raum für weitere Entwicklung und Vertiefung vor ihm liegt.
So hat sich mit Kaurna Cronin ein weiterer Künstler vorgestellt, dem ich von ganzem Herzen wünsche, dass er sich mit seiner sehr schönen und sympathisch wirkenden Musik in die Seelen seiner Hörerschaft spielen möge, spiegelt er doch eine neue und moderne Art des Folks und des Songwritings wider, mit der er bei genügend Airplay in den Radiostationen mit Sicherheit punkten könnte! Und es wird sicher seinen Grund haben, dass er in seiner Heimat dieses Jahr mit einem besonderen Preis ausgezeichnet wurde, mit dem 'Folk Alliance Australia Youth Award 2015', sowie ein Jahr zuvor mit dem 'Emily Burrows Award'. Danke, Kaurna, für die wunderschöne, emotional intensive und bewegende Musik!
Line-up:
Kaurna Cronin (vocals, guitar, harmonica, stomp box)
|